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Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Titel: Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Distanz, und er begann rückwärts zu zählen: »Neunneunneun, neunneunacht…«
    Er tappte wie ein Bär vorwärts und brummte die Zahlen leise vor sich hin. In der Ferne glaubte er schon die hellen Mauern seines Hauses schimmern zu sehen.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß es Zeit wurde, mich über Funk zu melden. Ich fuhr an den Straßenrand und stoppte. Dann nahm ich das Mikrofon aus der Halterung und drückte die Ruftaste.
    »FBI New York. Wer spricht?«
    »Cotton. Geben Sie mir Mr. High, bitte.«
    »Gern. Augenblick, Jerry.«
    Es summte und knackte, als wäre irgendwo ein Gewitter mit seinen atmosphärischen Störungen am Himmel. Dann kam Mr. Highs Stimme. »Jerry? Was ist?«
    »Noch nichts, Chef. Ich bin noch auf dem Weg, aber ich wollte die erste Stundenmeldung nicht verpassen. Hat Phil sich schon gemeldet?«
    »Soeben, ja. Er scheint eine vielversprechende Spur gefunden zu haben, wollte aber noch nichts Endgültiges sagen. Was haben Sie jetzt vor?«
    »Ich werde von King’s Point aus mal Erkundigungen einziehen.«
    »Okay. Alles Gute, Jerry!«
    Ich tat den Hörer in seine Halterung zurück und das Mikrofon dazu und startete. Jetzt hielt ich etwas mehr auf Tempo, denn mir war gerade bei Mr. Highs Worten eine gute Möglichkeit eingefallen, mich nach Harts Adresse hier draußen zu erkundigen. Nicht erst in King’s Point, sondern an der ersten Telefonzelle hielt ich an und wählte eine New Yorker Nummer. Die des ›International Stock Exchange Bulletin‹, um genau zu sein.
    Dort herrschte um diese Nachtzeit natürlich Hochbetrieb. Ich erwischte Mr. Launchley und fragte ihn kurzerhand, welche Fachzeitungen Mr. Hart als gewerbsmäßiger Spekulant wohl lesen würde.
    »Fachzeitungen? Keine Ahnung. Aber daß er unseren Dienst bezieht, ist ziemlich sicher.«
    »Ihren Dienst?«
    »Na, selbstverständlich doch«, sagte Launchley. »Wir geben unsere Nachrichten doch nicht nur über Fernschreiber durch, sondern auch als tägliche Druckausgabe für die Bezieher hier im Umkreis. Ich verbinde Sie mal mit meinem Vertriebsdirektor. Der kann Ihnen die Adresse sagen, wenn Hart Bezieher ist!«
    Ich biß mich auf den Daumen, daß ich erst jetzt auf diese Möglichkeit gekommen war. Aber ich hatte auch nicht wissen könnnen, daß die ISEB auch als Zeitung erschien. Hatte ich es wirklich nicht wissen können?
    Der Vertriebsleiter meldete sich, und nach weiteren teuren fünf Telefonminuten wußte ich, daß Mr. Hart das Bulletin tatsächlich in sein Sommerhaus geliefert bekäme, aber über die örtliche Post. »Und wo ist das?« fragte ich zurück. »Na — New Rochelle doch!«
    Ich sagte ein schnelles Dankeschön, sprang in meinen Jaguar und wendete ihn auf der schmalen Straße. Ich war wer weiß wie weit nördlich von dem Punkt, der mich interessierte, und jetzt jagte ich zurück, die Straße am Sound entlang, Richtung New Rochelle.
    Kurz vor der Stadt merkte ich, daß es schon wieder Zeit für die Funkverbindung war. Ich stoppte, bekam Mr. High an den Apparat und meldete ihm nur kurz, daß sich die Spur in Richtung New Rochelle hinzöge und daß ich kurz vor dem Ort stünde.
    »Das ist interessant, Jerry«, sagte Mr. High in seiner ruhigen Art. »Phil rief eben an, und auch seine Spur zeigt in die Gegend. Vielleicht treffen Sie ihn.« In wenigen Minuten war ich beim Postamt von New Rochelle, aber das war natürlich geschlossen. An der Seite entdeckte ich einen Telegrafenschalter, hinter dem ein dünnes Licht dämmerte. Ich klopfte an. Ein verschlafener, zerzauster Wuschelkopf von Mädchen schob die Klappe hoch und sagte: »Bitte, Sie wünschen?«
    Ich zeigte meine Dienstmarke vor. Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar, sah verwirrt auf das Stück Blech und blickte mich dann aus einem sommersprossigen netten Gesichtchen an.
    »Und was soll ich damit?« fragte sie, plötzlich wach.
    »Wenn es möglich ist, brauche ich den Oberbefehlshaber von diesem reizenden Postamt.«
    »Jetzt? Um diese Zeit? Da schläft der doch längst!«
    »Trotzdem. Ich brauche ihn wegen einer äußerst dringenden Auskunft.«
    »Sie wissen nicht, wie es hier zugeht. Haben Sie vielleicht noch so etwas wie einen Ausweis, außer der Blechmarke da?«
    Ich zog meine Ausweishülle und zeigte sie ihr. Sie studierte sie gewissenhaft, schob sie mir wieder zu und sagte: »Okay. Sie scheinen in Ordnung. Was wollen Sie nun wissen? Mir gehört im Augenblick das ganze Postamt, und wenn es nicht gerade über den Safe des Chefs geht, kann ich Ihnen vielleicht

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