Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
ausgeflippt, als die Fünfte mit diesem ›Nett und hilfsbereit‹-Mist anfing«, stöhnte er.
Es hätte nicht klarer sein können, dass die Frauen sich abgesprochen hatten. Die Frage war nur, warum. Hatten sie alle zusammen ein Komplott gegen Mr Baxter geschmiedet und seinen Tod geplant? Und wenn ja, warum?
»Waren deine auch alle so hübsch?«, unterbrach Phil meinen Gedankengang.
»Ausnahmslos«, bestätigte ich und wusste, dass sich die Gedanken meines Partners in dieselbe Richtung bewegten wie meine. »Aber mal angenommen, er hätte sie angemacht oder wäre ihnen zu nahe getreten – warum haben sie ihn dann nicht angezeigt oder sind zumindest ausgezogen?«
»Das habe ich auch schon überlegt«, sagte Phil. »Nur die billigen Mieten können es nicht gewesen sein. Er muss irgendetwas gegen sie in der Hand gehabt haben – was auch den Einbruch in seine Wohnung erklären würde. Jemand hat danach gesucht, was auch immer es ist.«
»Und dann hat Baxter ihn überrascht und wurde die Treppe hinuntergestoßen? Also doch eine Tat im Affekt? Ich weiß nicht. Wir sollten uns da noch mal umsehen, vielleicht haben wir letztes Mal etwas übersehen«, schlug ich vor.
Nach dem Essen gingen wir zurück zu Baxters Haus. An seiner Wohnungstür durchtrennten wir das Polizeisiegel und gingen hinein. Der Dreck war derselbe wie zuvor, nur dass jetzt noch Pulverflecken an den Stellen hinzugekommen waren, an denen die Leute der Crime Scene Unit nach Fingerabdrücken gesucht hatten.
»Nimm du Schlafzimmer und Bad, dann nehme ich mir das Wohnzimmer und die Küche vor«, sagte ich und begann in der Küche, die gleich neben der Wohnungstür vom winzigen Flur abging.
Die Küche war wahrscheinlich der Raum, der in dieser Wohnung am wenigsten benutzt worden war. Zwar war eine hübsche, zweckmäßige Einbauküche vorhanden, doch lediglich der Kühlschrank und die Mikrowelle schienen benutzt worden zu sein. Die Hängeschränke waren leer bis auf ein Fach, das vollgestopft war mit Chips-Tüten unterschiedlicher Geschmacksrichtungen. In einer Schublade fand ich ein paar Besteckteile und einen Teller, in einer anderen eine Tafel Schokolade mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. Der Kühlschrank war zur Hälfte gefüllt mit Bier, außerdem gab es zwei Schnapsflaschen, von denen eine fast leer war.
Ich überprüfte auch das Gefrierfach, das häufig als Versteck genutzt wird, doch außer ein paar noch originalverpackten Fertiggerichten gab es nichts. Der Mülleimer war leer, ich wusste, dass der Inhalt bei der Crime Scene Unit untersucht wurde.
Im Wohnzimmer war es nicht viel anders. Es gab keine Schränke, lediglich zwei Regale. In einem lagen eine achtlos zusammengefaltete Decke und ein paar alte Pornomagazine, das andere war komplett leer. Der Staub, der gleichmäßig auf allem verteilt war, zeigte, dass hier auch kürzlich nichts entfernt worden war.
Die einzigen anderen Möbel im Raum waren ein fleckiges altes Sofa, ein klappriger Couchtisch und ein riesiger Fernseher mit integriertem DVD-Spieler. Sofa und Couchtisch sowie der darum herumliegende Müll gaben nichts her, daher wandte ich mich dem Fernseher zu. Er funktionierte, doch beim Durchschalten fiel mir auf, dass die Programme nicht richtig eingestellt waren. Dafür zeigte das DVD-Laufwerk deutliche Abnutzungsspuren.
Ich sah mich um, konnte jedoch keine einzige DVD entdecken, daher ging ich zu Phil, der im Schlafzimmer beschäftigt war.
»Hast du irgendwo DVDs entdeckt?«, fragte ich.
»Nein. Sollten die nicht im Wohnzimmer sein?«, fragte er zurück.
»Sollten vielleicht, sind sie aber nicht. Sieht aber auch nicht so aus, als wären in letzter Zeit da welche weggenommen worden«, antwortete ich und berichtete ihm, was ich entdeckt hatte.
Bei ihm war die Ausbeute noch magerer, aber immerhin stellten wir fest, dass es in der ganzen Wohnung weder DVDs gab noch einen Platz, wo welche hätten sein können. Eventuell hatte er sie sich in Videotheken ausgeliehen, doch auch darauf gab es keinen Hinweis und ich hielt es auch nicht für wahrscheinlich.
»Wo könnte er sie sonst noch gelagert haben?«, überlegte ich laut. »Gab es hier nicht einen Keller?«
»Das ist es!«, rief Phil und war schon unterwegs, um eine der Bewohnerinnen zu fragen, welcher Keller Mr Baxter gehört hatte. Wenig später kam er mit der Kellernummer zurück, wir gingen hinunter – und erlebten eine Überraschung.
***
Bevor Phil diesmal seinen Dietrich hervorholte, betrachtete er das Schloss genau. Wie
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