Jerry Cotton - 0597 - Einstimmig fuer meinen Tod
Steuererklärung erscheinen, und das FBI interessiert sich für die Methoden, mit denen diese Gelder verdient wurden.
»Ach, Mr. Decker«, rief William Beardson erfreut, als er Phils Stimme hörte. »Sie haben lange nichts mehr von sich hören lassen. Gibt es eigentlich keine gewinnträchtigen Gangsterunternehmen mehr?«
»Ich denke, daß wir gerade einem äußerst gewinnträchtigen auf der Spur sind«, erwiderte Phil. »Einer Organisation von Geldverleihern. In ziemlich großem Rahmen, wie wir vermuten. Aber das ist noch nicht spruchreif. Sobald wir so weit sind, bekommen Sie selbstverständlich Bescheid.«
»Das ist schön. Und was können wir inzwischen für Sie tun?«
»Wir möchten gern wissen, ob es in New York einen Kunsthändler gibt, der illegale Geschäfte macht — oder machen könnte.«
»Das wird eine Weile dauern, Mr. Decker, bis wir erst einmal die Kartei nach den Kunsthändlern durchgeforstet haben.«
»Die Arbeit haben wir der Steuerfahndung bereits abgenommen. Wir haben eine Liste aller Kunsthändler in New York zusammengestellt. Es waren so viele, daß ich mich mit zwei Kollegen in die Arbeit teilen' mußte. Ich gebe Ihnen ein Drittel unserer Liste durch. Vermutlich hängen meine beiden Kollegen schon an der Strippe einer eurer Leitungen.«
»Ich verstehe. Dann fangen Sie mal an.«
Phil verlas Namen für Namen, während Beardson seine Notizen machte. Nachdem er auch von dieser Dienststelle das Versprechen erhalten hatte, man würde sich sofort melden, wenn man etwas gefunden hätte, legte Phil den Hörer auf, stecke sich eine Zigarette an und ging nachdenklich im Office auf und ab. Es war nichts Außergewöhnliches, daß sich ein G-man mit mehreren Fällen gleichzeitig zu beschäftigen hatte. In jedem Fall gab es hin und wieder tote Stunden, die man damit ausfüllen konnte, daß die Arbeit in einer anderen Sache vorangetrieben wurde.
Im Augenblick stand Phil vor der Frage, was er tun sollte, wenn von der Handelskammer oder der Steuerfahndung ein Tip einginge, daß ein bestimmter Kunsthändler möglicherweise Untergrundgeschäfte machte. Man konnte ja nicht einfach zu dem Mann hingehen und sagen: »Haben Sie die gestohlene Münzensammlung in Hehlerei übernommen?«
Nach ein paar Minuten Grübeln griff Phil wieder zum Telefon. Wenn ein gewöhnlicher Sterblicher etwas nicht weiß, kann er eine große Universität anrufen. Dort wimmelt es von Experten für alle möglichen Dinge. Phil fragte bei der Columbia-Universität nach, ob sie einen Experten für Numismatik hätten. Das Büro stellte eine Verbindung mit einer archäologischen Gruppe her. Dort erklärte man Phil, daß er die Frage nicht so allgemein formulieren dürfe. Ob er denn nicht in der Lage sei, einen Zeitraum und eine geographische Zone zu benennen. Phil fiel ein, was er bei Mr. Bernhard gehört hatte.
»O ja«, sagte er. »Es handelt sich vorwiegend um Münzen der vorchristlichen Zeit, Römer und Griechen, wenn ich das als Laie mal so ausdrücken darf.«
»Dann sprechen Sie am besten mit Professor Ellden darüber. Das ist sein Spezialgebiet. Sollen wir Sie mit' ihm verbinden?«
»Das wäre sehr freundlich.«
Phil erwartete die Stimme eines alten Mannes. Statt dessen vernahm er eine weibliche Stimme, die obendrein recht jung klang.
»Hier spricht Special Agent Phil Decker vom FBI«, erklärte er der gelehrten Dame. »Wir stellen Nachforschungen in einer Sache an, die alte Münzen betrifft…«
»Die Bernhard-Sammlung, was?« fiel ihm die Frau ins Wort.
»Nun ja«, gab Phil zu. »Ich habe mir überlegt, daß wir vielleicht einen Käufer als Lockmittel vorschieben sollten, um die Diebe aus ihrem Versteck zu ködern. Das Problem stellt sich wie folgt: Der angebliche Käufer müßte als Sammler auf diesem Gebiet bekannt sein. Er müßte so reich sein, daß er überhaupt für ein solches Objekt in Frage käme. Und er müßte drittens absolut loyal sein und nicht etwa hinter unserem Rücken mit den Dieben tatsächlich ein Geschäft abschließen.«
»Ich verstehe. Und was soll ich dabei tun?«
»Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht einen solchen Sammler nahmhaft machen. Wir haben zwar ein paar Listen von bekannten Sammlern, aber erstens sind sie unvollständig, zweitens müßten wir jetzt erst deren Vermögensverhältnisse prüfen, drittens wissen wir von den meisten gar nicht, auf was sie sich als Sammler spezialisiert haben.«
»Schon gut«, fiel ihm die energische Dame erneut ins Wort. »Ich verstehe, was Sie brauchen.
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