Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
Parkplatz abstellen, um meine Fährte zu verwischen.
Einige Minuten später führten die Gangster Lyda und mich über eine Kellertreppe und durch zwei dunkle Gänge zu einem Ausgang, der in einen Hof voller Gerümpel mündete. Lydas Mercury stand schon dort. Sie und ich mußten zuerst einsteigen. Burk und Tobler quetschten sich zu uns auf die Rücksitze. Greece übernahm das Steuer. Er fuhr den Wagen durch eine Ausfahrt auf die Straße zurück und dann in Richtung Whitestone.
»Wohin werden wir gebracht?« fragte Lyda flüsternd.
»Keine Ahnung.« Ich wußte selbst nicht, ob Greece uns noch für einige Zeit in der Hand behalten wollte oder ob er lediglich einen Platz suchte, an dem er uns verschwinden lassen konnte.
»Wird man uns umbringen?«
Greece hörte die Frage. »Das hängt ganz von dir ab oder, genauer gesagt, von deinem G-man-Freund«, sagte er laut. »Wenn er auf unserer Seite mitspielt, habt ihr noch ’ne Chance.«
»Was soll Mr. Cotton tun?«
Greece lachte. »Was soll Mr. Cotton tun?« ahmte er nach. »Seid ihr noch nicht intimer miteinander? Dann beeilt euch! Das Leben endet manchmal sehr plötzlich, besonders das Leben eines Schnüfflers.«
Lyda behielt die Nerven. »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, sagte sie kühl.
»Wir werden darüber reden, sobald wir zu Hause sind«, fertigte Greece sie ab.
Was der Gangboß »zu Hause« nannte, entpuppte sich als ein mittelgroßes flaches Landhaus unmittelbar am Ufer des East River im Stadtteil Whitestone. Als wir den Bau erreichten, war es bereits dunkel, so daß ich nur die Umrisse erkennen konnte. Von der anderen Seite des Flusses schimmerten die Lichter von Throgs Neck herüber, und fast über unseren Köpfen dröhnte der Straßenverkehr auf der Bronx-Whitestone-Brücke.
Greece stoppte den Mercury unmittelbar vor dem Eingang. Burk und Tobler eskortierten uns mit gezogenen Kanonen. Auf einen knappen geknurrten Befehl des Chefs mußten wir eine Treppe hinuntersteigen, die in den Keller führte.
Burk öffnete eine Tür. Wir durchquerten einen Gang, der so schmal war, daß wir nicht nebeneinander gehen konnten, und der vor einer zweiten Stahltür endete. Der Raum hinter der zweiten Tür war knapp acht oder neun Quadratmeter groß, fensterlos und so niedrig, daß ich den Kopf einziehen mußte. Ein massiver Stahlpfeiler stützte die Decke, die ebenso wie die Wände aus unverputztem grauem Beton bestand. Offenbar befanden wir uns in einem Luftschutzkeller.
Burk knallte die Tür zu, die kein Schloß besaß, sondern nur einen Außenriegel. An der Decke brannte eine kahle, allerdings grelle Lampe. Lyda ließ sich auf eine Pritsche sinken, die zusammen mit einigen Stühlen, einem Tisch und zwei Spinden die ganze Einrichtung des Kellers bildete.
»Haben Sie eine Zigarette für mich, Jerry?« fragte Lyda.
Ich fand ein Päckchen, das vom Wälzen auf dem Fußboden zusammengedrückt war, aber die Zigaretten waren noch intakt, wenn auch etwas verknautscht. Ich gab Lyda Feuer und bediente mich selbst. »Wenn wir rauchen, werden wir uns sehr bald an diese Kurbel hängen müssen«, sagte ich.
»Was ist es?«
»Die Frischluftversorgung, eine Art Ventilator mit Handbetrieb. Falls der elektrische Strom ausfällt. Der Luftschacht ist die einzige Verbindung zur Außenwelt, aber ich schätze den Durchmesser auf höchstens zehn Zoll, zuwenig für uns als Fluchtweg.«
Sie stieß langsam den inhalierten Rauch aus. »Es steht nicht gut mit uns, Jerry?« fragte sie bedrückt.
»Ich bin schon aus unangenehmeren Situationen wieder ’rausgekommen«, wich ich aus.
»Aber allein, nicht wahr?« Sie strich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Es war wirklich idiotisch von mir, Ihnen zu folgen.«
»Warum taten Sie es?«
»Einfach aus Spaß, Jerry! Als Sie losfuhren, kam mir der Gedanke, es müßte lustig sein, Sie zu beschatten. Ich wollte Sie später damit überraschen, daß ich Sie auf Ihrem eigenen Gebiet übertrumpft hatte.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Zwecklos, noch darüber zu reden. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ich sah, wie Sie in die Kneipe gingen, und als Sie nach einer Zeit, die mir zu lang erschien, noch nicht wieder herausgekommen waren, ging ich hinterher.«
Plötzlich zeigte ihr Gesicht nackte Angst. »Was wird mit uns geschehen, Jerry?«
»Zunächst einmal wird Greece seine Fragen wiederholen.«
»Warum sagen Sie ihm nicht, daß Wingate den Tip gab?«
»Nennen Sie unter keinen Umständen Namen, Lyda. Sobald Greece von
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