Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer
ich und steckte das Bild wieder ein. »Es wurde nach meinen Angaben hergestellt und zeigt die mutmaßliche Mörderin von May Faber.«
***
»Sie haben den Verstand verloren!« stieß das Mädchen hervor. »Loretta eine Mörderin? Das ist absurd.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zum nächsten Polizeirevier zu begleiten?« fragte ich Lorraine Dupont höflich.
Sie war so wütend, daß sie meine Worte kaum beachtete. »Sie sprachen gestern von einem blonden Mädchen«, sagte sie erregt. »Aber Lorettas Haar ist kupferrot.«
»Haar läßt sich färben«, sagte ich kühl. »Oder durch eine Perücke verdecken.«
»Warum sollte Loretta so etwas getan haben?«
Wir stoppten vor einem Polizeirevier. Lorraine Dupont starrte mich empört an. »Sie haben kein Recht, mich zu verhaften«, sagte sie. »Ich wünsche mit meinem Anwalt zu sprechen.«
»Sie sind nicht verhaftet«, beruhigte ich sie. »Ich möchte nur, daß Sie ein paar Details zu Protokoll geben, die Terry und Loretta Ambush betreffen.« Ich brachte das Mädchen, das noch immer protestierte, in das Gebäude. Ich erklärte dem Lieutenant leise, worum es ging. »Ich möchte vermeiden, daß sie die Ambushs warnt«, sagte ich zu ihm. »Halten Sie sie unter einem Vorwand für ein oder zwei Stunden auf, dann können Sie sie wieder laufenlassen. Es wird am besten sein, Sie nehmen alles zu Protokoll, was Sie über die Ambushs erfahren können.«
»Glauben Sie, daß Lorraine Dupont in den Fall verwickelt ist?«
»Nein, das halte ich für ausgeschlossen. « f
»Was ist, wenn sie darauf besteht, mit ihrem Anwalt zu sprechen?«
»Lassen Sie ihn kommen. Das ist für mich ein weiterer Zeitgewinn.«
Ich wandte mich erneut Lorraine Dupont zu. Sie saß an der Schmalseite eines Schreibtisches und starrte mit beleidigtem Gesicht in die Luft. Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich dem Mädchen gegenüber.
»Die Aktion richtet sich nicht gegen Sie«, stellte ich fest. »Versuchen Sie bitte, unser Vorgehen zu begreifen. Immerhin handelt es sich um einen Mordfall.«
Lorraine Duponts starre Haltung lockerte sich etwas. Sie Öffnete ihre Handtasche und kramte ein Zigarettenetui hervor. Sie öffnete es und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich gab ihr Feuer.
»Sie sind auf dem Holzweg«, sagte sie und war sichtlich bemüht, sich zu beruhigen. »Ich kenne Loretta zwar nur flüchtig, aber ich wüßte nicht den leisesten Grund zu nennen, der Ihren törichten Verdacht erhärten könnte.«
»Warum wohnt das Mädchen allein?« wollte ich wissen.
»Weil sie auf eigenen Füßen stehen möchte. Ist das so ungewöhnlich?«
»Sie sprachen davon, daß Loretta als schwarzes Schaf der Familie gilt«, stellte ich fest.
»Das bedeutet nicht, daß sie eine Verbrecherin ist. Soviel ich weiß, hielt sie es für unerträglich, daß Terry ihr von der Mutter stets vorgezogen wurde. Und dann war da noch eine andere Sache. Mrs. Ambush billigte nie Lorettas Freunde. Um weiteren Streitereien aus dem Weg gehen zu können, machte sich Loretta selbständig.«
»Was waren das für Freunde?«
»Lieber Himmel, fragen Sie sie doch selbst!«
»Wo wohnt die junge Dame?«
»In der Tremont Avenue, Bronx. Sie finden die genaue Adresse im Telefonbuch.«
Ich überzeugte mich davon, daß Lorraine Duponts Angaben stimmten, und fuhr los.
Als ich das Haus in der Tremont Avenue erreichte, öffnete sich die Tür, und ein Mädchen betrat die Straße. Ich brachte den Wagen zum Stehen und duckte mich ab. Ich tat, als müßte ich etwas am Gaspedal in Ordnung bringen. Wenige Sekunden später richtete ich mich wieder auf.
Loretta Ambush überquerte die Fahrbahn und näherte sich .einem Wagen auf der anderen Straßenseite. Es gab keinen Zweifel, daß ich die Gesuchte endlich gefunden hatte. Nur die Farbe ihres Haares war verändert. Es schimmerte jetzt kupferrot.
Es war nicht zu bestreiten, daß es ihr blendend zu Gesicht stand. Sie trug ein billardgrünes Kostüm, das einen vorteilhaften Kontrast dazu bot. Die unnachahmliche Art ihres Schreitens veranlaßte ein halbes Dutzend Männer dazu, sich nach dem Mädchen die Hälse zu verrenken.
Ich beobachtete, wie Loretta Ambush in einen Fleetwood kletterte und losfuhr. Ich fragte mich, welches Ziel sie zu dieser späten Stunde hatte, und nahm mir vor, ihr zu folgen.
Zum Glück war noch genügend Verkehr auf den Straßen, so daß ich es mir leisten konnte, stets zwei oder drei Wagen zwischen dem Fleetwood und mir fahren zu lassen. Auf der
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