Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
waren edel, die Möbel von guter Qualität, und auch die Flaschen Wein, die wir in seiner Küche fanden, gab es nicht unter fünfzig Dollar das Stück. Natürlich waren auch die technischen Geräte hochmoderne Markenware.
Phils Handy klingelte und Michael meldete, dass er vor der Tür stände. Wir ließen ihn herein und führten ihn ins Wohnzimmer.
»Mister High hat mir den Durchsuchungsbefehl mitgegeben, er ist – Wow«, unterbrach er sich angesichts der Ausrüstung. »Der hat keine Kosten und Mühen gescheut.«
Er nahm die Computer sehr genau unter die Lupe und ermittelte, welcher mit was verbunden war. Dann setzte er sich an den, an dem ich schon mein Glück versucht hatte, und begann rasend schnell auf der Tastatur herumzutippen. Kurze Zeit später verschwand die Passwortmaske und wir konnten sehen, woran Rothschild zuletzt gearbeitet hatte. Auf dem Bildschirm waren neun kleine Fenster angeordnet, von denen jedes die Aufnahmen einer Überwachungskamera aus verschiedenen Wohnungen wiedergab.
»Er hat es so eingestellt, dass die Aufnahmen automatisch gespeichert werden, wenn sich dort etwas bewegt. So braucht er weniger Speicherplatz und muss sich später nicht stundenlang Filme ansehen, auf denen nichts passiert, um die Stellen zu finden, wo etwas los ist«, erklärte Michael, der weiter mit der Tastatur arbeitete und kleine Fenster mit Zahlen und Grafiken öffnete und schloss, die mir gänzlich unbekannt waren.
»Macht er das legal oder hat er sich eingehackt?«, wollte ich wissen.
Es konnte ja immerhin sein, dass Rothschild so eine Art Wachdienst betrieb und die Wohnungen im Auftrag der Bewohner überwachte. In dem Fall wäre das für uns uninteressant. Sollte er sich jedoch eingehackt haben, erfüllte er einen Straftatbestand und wir könnten gegen ihn vorgehen.
»Einen Moment, dazu kann ich dir gleich mehr sagen«, antwortete Michael und tippte hochkonzentriert weiter.
»Ah ja. Hier haben wir was.« Er wandte sich zu uns um und erklärte: »Bei den ersten drei Kameras hat er die offiziellen Zugangsdaten verwendet, woher auch immer er die hat, möglicherweise legal, möglicherweise nicht. Aber hier, bei dieser«, er deutete auf das vierte kleine Fenster, »hat er sich reingehackt.«
»Dann ist er dran«, rief Phil erfreut. »Kommst du hier im Moment allein zurecht oder sollen wir dir Hilfe schicken?«
»Im Moment sieht alles gut aus. Er scheint die Computer nicht übermäßig gesichert zu haben, das macht es mir leicht. Aber es wäre ganz gut, wenn mir jemand den Rücken freihielte. Wenn ich an den Computern arbeite, kriege ich nicht unbedingt mit, was um mich herum passiert. Und ich habe keine Lust, von ihm eins übergezogen zu bekommen, wenn er nach Hause kommt und mich an seinen Rechnern entdeckt.«
»Klar, verstehe ich«, sagte ich. »Wir besorgen jemand, der dich bewacht. Und sobald du irgendwas findest, was eine Verbindung zu unserem Fall herstellt, melde dich bei uns.«
Michael nickte und wandte sich direkt wieder den Computern zu, während ich vom Bereitschaftsdienst einen Agent anforderte. Sobald er da war und übernommen hatte, gingen Phil und ich zum Jaguar. Wir hatten beschlossen, Mr High von dort aus anzurufen und zu informieren, da wir nicht wussten, ob es in Rothschilds Wohnung nicht irgendwelche Überwachungs- oder Abhörvorrichtungen gab.
Wir schilderten Mr High die Situation und die Entdeckung, die Michael Nawrath gemacht hatte.
»Rothschild war also nicht zu Hause. Wissen Sie, wo er sich aufhält?«, wollte Mr High wissen.
»Nein, Sir, bisher noch nicht. Es sollte auf jeden Fall eine Fahndung herausgegeben werden«, antwortete Phil.
»Ich werde das sofort veranlassen«, versicherte unser Chef. »Aber je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger kann es werden, ihn zu finden. Bisher weiß er vielleicht noch nicht, dass er gesucht wird.«
»Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Wir haben Agent Paddington vom Bereitschaftsdienst in Rothschilds Wohnung postiert, um ihn abzufangen, wenn er dort auftaucht, und Michael Nawrath ist auch dort. Aber natürlich kann er irgendwie mitkriegen, dass wir hinter ihm her sind, und gar nicht erst in seine Wohnung gehen. Daher schlage ich vor, dass wir nicht einfach die Ergebnisse der Fahndung abwarten, sondern uns noch mal bei Johnny Cash erkundigen. Da er so viel über Rothschild weiß, könnte er ja auch wissen, wo der sich abends aufhält«, schlug ich vor.
Mr High und Phil stimmten dem Plan zu und wir verabredeten, uns noch mal
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