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Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

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Namen des Klienten erinnern können«, sagte ich im Tonfall eines milden Vorwurfs.
    »Nein. Mit dem hat der Boß persönlich verhandelt. Nicht hier im Büro, soviel mir bekannt ist. Ich habe den Kunden nicht zu Gesicht bekommen. Lieber Himmel, was ist denn mit der Farm los? Wegen der Klitsche spielt plötzlich alle Welt verrückt.«
    »Wer denn noch?« erkundigte ich mich interessiert.
    »Na, Ihr Kollege zum Beispiel! Der Boß war ziemlich aufgeregt nach Mr. Deckers Besuch.«
    »Wo wohnt übrigens Ihr Boß?«
    Das Girl nannte mir eine Adresse am Riverside Drive. Ich bedankte mich, verließ das Office und kletterte wenig später auf der Straße in ein Taxi.
    Das Haus, vor dem mich der Fahrer 20 Minuten später absetzte, war zwölf Stockwerke hoch und machte den Eindruck, als enthielte es nur 500-Dollar-Apartments.
    Brattons Wohnung lag in der 5. Etage. Ich ließ mich von dem Lift nach oben bringen und klingelte. Bratton öffnete mir erst nach dem dritten Klingeln. Er trug zu seiner dunklen Anzughose eine blau-rot gestreifte Hausjacke aus schwerer Seide. Ich zeigte ihm meinen Ausweis. Er führte mich in sein Wohnzimmer. Der Raum war ungewöhnlich groß. Die Türen zum Balkon standen offen. Von hier oben hatte man einen herrlichen Blick über den Riverside Park und den Hudson River.
    »Ann hat mich angerufen«, sagte er. »Sie waren im Office, nicht wahr?« Er schob beide Hände in seine Hausjoppe und zeigte mir ein schroffes, aber gut geschnittenes Gesicht. Er hatte fast aristokratisch anmutende Züge mit einer vorspringenden Nase und sehr kalten grauen Augen. Das glatt zurückgekämmte Haar zeigte an den Schläfen einen silbrigen Schimmer.
    »Ich komme noch einmal wegen der Farm«, teilte ich ihm mit.
    »Das habe ich von Ann erfahren«, meinte er und blickte mich mißbilligend an. »Ich meinte, Ihrem Kollegen klargemacht zu haben, daß ich nicht daran denke, die Persönlichkeitsrechte der Verkäufer zu verletzen. Sie haben mich ausdrücklich darum gebeten, ihre Namen nicht zu nennen.«
    »Es sind also mehrere«, stellte ich fest. »Ja, es handelt sich um zwei Männer«, gab Bratton zu.
    »Einer von ihnen hat ein Menschenleben auf dem Gewissen.«
    Er hob das Kinn. Seine Augen wirkten noch eisiger als vorher. »Darüber steht mir kein Urteil zu. Bringen Sie mir eine gerichtliche Verfügung, dann sehen wir weiter!«
    »Legen Sie Wert darauf, in einen Hochverratsprozeß verwickelt zu werden?«
    »Sie scherzen, Sir!«
    »Keineswegs. Die Farm diente offenbar dem Zweck, einige sehr wirkungsvolle Gifte herzustellen«, sagte ich. »Um die Erzeugnisse erproben zu können, hielten sich die Farmbesitzer ein paar Dutzend Kaninchen. Die geopferten Versuchskaninchen konnte man wegen ihres hohen Giftgehalts nur verbrennen. Im Silo der Farm befindet sich eine dafür geeignete Verbrennungsanlage. Wußten Sie das?« Bratton starrte mich an. »Sie sprachen von Hochverrat«, meinte er. Seine Stimme hatte einen heiseren Unterton bekommen.
    »Ja, es besteht der Verdacht, daß die Farmleute da draußen Gifte für eine bakterielle Kriegsführung produzierten, und zwar, wie Sie sich denken können, keineswegs im Auftrag der Regierung.«
    »Das sind nur Hypothesen, nicht wahr?«
    »Es gibt ein paar Beweise, um diese Theorie untermauern zu können.« Bratton zog die Unterlippe zwischen die Zähne und starrte auf den Boden. Ich sah, wie sich unter der Bräune seiner Haut eine starke Blässe ausbreitete. Er wirkte plötzlich alt und irgendwie erschöpft.
    »Mir ist nicht wohl«, sagte er und ließ sich in einen Sessel fallen. Ich beobachtete, wie er den Kopf zurücklegte und die Augen schloß. Die schmalen, langen Hände, die auf den Lehnen ruhten, sahen aus, als seien sie aus Pergament.
    Ich entdeckte plötzlich an Brattons Haaransatz einen etwa fingerbreiten Schweißrand. Das überraschte mich. Erstens sorgte im Zimmer eine fabelhaft arbeitende Klimaanlage für eine angenehme Temperatur, und zweitens war Bratton nicht der Typ, der zum Schwitzen neigte.
    Er stemmte sich hoch. Seine Augen weiteten sich. Er schien etwas sagen zu wollen, aber außer einem Stöhnen kam kein Laut über seine Lippen.
    Er stand leicht breitbeinig, als hätte er Mühe, seine Balance zu wahren. Ich spürte plötzlich, daß er mir keine Komödie vorspielte. Bratton war krank. Vielleicht stand er vor einem Anfall. Ich war mit zwei Schritten am Telefon.
    »Nennen Sie mir die Nummer Ihres Arztes!« sagte ich. »Beeilen Sie sich!«
    Bratton drehte sich schwerfällig um. Er

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