Jerry Cotton - 2901 - Der Countdown laeuft (2 of 2)
war.
»Lies selbst«, forderte er mich auf.
Auf dem zweiten Bildschirm von links hatte der Spezialist in Fort Meade eine Datei geöffnet, die Nolan angespannt las. Ich folgte seinem Beispiel und schon nach wenigen Sätzen konnte ich die Aufregung nachvollziehen.
»Die ENA will das Programm bei einem Investmentunternehmen einsetzen? Wozu? Sind deren Firmendaten denn so wertvoll?«, fielen mir gleich mehrere Fragen ein.
Nolan kannte sich offenbar ziemlich gut aus, denn er gab mir einen Abriss über die Bedeutung des in Boston angesiedelten Investmentunternehmens. Als er die weltweite Aufstellung der Firma und ihren riesigen Einfluss auf die größten Märkte der Welt nannte, lösten sich alle meine bisherigen Zweifel in Luft auf.
»Mister High? Wir kennen höchstwahrscheinlich das Ziel der ENA«, meldete ich.
Daraufhin forderte mich Mr High auf, umgehend mit Nolan Banks ins Field Office zurückzukehren.
»Sie beide werden in Boston gebraucht. Wir müssen so früh wie möglich die Pläne der ENA durchkreuzen«, sagte er.
Als ich Nolan von dem Telefonat berichtete, hielt er sein eigenes Mobiltelefon in die Höhe.
»Ich habe gleichlautende Anweisungen aus Fort Meade erhalten. Dann also auf nach Boston. Die Jagd geht weiter«, sagte er.
Besser hätte man es nicht ausdrücken können. Diese Ermittlungen entwickelten sich immer mehr zu einem Wettlauf. Fragte sich nur, wer als Sieger über die Ziellinie gehen würde. Wir oder die ENA?
***
Für Dov Bugalla und Ron Nagav waren die Informationen ihres Verbindungsmannes beim FBI ausgesprochen hilfreich gewesen.
»Eliminieren Sie die Zielperson und stellen Sie das Programm sicher«, lautete ihr Auftrag.
Ihre Vorgesetzten in Haifa legten keinen Wert darauf, dass ihre Agenten sich mit der Verfolgung der ENA beschäftigten. Das Hauptaugenmerk lag auf dem gefährlichen Computerprogramm, mit dem der Mossad einiges vorhatte.
»Wo kamen denn die Agents auf einmal her?«, knurrte Ron.
Das Feuergefecht mit den Söldnern war eingeplant gewesen, doch das Eingreifen der Ermittler des FBI nicht. Nach seinem Wissensstand sollte überhaupt kein Zugriff zu diesem frühen Zeitpunkt erfolgen. Der Agent des Mossad fragte sich, ob die Amerikaner wirklich all ihr Wissen mit ihnen teilten.
»Vielleicht wollen die das Programm nur für sich behalten und füttern unseren Verbindungsmann mit veralteten Informationen«, sagte er.
Auch Dov Bugalla traute ihren Verbündeten nicht besonders über den Weg.
»Davon kannst du beruhigt ausgehen. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn das FBI oder die NSA uns überwacht. Vielleicht bauen die darauf, dass wir ihnen die Drecksarbeit abnehmen«, erwiderte er.
Sie diskutierten noch eine Weile über den fehlgeschlagenen Überfall, bevor Bugalla eine Telefonnummer in Haifa wählte. Er wollte die Bedenken mit dem Leiter der Operation besprechen und hoffte auf dessen Unterstützung.
»Wir müssen frei operieren können. Außerdem möchte ich ein Kommando zu unserer Verstärkung vor Ort haben«, forderte Bugalla.
Das war weit mehr, als die Übereinkunft mit den Amerikanern zuließ. Was der Agent des Mossad anforderte, war ein hoch qualifiziertes Einsatzkommando. Es waren Computerspezialisten, die ohne Genehmigung der amerikanischen Regierung überhaupt nicht auf deren Boden aktiv werden durften. Doch auch die ranghohen Offiziere in Haifa teilten das latente Misstrauen ihrer Außenagenten und stimmten der geheimen Ausweitung der Operation zu.
»Wir schicken euch die Verstärkung. In maximal achtundvierzig Stunden wird sich der Kommandoführer bei dir melden, Dov«, versicherte der Vorgesetzte.
Als Bugalla seinem Partner die Entscheidung mitteilte, glitt ein zuversichtliches Lächeln über Rons Gesicht.
»Die Karten werden neu gemischt. Die Amerikaner können uns dann nicht mit veralteten Informationen abspeisen«, war er überzeugt.
Ab sofort bestand ihre Aufgabe darin, Andrew Tennison erneut aufzuspüren. Hierbei setzten die Agenten auf die Zusammenarbeit mit den amerikanischen Behörden.
»Sobald wir erfahren, wo Tennison sich aufhält, schlagen wir zu«, sagte Dov.
Seine Zuversicht wurde von Ron geteilt. Für den Mossad stiegen die Erfolgsaussichten erheblich, wenn sie mit eigenen Kräften operieren konnten. Die Kooperation mit den Verbündeten erwies sich als nicht ausreichend, aber das musste man weder dem FBI noch der NSA auf die Nase binden.
»Das ist ganz allein unsere Operation. Die Iraner werden sich noch umschauen, wenn wir das
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