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Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Titel: Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt Kostenlos Bücher Online Lesen
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abbruchreifen Gebäudes zugleich gewesen und hatte so Hart überall Unterschlupf gewähren können. Und außerdem war sie also wohl seine Hausdame hier draußen.
    »Mr. Hart ist nicht wohl, und ich darf niemanden hereinlassen«, jammerte sie hinter der Tür.
    »Irma«, sagte Bourroughs drohend, »Sie machen sofort auf, oder ich sprenge das ganze Haus in die Luft! Verstanden?«
    »Ja — ich mache ja schon auf! Aber Sie sind dann schuld, und nicht ich! Immer schieben sie die Schuld auf mich.« Die Tür ging auf, Bourroughs stürmte hinein und schlug sie hinter sich zu.
    Phil und ich verließen den Wagen so still wie möglich. Da fiel mein Blick auf die Uhr.
    »Eigentlich müßten wir den Chef anrufen«, sagte ich leise.
    »Nein«, entschied Phil. »Der hat uns schlafen geschickt. Wir wollen erst sehen, was hier vor sich geht.«
    Im Fenster des ersten Stockes, eigentlich nur eines Dachaufbaues, ging das Licht an. Es warf eine breite helle Bahn auf die Straße, aber wir machten uns nicht die Mühe, sie zu umgehen. Die Haustür trug ein Sims. Ich schlug Phil auf die Schulter und zeigte hinauf. Er faltete die Hände, ich stieg hinein, faßte den bröckligen Sims und zog mich hoch. Jetzt konnte ich in das erleuchtete Erkerzimmer hineinblicken.
    Hart lag im Bett, in viele Kissen gestützt. Vor ihm stand Bourroughs.
    Ich konnte jedes Wort verstehen, was er sagte.
    »Du bist ein Lump, Hart«, sagte er. »Du wolltest auskneifen und mich um meinen Anteil betrügen! Gib es zu!«
    Hart wand sich in seinem Bett.
    »Steve — nein, um Gottes willen doch nicht! Du mußt das verstehen, Steve! Ich bin ein kranker Mann. Viel kränker, als du weißt. Ich wollte nur eines: nach Haus, hier in mein Haus! Ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe. Hier fühle ich mich geborgen, hier sorgt man für mich besser, als du es bei allem guten Willen könntest…«
    »Spar dir dein Geschwätz, Hart!« sagte Bourroughs brutal. »Du hast dir mein Vertrauen verscherzt. Jetzt ist es an dir, es wieder zu erwerben. Und deshalb wirst du morgen eine Bankvollmacht über die sechs Millionen geben. Auf Treu und Glauben. Das verstehst du doch, Hart?«
    Hart hob hilflos die Hände.
    »Das — kann ich nicht, Bourroughs! Ich selbst kann pro Tag nicht über mehr als eine Million bar verfügen!«
    »Bar ist auch gar nicht nötig. Morgen haben wir ja die Bankzertifikate. Ich will sie in Händen haben, um zu sehen, daß ich dir wieder vertrauen kann. Ich werde dich jetzt hier einschließen und im Haus wachen bis morgen früh. Dann gibst du mir die Vollmacht, ich fahre in die Stadt, und wenn ich zurückkomme, teilen wir. Dann will ich vergessen, was du getan hast, Hart. Klar?«
    Er trat aus der Tür, schloß sie hinter sich mit einem Ruck und drehte von außen den Schlüssel zweimal herum.
    Ich winkte Phil, setzte mich auf den Sims nieder und sprang. Mein Freund fing mich auf, und wir gingen wieder hinüber zu meinem Wagen. »Was ist?« fragte er, sobald wir im Jaguar saßen und die Scheiben gegen unerwünschte Lauscher hochgedreht hatten.
    »Er behauptet, Hart habe sein Vertrauen mißbraucht. Anscheinend war er bis vor kurzem bei Bourroughs und ist ihm heute nacht entkommen. Jetzt will Bourroughs morgen eine Vollmacht über die ganze Summe. Sie sprachen von sechs Millionen.«
    »Das hat er sich aber fein ausgedacht. Und dann holt er die ganzen Papiere, macht sie schnell flüssig und verschwindet.«
    »Das leuchtet mir ein. Er ist nicht der Typ, der einige Millionen freiwillig abgibt. Jedenfalls sitzt er jetzt irgendwo im Haus und wartet, daß es Tag wird und er in die Stadt fahren kann. Mit der Vollmacht in der Tasche.«
    Phil gähnte.
    »Und wir können gar nichts machen«, meinte er resignierend, »wie Mr. High schon ganz richtig sagte. Am besten ich schlafe jetzt noch ein Stündchen. So lange hast du noch Wache, Jerry!«
    Aber Phil sollte nicht zu seinem Schlaf kommen. Denn in diesem Augenblick klopfte es an die Seitenscheibe, und zwar mit der Krücke eines altmodischen Regenschirms. Ich machte das Fenster auf und sah genau der netten alten Dame ins Gesicht.
    »Ihr jungen Leute!« krächzte sie vergnügt, »treibt euch immer in der Nacht herum! Ihr gehört ins Bett!«
    »Madam«, sagte ich, »es ist aber auch keine Zeit für ältere Damen, in der Gegend umherzustreichen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf! Oder — wohnen Sie etwa auch hier, so wie in der Roland Street?«
    »Warum nicht?« sagte sie geziert und preßte ihren altmodischen Beutel an

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