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Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren

Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren

Titel: Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren Kostenlos Bücher Online Lesen
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geraubte Kind umgesehen. Er fand eine stillgelegte, zum Teil ausgeschlachtete Wäscherei in der Nähe des Shore Drive. Es handelte sich um einen Komplex von ineinandergeschachtelten Gebäuden, überragt von einem brüchig wirkenden Ziegelsteinschornstein.
    Das Kesselhaus der Anlage war noch so weit intakt, daß es Deysher als gute Unterkunft für sein Opfer erschienen war, damals, als er noch damit rechnete, den Jungen nur drei, vier Tage lang verbergen zu müssen. Die Tatsache, daß es sich bei dem Bau um eine ehemalige Wäscherei handelte, hatte ihn auch auf den Gedanken gebracht, Barney in einem Wäschekorb zu transportieren.
    Da sich seit Jahren niemand um das Gebiet kümmerte, war die Straße voller Schlaglöcher und Pfützen. Deysher fuhr zwischen zwei Gebäuden durch und stoppte an der Rückfront des ehemaligen Kesselhauses. Von dieser Seite führte eine Stahltür, die noch verschließbar war, in den Bau. Der Anführer warf Budzilek den Schlüssel zu. »Schließ auf!« befahl er und stieg selbst aus. Er ging nach hinten und öffnete die Ladetür.
    Mary Heed half Barney aus dem Wäschekorb. Der Junge schwankte, und die Frau stützte ihn. »Ich habe Durst«, stammelte Barney leise.
    »Habt ihr irgend etwas sanfteres als Whisky zu trinken hier?«
    »Klar«, sagte Parish hinter ihr. »Sogar an die Limonade für den Boy hat Dave bei den Vorbereitungen gedacht.«
    Eine schmale Eisentreppe führte vom Hintereingang zu zwei mächtigen Langkesseln hinunter, in denen früher mal Dampf und Energie für die Maschinen der Wäscherei erzeugt worden waren. Deysher hatte den Raum vor den Kesseln mit einem Tisch, ein paar Stühlen und zwei Pritschen ausgestattet. Licht erhielt das Kesselhaus durch drahtvergitterte Glasfenster in der Decke.
    Mary Heed führte Barney zu einem Stuhl. »Setz dich, mein Boy! Die Limonade!«
    Der Dicke nahm eine Flasche aus einem Kasten und brachte sie. Barney nahm sie entgegen. Der Blick seiner Augen war klarer geworden. »Kann ich bitte ein Glas haben?« fragte er.
    »Man merkt, daß du aus 'nem feinen Haushalt kommst«, zischte Deysher. Budzilek fand einige Pappbecher, gab dem Jungen einen und nahm die Flasche wieder an sich, nachdem er den Becher gefüllt hatte.
    »Danke«, sagte Barney und setzte den Becher an die Lippen. Er trank langsam, in kleinen Schlucken. Schweigend standen die drei Männer und die Frau um ihn herum.
    Barney setzte den Becher ab. »Kann ich bitte noch etwas haben?« fragte er höflich.
    Deysher machte eine knappe Kopfbewegung. Budzilek füllte den Becher zum zweitenmal.
    »Bitte, sagen Sie mir, wo ich bin!« bat der Junge. Niemand antwortete. Leonor Atkins Erziehungsmethoden hatten dazu geführt, daß Barney selten weinte. Er erinnerte sich an eine Kriminalgeschichte im Fernsehen. »Haben Sie mich entführt, um Geld von meinem Daddy zu erpressen?« fragte er.
    »Trink und halt den Mund!« schnauzte ihn Deysher an. Barney zuckte zurück und setzte den Becher an die Lippen.
    Mary Heed ging zum Anführer hinüber. »Laß ihn laufen!« stieß sie heiser hervor.
    Deysher verzog die Lippen. »Frag Rocco, wie er darüber denkt!«
    Parish schüttelte den Kopf. »Unmöglich!«
    Mary Heed packte Deyshers Jackenaufschläge. »Einen Augenblick noch, Dave! Wollt ihr wirklich aufgeben, weil nicht alles so geklappt hat, wie es geplant war? Der Junge ist lebend immer noch einige 100 000 Dollar wert; tot nicht einmal 100 Cent.«
    »Unser Plan läßt sich nicht mehr verwirklichen, Mary. Wir können nur noch alle Spuren verwischen und uns totstellen. Die massivste Spur ist der Boy. Er muß weg.«
    Mit hartem Griff packte er den Arm der Frau und zog sie zur Stahltreppe.
    »Los, jetzt!« befahl er Budzilek.
    Die Stufen der Treppe dröhnten unter ihren Schritten. Noch bevor sie die Stahltür erreicht hatten, ging Rocco Parish auf Barney zu. »Steh auf!« fuhr er ihn an. Der Boy gehorchte, wich aber vor dem Gangster zurück. Parish sprang vor und erwischte seinen rechten Arm.
    Unter der brutalen Härte des Griffes schrie Barney auf. »Lassen Sie mich los!« rief er. »Bitte, tun Sie mir nichts! Bitte…«
    »Das ist teuflisch!« schrie Mary Heed. »Das könnt ihr nicht machen!«
    Sie wollte sich losreißen. Deysher riß sie so heftig mit, daß sie stolperte und mit den Knien auf die stählernen Treppenstufen schlug. Das Schreien des Mädchens schlug in halblautes Wimmern um.
    Rocco Parish ergriff mit der linken Hand eine schwere Taschenlampe. Barney sträubte sich heftig. Gegen die Kräfte des

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