Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder
des Fahrers festzuhalten!« schloß ich. »Sie wissen besser als ich, welche Straßen und Wege dabei zu überwachen sind.«
Margie Sullivan klappte den venezianischen Spiegel zurück und holte eine Flasche aus der Bar. »Ich geb’s auf«, meinte sie. »Wenn das so weitergeht, ziehe ich weg von hier. Irgendjemand wird mir die Farm schon abkaufen.«
Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Zu blöd, daß ich nicht früher daran gedacht habe!«
Margie Sullivan musterte mich verdutzt. »Woran?«
»An das Motiv. Den Burschen geht es möglicherweise nur darum, Ihnen die Farm zu vermiesen. Man will erreichen, daß Sie das Grundstück wieder verkaufen. Was würden Sie wohl tun, wenn Sie verkaufen wollten?«
»Ich würde mich an den Makler wenden, der mir das Projekt vermittelt hat.«
»Na, bitte! Und genau darauf spekuliert die Bande.«
»Das begreife ich nicht. Wenn ich die Farm nicht haben soll, weshalb hat man sie mir dann verkauft?«
»Die Vorbesitzer hatten hier eine Art Waschküchenproduktion aufgezogen, die sie aus mancherlei Gründen geheimhalten mußten. Sie hatten jedoch Grund, sich vor Verrat zu fürchten, und bauten allen möglichen Schwierigkeiten vor, indem sie die Farm kurzerhand verkauften. Das diente dem Zweck, die Polizei und das FBI zu bluffen. Die Gangster hatten niemals die Absicht, das ideale Gelände für immer aufzugeben. Sie nahmen sich vor, Ihnen den Besitz durch ein paar Tricks zu verleiden.«
»Warum verhaften Sie nicht einfach die Vorbesitzer, die dafür verantwortlich zu machen sind?« fragte Margie Sullivan mich erregt.
»Das ist nicht so einfach wie es aussieht. Der Makler war nicht bereit, uns die Namen seiner Klienten zu nennen. Inzwischen haben sich freilich ein paar Dinge ereignet, die ihn dazu zwingen werden, seine Zurückhaltung aufzugeben. Kommen Sie mit! Wir fahren in die Stadt. Es ist sehr eilig.«
»Ich fahre Sie gern hin, aber erst muß ich eine Kleinigkeit essen. Aufregungen schlagen mir auf den Magen. Sie machen mich entweder hungrig oder durstig. Nehmen Sie vorweg einen Whisky mit mir?«
Ich nahm ihr die Flasche aus der Hand und stellte sie zurück in die Bar. Dann klappte ich den Spiegel herum. Ich blickte das Girl an. »Es ist sehr wichtig, Miß Sullivan. Sie müssen sich in der Stadt impfen lassen.«
Margie Sullivan begriff und machte keine weiteren Einwände. Fünf Minuten später fuhren wir los. Sie setzte mich in der Rector Street ab. Übrigens nahm ich das Foto des Unbekannten mit. Margie Sullivan hielt mich am Ärmel fest, als ich aussteigen wollte. »Wie geht es jetzt weiter?« fragte sie mich ängstlich.
»Ich habe Ihnen die Adresse des Arztes genannt«, sagte ich.
»Das meine ich nicht«, sagte sie. »Ich lebe allein da draußen. Es ist genau das, was ich wollte, aber nicht auf diese Weise. Ich habe keine Lust, das Opfer einer Bande zu werden.«
»Ich glaube nicht, daß Sie wirklich gefährdet sind«, sagte ich nach kurzer Überlegung. »Wenn Sie kein Mitglied der Bande kennen, würde ich davon ausgehen, daß man nur einen Nervenkrieg gegen Sie führt.«
»Was ist, wenn Sie sich irren?«
»Ziehen Sie in die Stadt, bis der Fall geklärt ist!« riet ich ihr.
»Ich denke darüber nach«, versicherte sie mir und fuhr los, nachdem sie sich von mir verabschiedet hatte.
***
Ich betrat das moderne, sehr repräsentativ wirkende Bürohaus und stand nur wenige Minuten später in Howard Brattons Vorzimmer. Es war mahagonigetäfelt. Sein lebendiger Mittelpunkt wurde von einer silberblonden Sekretärin gebildet.
»Was kann ich für Sie tun, Sir?« fragte sie.
»Mein Name ist Cotton. Jerry Cotton vom FBI. Melden Sie mich bitte Mr. Bratton!«
»Ein Kollege von Ihnen war schon hier. Decker hieß er. Sie kommen zu spät.«
»Finde ich Mr. Bratton in seinem Privatbüro?«
»Bedaure, Sir. Er ist vor einer halben Stunde nach Hause gefahren.«
Ich blickte auf die Uhr. »Aha, er macht ziemlich früh Schluß, was?«
»Ganz im Gegenteil«, belehrte mich die junge Dame. »Er macht im allgemeinen Überstunden.«
»Sie werden mir helfen können«, sagte ich. »Es ist nur eine Kleinigkeit. Ich brauche die Adresse des Mannes, dem bis vor kurzem die Farm von Miß Sullivan gehörte.«
»Bedaure, Sir, aber ich bin nicht befugt, Adressenmaterial herauszugeben. Ich könnte es selbst dann nicht, wenn ich es wollte, um Ihnen einen Gefallen zu erweisen. Die Kundenkartei befindet sich im Safe von Mr. Brattons Privatbüro.«
»Sie werden sich doch gewiß an den
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