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Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Titel: Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir den Revolver mal genauer ansehen?« fragte ich.
    Easton winkte einem seiner Leute. »Fred, sichern Sie alle Fingerspuren an dem Revolver, und dann geben Sie Mr. Cotton die Waffe in die Hand.«
    »Okay, Lieutenant.«
    Der Mann kniete nieder. Er trug dünne Gummihandschuhe, um nicht selbst Fingerspuren zu hinterlassen. Während er sich an die Arbeit machte, unterhielten wir uns mit Harry Easton. Er zeigte auf einen hellblauen Buick, der keine drei Schritte neben der Leiche des Cops stand.
    »Sieht so aus, als ob er mit jemandem gesprochen hätte, der in diesem Wagen saß. Die Fahrertür ist geöffnet worden. Sie steht noch eine Daumenbreite offen. Am Lenkrad haben wir jede Menge Fingerspuren sichergestellt. Ein Mann ist bereits unterwegs, um die Prints auswerten zu lassen. Zwei andere sind drüben in der Fabrik und suchen den Besitzer des Wagens. Vielleicht haben sie Glück.«
    »Gibt es Zeugen?« fragte Phil.
    »Bis jetzt haben wir noch keine gefunden. Natürlich sind unten auf der Uferstraße gerade Autos vorbeigefahren, als hier die Schüsse fielen. Aber erstens ist es fraglich, ob die Fahrer die Schüsse hören konnten, und zweitens können wir uns nicht darauf verlassen, daß sich auch nur einer meldet, der vielleicht doch etwas gehört hat.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile über die verschiedenen Aspekte dieses Falles, bis Eastons Mann mir den Revolver brachte. Ich zog den Sperrbolzen, ließ die Trommel seitwärts ausschwenken und schüttelte die Patronen in meine Hand. Mit dem ungeladenen Revolver machte ich ein paar Schießübungen. Die Mechanik der Waffe funktionierte tadellos.
    »Am Revolver kann es also nicht gelegen haben«, sagte ich und fischte die Patronen aus der Rocktasche, um die Trommel wieder zu laden. Plötzlich stutzte ich.
    »Easton!« rief ich leise. »Phil! Seht euch das an!«
    Ich hielt ihnen eine der Patronen hin. Im gelben Messing der Patronenhülse saß das rötliche Zündhütchen. Und genau in der Mitte des Zündhütchens saß der Eindruck vom Abzugshahn. Praktisch war diese Patrone abgefeuert worden. Auch wenn das Geschoß noch immer in der Hülse stak.
    »Das gibt es doch nicht«, murmelte Easton erschrocken. »Lieber Gott, die können den Jungen doch nicht mit falschen Patronen ’rausgeschickt haben!«
    Ich suchte die anderen Patronen durch. Und ich fand eine zweite, in deren Zündhütchen die Einbeulung vom Abzugshahn zu sehen war.
    »Kommen Sie, Easton!« sagte ich und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Wohin wollen Sie?« fragte er, während er doch schon, genau wie Phil, neben mir herlief.
    »Zu Ihrem Einsatzwagen«, sagte ich. »Sie haben doch Werkzeuge dabei?«
    »Für beinahe alles und jedes. Warum?«
    Ich sagte nichts. Es lag ja im Grunde auf der Hand. Wenn ein Revolver abgefeuert wird, schlägt der Abzugshahn in das Zündhütchen der Patrone. Bei einer Pistole besorgt das der Schlagbolzen. Aber beide erzeugen im Zündhütchen den auslösenden Funken, der die Pulverladung der Patrone zur Explosion bringt. Der Abzugshahn war hier sichtbar im Zündhütchen aufgeschlagen. Entweder hatte es keinen Funken gegeben, oder das Pulver taugte nichts. Und das wollte ich wissen.
    Am Einsatzwagen suchte Easton zwei Zangen, um die ich ihn gebeten hatte.
    Wir kletterten in das kleine fahrbare Büro und zogen die Tür hinter uns zu.
    »Ein Blatt Papier!« verlangte ich.
    Easton legte zwei, drei weiße Blätter auf den versenkbaren Tisch. Ich drückte Phil eine Zange in die Hand und sagte: »Halte die Patrone damit fest.«
    Er tat es. Durch eine Geste zeigte ich ihm, daß er die Patrone über das Papier halten sollte. Dann nahm ich die zweite Zange und packte das Geschoß damit. Wir mußten uns anstrengen, aber dann kam es doch. Zuerst ruckte es, und dann hatte ich das Geschoß mit meiner Zange aus der Hülse herausgezogen.
    Sprachlos starrten wir auf die kopflose Geschoßhülse. Nicht eine Prise Pulver war heyausgefallen. Nicht ein Krümel. Phil nahm die Hülse zwischen die Finger .und hielt ihr offenes Ende nach unten.
    In der Patrone war überhaupt kein Pulver gewesen.
    ***
    Schon eine Stunde später war der Teufel los. Vermutlich hatte das 62. Revier noch niemals eine solche Ansammlung von Reportern erlebt. Man hatte den großen Aufenthaltsraum für die Pressekonferenz hergerichtet, aber selbst dieser große Raum bot kaum genug Platz für alle die Presse-, Radio- und Fernseh-Leute, die gekommen waren.
    Phil und ich hatten im Hintergrund Platz genommen, um das Geschehen zu beobachten.

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