Jerry Cotton - 2901 - Der Countdown laeuft (2 of 2)
rief ich.
Der Mann reagierte, indem er sich sofort zur Seite warf und sich abrollte. Dabei schaffte er es auch noch, auf mich zu schießen. Seine Reaktion kam unerwartet, und meine Reaktion darauf erfolgte zu spät. Es waren die Kugeln aus Nolans Waffe, die den Angreifer stoppten.
»Bist du verletzt, Jerry?«
Ich schüttelte den Kopf und warf einen fassungslosen Blick über meine Schulter. Die Projektile aus der Pistole hatten eine Reihe tiefer Löcher in die Fassade des Mietshauses hinter mir gestanzt. Die zweite Salve hätte ich keinesfalls unversehrt überstehen können.
»Danke, Nolan. Lebt er noch?«, fragte ich.
Mit einem bedauernden Kopfschütteln erhob er sich, nachdem er den Schützen auf den Rücken gedreht hatte.
»Nein, leider nicht«, antwortete er.
In meinem Kopfhörer vernahm ich die Stimmen der Kollegen vom Observationsteam, die sich jetzt ebenfalls mitten in der Auseinandersetzung befanden. Die Lage wurde zunehmend unübersichtlicher, zumal jetzt die SWAT-Einheit eintraf. Meinen ursprünglichen Plan konnten wir nicht mehr umsetzen. Einer der Kollegen war durch einen Streifschuss leicht verletzt und daher ordnete ich den Rückzug an.
»Wir überlassen es den Cops, sie zu stellen«, sagte ich.
Die Officer des SWAT-Teams waren besser ausgerüstet und konnten mit ihren automatischen Waffen den Widerstand effektiver brechen. Das weitere Gefecht dauerte dann auch nur noch wenige Minuten, bevor sich endlich Stille über den Ort des Geschehens senkte.
Da June und Blair nicht über die Headsets informiert werden konnten, rief ich June erneut auf ihrem Mobiltelefon an. »June? Ihr könnt rauskommen. Die Schießerei ist beendet.«
Wenige Augenblicke später versammelten wir uns im Foyer des Mietshauses, in dem sich das Apartment von Andrew Tennison befand.
»Er hat sich für unsere Hilfe bedankt, ist in seinen Wagen gestiegen und hat die Tiefgarage verlassen«, berichtete June.
Unsere Kollegen hatten ihm einen kleinen Vorsprung eingeräumt, um durch zu frühes Auftauchen auf der Straße nicht sein Misstrauen zu wecken.
»Als wir die Tür aufmachten, fielen die ersten Schüsse. Ich habe keinen blassen Schimmer, wer es auf uns abgesehen hatte oder warum geschossen wurde«, sagte June.
Außer dem Angreifer, den Nolan in Notwehr erschossen hatte, war keiner gefasst worden. Die Cops der SWAT-Einheit hatten die anderen Angreifer vertreiben können, ohne ihrer habhaft zu werden.
»Immerhin haben wir den Toten. Vielleicht verrät uns seine Identität etwas über die Angreifer«, sagte Blair.
Diese Aufgabe übertrug ich den Kollegen, da ich mich mit Nolan in der Wohnung von Tennison umsehen wollte. Nach der Schießerei würde der Vertreter der ENA vermutlich nicht dahin zurückkehren. Ich hoffte, dort einige wertvolle Hinweise zu finden.
»Sind Sie der Portier?«, fragte ich.
Der sichtlich erschütterte Mann mit den dunklen Haaren nickte krampfhaft. Nur die Dienstmarken beruhigten ihn ein wenig, sodass er mir bereitwillig einen Zweitschlüssel für die Wohnung von Andrew Tennison aushändigte. Als wir mit dem Lift nach oben fuhren, spürte ich eine wachsende Unruhe. Würden wir gleich die Informationen in der Hand halten, mit denen wir das Vorhaben der ENA vereiteln konnten? Ich war sehr gespannt, genauso wie Nolan Banks.
***
»Jerry Cotton«, stieß Steenburg hervor.
Sein Auftraggeber hatte wissen wollen, wer für den Toten in Steenburgs Team verantwortlich war. Der Anführer der Söldner nannte den Namen in einer Weise, die einem Fluch sehr nahe kam. Tennison kannte den Südafrikaner als kühlen Kopf. Diese höchst befremdliche Reaktion auf den Agent des FBI war eine bislang nicht gezeigte Seite an Rick Steenburg.
»Wer waren die Angreifer?«, wollte er wissen.
Tennison präzisierte seine Frage und wartete auf die Antwort.
»Das FBI traf erst ein, als die Show schon voll im Gange war. Die Kerle haben ohne Vorwarnung das Feuer eröffnet«, erwiderte Steenburg.
Auch Tennison sah ein, dass es keinesfalls die Angehörigen einer amerikanischen Behörde gewesen sein konnten. Die Agents hätten niemals ohne Vorwarnung geschossen. Wer dann?
»Es kommen im Grunde nur die Männer des Mossad in Betracht. Die schießen erst und fragen dann«, sagte Steenburg.
Das leuchtete auch dem Engländer ein, und da er wusste, dass die israelischen Agenten tatsächlich freie Hand für eigene Operationen auf amerikanischem Hoheitsgebiet erhalten hatten, teilte er Steenburgs Einschätzung.
»Solange sich die
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