Jerry Cotton - 0597 - Einstimmig fuer meinen Tod
mal ein Stück in unserem Wagen mitgefahren zu der Werkstatt, wo sie ihren Wagen abholen wollte. Und da hat sie erzählt, daß sie jede Woche einmal zu ihrem Vater fahren muß, weil er so schwer krank ist und die Pflegerin aber doch mal einen freien Tag haben muß. Und da übernimmt sie eben selbst die Pflege.«
»Wo wohnt dieser Vater? Hat sie das gesagt?«
»Ja, auf L'ong Island. Es war was mit Brook, das weiß ich noch genau. Weil ich es nämlich mit Brooklyn verwechselt hatte und ihr den Rat geben wollte, mit der U-Bahn zu fahren. Aber dann sagte sie, nein, das ginge nicht, dahin führe keine U-Bahn. Na, habe ich gesagt, wenn nach Brooklyn keine U-Bahn fährt, dann muß ich es schon tausendmal in meinem Leben geträumt haben. Nicht Brooklyn, hat sie gesagt, Brook — eh — Brook — verdammt, mir fällt es nicht ein.«
»Warten Sie«, sagte Hopkins schnell und zog einen Autoatlas aus der mittleren Lade seines Schreibtisches. Er schlug New York auf und suchte das Register durch. Nach einer Weile rief er: »Brookville? War es Brookville? War es Brookville auf Long Island?«
Snobby strahlte: »Ja, Chef! Genau! Das war es!«
Hopkins blickte zu Myers. Er sagte langsam und betont: »Das ist ein kleines Nest, Myers. Da müßte man sie auftreiben können.«
***
Am gleichen Nachmittag gaben die Presseabteilungen der FBI-Distrikte Los Angeles und New York an die lokalen Zeitungen, sowie an die Rundfunk- und Fernsehstationen gleichlautende Mitteilungen mit folgendem Wortlaut heraus:
FBI. Im Zuge üblicher Personalumgruppierungen wurde der Special Agent Jerry Cotton mit sofortiger Wirkung zum FBI District Los Angeles versetzt. Die Versetzung erfolgte aus disziplinarischen Gründen.
Die 'meisten Redaktionen erhielten die Nachricht rechtzeitig vor Redaktionsschluß und brachten die Notiz bereits in den Abendausgaben. Zwei New Yorker Zeitungen hängten eine Lokalspitze an, in der sie darauf hinwiesen, daß Yew York damit einen seiner bekanntesten Gangsterjäger verloren hätte. Eine gewisse Kritik an der Versetzung und damit an der Personal-Politik des FBI war deutlich spürbar.
***
Steve Dillaggio und Zeery, ein G-man indianischer Abstammung, hatten wieder einmal eine Art der kriminalistischen Arbeit erledigt, die ebenso zeitraubend wie langweilig gewesen war. Sie hatten aus den Adreßbüchern von New York sämtliche Kunsthändler herausgeschrieben mit Namen, Adresse und Telefonnummer. Als sie mit den Listen zu Phil ins Office kamen, hob Phil abwehrend beide Hände.
»Nein!« rief er. »Ihr müßt euch geirrt haben! Ich wollte nicht die Adressen von halb New York, nur die Kunsthändler!«
»Das sind nur Kunsthändler«, seufzte Zeery und zupfte sich die Manschetten seines maßgeschneiderten Hemdes zurecht. »Was machen wir jetzt mit all den Leutchen?«
Phil ließ sich die Listen aushändigen und fing an, die Blätter auf drei Stapel auseinanderzusortieren. Einen schob er Zeery hin, den anderen Steve, den dritten behielt er selbst.
»Sucht euch ein ruhiges Zimmer, klemmt euch ans Telefon und gebt die Namen an die Handelskammer und an die Steuerfahndung durch. Wir möchten wissen, ob eine dieser Firmen aus irgendwelchen Gründen irgendwo aufgefallen ist. Kapiert?«
»Irgendwer irgendwem irgendwann irgendwo aufgefallen«, wiederholte Zeery lapidar. »Was gibt’s da schon zu kapieren?«
Die beiden trollten sich. Phil zog das Telefon näher und machte sich mit seinem Teil der Liste an die Arbeit. Vielleicht war die Methode nicht übermäßig einfallsreich. Aber manchmal sind es gerade die einfachsten Wege, die zu einem Ziel führen. Und bis man keine besondere Fährte hatte, mußte man eben die alten erprobten Pfade kriminalistischer Arbeit beschreiten.
Zuerst telefonierte Phil mit der Handelskammer. Er gab alle Namen von seiner Liste an die Sekretärin des Vizepräsidenten durch, nachdem er dem Mann selbst erklärt hatte, um was es ging. Wie üblich zeigte sich die Handelskammer äußerst hilfsbereit. Man stand dort auf dem Standpunkt, daß es im Grunde im Interesse der Öffentlichkeit läge, wenn unlautere Geschäftsleute entlarvt und bloßgestellt würden. Sobald man die einschlägigen Unterlagen gesichtet hatte, wollte man Phil zurückrufen und informieren.
Mit der Steuerfahndung war es noch einfacher. Schon seit Al Capones Zeiten haben FBI und Steuerfahndung Hand in Hand gearbeitet. Die Steuerbehörden interessieren sich für verdiente oder auch unverdiente, nur vereinnahmte Millionen, die nicht auf der
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