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Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren

Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren

Titel: Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren Kostenlos Bücher Online Lesen
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fertig war, stieg ich in den Jaguar und fuhr noch einmal zum Hauptquartier. Ich stellte meinen Wagen im Hof ab. Es war zu früh, um schon in New Yorks Unterwelt zu tauchen. Ich ging in mein Büro und holte die Akten des Barney-Falls aus dem Schrank. Wir besaßen Kopien aller wichtigen Vernehmungsprotokolle, Untersuchungsberichte und Fotografien. Ich stieß auf eine Aufnahme des Notizblocks, auf dem Leonor Atkins, kurz vor ihrem Tod, den Anruf notiert hatte. In steilen großen Buchstaben stand dort:
    Mary Hatford — Bewerbung als Verkäuferin.
    Ich überprüfte das alphabetische Verzeichnis aller Personen, deren Vernehmungsprotokolle sich in den Akten befanden.
    Mary Hatford befand sich nicht darunter. Entweder war die Frau nicht gefunden worden, oder niemand hatte nach ihr gesucht. Möglich, daß sie nichts von Bedeutung zu sagen hatte, aber immerhin war diese Mary Hatford der letzte Mensch gewesen, der mit Leonor Atkin gesprochen hatte.
    Noch einmal überprüfte ich die Aufzeichnung. Mary Hatford hatte sich als Verkäuferin für einen Laden der Gemal Food beworben. Sehr wahrscheinlich hatte Leonor Atkin sie an die Verwaltung der Firma verwiesen. Ich griff zum Telefon und rief an. Es meldete sich der Hausverwalter, denn die Bürostunden waren längst beendet. Ich erhielt den Namen und die private Telefonnummer des Sachbearbeiters für die Einstellung von Verkaufspersonal, Sol Mc-Sean.
    »Ich erinnere mich nicht, den Namen gehört zu haben«, antwortete er.
    »Denken Sie bitte genau nach, Mr. McSean! Es ist möglich, daß die Frau sich nur telefonisch bei Ihnen nach den Bedingungen erkundigt hat.«
    »Wir notieren alle Namen.«
    »Vielleicht hat sie einfach gefragt, ohne ihren Namen zu nennen.«
    »Dann hätte ich keine Auskunft gegeben.«
    »Sind Sie völlig sicher, daß eine Mary Hatford sich nicht bei Ihnen beworben hat?«
    »Ja, aber wenn Sie es wünschen, werde ich meine Unterlagen prüfen.«
    »Ich werde Sie morgen noch einmal anrufen, Mr. McSean.«
    Irgendwie schien es mir verdammt ungewöhnlich, daß eine Frau sich nach einem Job erkundigte und dann von einer Minute zur anderen sich nicht einmal mehr dafür interessierte. Ich wußte in dieser Sekunde schon, daß ich keine Ruhe finden würde, bis ich Mary Hatford nach dem Grund gefragt hatte.
    ***
    Die Luft in der Kaschemme war nicht besser als die Atmosphäre im Inneren eines Gasbehälters kurz vor der Explosion.
    Die Gesichter der Menschen verschwammen im Dunst von Staub, Tabaksqualm und dem süßlichen blaugrauen Rauch der High-Zigaretten. In einer Ecke drängten sich ein halbes Dutzend lederbejackter »Höllenengel« um zwei Mädchen, die so voller LSD waren, daß sie nicht wußten, was mit ihnen geschah.
    Die Kneipe besaß keinen Namen. New Yorks Ganoven kannten sie als die Kneipe in der 106th Street. Gewöhnlich wurde sie einfach Nr. 106 genannt. Ohne Zweifel war sie das größte Sumpfloch New Yorks, aber sie gehörte nicht zu den Treffpunkten der großen Bosse.
    Nr. 106 war die fünfte Kaschemme, die ich in dieser Nacht besuchte. Ich kreuzte eine Stunde nach Mitternacht dort auf und warf Anker an der Bar hinter der sich ein halbes Dutzend drittklassiger Mädchen, dirigiert vom Keeper, drängte. Der Keeper war ein ehemaliger Catcher der Sonderklasse. Allerdings hatte er inzwischen so viel Fett angesetzt, daß er einem wandelnden Berg ähnelte. Ich bestellte einen Whisky und beobachtete das Treiben in der Kneipe. Der Mann neben mir sprach mich an. »Fremd hier?« fragte er. Ich warf ihm einen Seitenblick zu und knurrte nur.
    »New Yorker?« wollte er wissen. Diesmal nickte ich. Der Bursche hatte eine spitze Nase, lauernde kleine Augen und einen schiefen, schmallippigen Mund.
    »Hast du heiße Ware?« erkundigte er sich. »Ich kann dich mit einem erstklassigen Hehler zusammenbringen. Er zahlt die höchsten Preise.«
    »Ich habe nichts zu verkaufen.« Wieder musterte er mich. »Wie ein Mann, der Schnee, Säure oder Hanf braucht, siehst du nicht aus«, stellte er fest. »Suchst du ein Mädchen?«
    Ich grinste ihn an. »Ausgerechnet hier? Ich bin doch nicht lebensmüde!«
    »Ein Spielchen? Ich kann dir…«
    »Halt endlich die Luft an!« stoppte ich ihn. »Wenn du ’nen Tip für ’ne wuchtige Sache weißt, findest du bei mir ein offenes Ohr. Alles andere interessiert mich nicht.«
    »Was meinst du?« fragte er zurück. Ich nippte an dem Whisky. Er schmeckte, als wäre er aus Erdöl destilliert. »Sehr einfach! Ich habe genug davon, für

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