Jerry Cotton - 0597 - Einstimmig fuer meinen Tod
uns irgendwo ungestört unterhalten? Ich habe gewissermaßen eine —’äh — delikate Mission.«
»In meinem Büro, Sir. Wenn ich Vorgehen darf? Vorsicht, Stufe. So, bitte. Nehmen Sie doch Platz, Mr. Broomes. Womit kann ich dienen?«
Phil blies ein unsichtbares Stäubchen vom Revers seiner Jacke, bevor er fei-. erlich und dennoch in einem verschwörerischen Tonfall verkündete: »Mr. Bowldington hat mich unverzüglich nach New York geschickt, nachdem er erfahren hatte, daß die Bernhard-Sammlung gestohlen worden ist. Sie verstehen, daß jedes Wort absolut diskret behandelt werden muß?«
»Selbstverständlich, Sir«, versicherte Stavinsky mit drei Verbeugungen. Phil schien es, als ob in seinen Augen ein gewisser gieriger Glanz aufgetaucht sei. Er ließ sich natürlich nichts anmerken, als er von oben herab fortfuhr: »Mr. Bowldington liegt sehr viel daran, die Bernhard-Sammlung in seinen Besitz zu bekommen. Absolut unauffällig, versteht sich. Er ist nicht nur bereit, einen denkbar guten Preis zu zahlen, sondern würde für die Vermittlung auch eine außergewöhnlich hohe Provision vergüten. Meine Anfrage, Mr. Stavinsky, geht nun dahin, ob Sie wohl in der Lage wären, eine Verbindung zu — hm — zu dem augenblicklichen Besitzer der Sammlung herzustellen und den Verkauf des Objektes an uns einzuleiten?« Stavinskys Zungenspitze fuhr in einer schnellen Bewegung über die Unterlippe. Er atmete schneller, wenn er sich auch Mühe gab, es nicht deutlich werden zu lassen.
»Sie werden verstehen, Sir, daß ich eine gewisse Zeit…«
»Selbstverständlich«, sagte Phil steif. »In den nächsten Tagen bin ich in meinem Hotel zu erreichen. Ich habe allerdings noch einige andere Dinge in New York zu erledigen oder zu arrangieren. Es genügt, wenn Sie beim Empfang eine Nachricht hinterlassen. Ich werde mich dann umgehend wieder mit Ihnen in Verbindung setzen. Ich danke Ihnen, Mr. Stavinsky.«
Phil verbeugte sich und schritt hinaus wie ein regierender Monarch nach der Audienz. Die Tür hatte sich noch nicht hinter ihm geschlossen, als ihm schon der Gedanke durchs Hirn zuckte: Irgendwas ist bei diesem Stavinsky zu holen, irgendwas — vielleicht sogar die Bernhard-Sammlung.
***
Linda Benson saß mit der Pflegerin ihres Vaters noch in der Küche, um eine letzte Tasse Kaffee zu trinken, als es vorn an der Haustür klingelte. Die Pflegerin stand auf.
»Ich sehe nach«, sagte sie. »Sie hatten letzte Nacht genug Arbeit mit Ihrem Vater.«
»Danke«, seufzte Linda zurieden und nippte an ihrer Kaffeetasse. Ich werde ins Bett fallen, wenn ich wieder zu Hause bin, dachte sie.
Unterdessen war die Pflegerin durch die Diele der kleinen Villa zur Tür gegangen. Zwischen den Säulen, die den Balkon des Obergeschosses trugen, standen zwei Männer. Sie waren beide untersetzt, hatten für den Geschmack der Pflegerin zu grelle Krawatten umgebunden und starrten sie ein wenig unverschämt an. Die Pflegerin trug einen enganliegenden weißen Kittel und wurde sich wieder einmal des Umstandes bewußt, daß eine gute Figur einem manchmal geradezu peinlich werden kann.
»Bitte?« fragte sie kühl.
»Tag, Ma’am«, sagte der eine der beiden Männer. »Wir kommen vom FBI. Wir müssen dringend mit Linda Benson sprechen.«
»Einen Augenblick. Ich werde Mrs. Benson Bescheid sagen.«
Unter normalen Umständen hätte sie die beiden Männer natürlich in die Diele gebeten. Aber so herausfordernd, wie sie von denen angestarrt worden war — mochten die frechen Kerle vor der Tür warten.
»Da sind zwei Männer vom FBI, die mit Ihnen sprechen wollen, Linda. Ich habe sie nicht hereingebeten, weil sie mich so frech angestarrt haben.«
»Das wundert mich aber«, meinte Linda Benson. »Die beiden Männer vom FBI, mit denen ich letztens zu tun hatte, waren richtige Gentlemen. Aber es gibt eben überall weiße und schwarze Schafe. Ich nehme meine Tasche schon mit, Moira. Wir sehen uns dann nächsten Dienstag wieder. Wenn es Vater schlechter gehen sollte, rufen Sie mich an, ja?«
»Natürlich, Linda. Grüßen Sie Ihre Tochter. Das Strickkleid für sie ist bald fertig.«
»Da wird sie sich sehr freuen. Bye-bye, Moira!«
»Auf Wiedersehen, Linda.«
Linda Benson nahm ihre Tasche mit dem Nachtzeug, das sie diesmal gar nicht hätte auszupacken brauchen, denn sie hatte eine schlaflose Nacht am Bett ihres kranken Vaters verbracht, und durchquerte die Diele. Die beiden Männer vor der Tür musterte sie verdutzt. Sie war einen anderen Anblick von
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