Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
Elektronik auskennt? Dann fragt diesen Kerl. Baut euch alles ein, vom Garagentoröffner bis zum Super-Überwachungssystem.«
»Ja ja, der gute alte Collin. War immer schon technisch begabt«, behauptete ich. »Wenn wir nur wüssten, wo wir unseren lieben Freund besuchen könnten. Ich glaube, ich nehme noch eine Tüte Chips.«
Ich nahm eine kleine Tüte Chips mit Paprikageschmack aus dem Regal und legte sie mit einem weiteren Zwanziger auf den Tresen.
»Es wäre ja unverantwortlich, euch bei der Suche nach so einem lieben Freund nicht zu helfen«, sagte Johnny Cash, steckte den Schein ein und nannte eine Adresse zwei Blocks weiter.
Wir nahmen unsere Getränke und die Tüte Chips und verließen den Laden.
»Ich hasse diese Spiele«, sagte Phil, als er ins Auto stieg. »Es ist eine Schande, dass wir für Informationen, die zu einem Verbrecher führen und die uns jeder verantwortungsbewusste amerikanische Bürger eigentlich mit Kusshand geben sollte, bezahlen müssen.«
»Damit hast du das Problem schon genannt. ›Verantwortungsbewusst‹. Leute wie Johnny Cash sind sich nur einer Verantwortung bewusst, nämlich der, sich selbst ein gutes Leben zu verschaffen. Wobei er ja schon einen Fortschritt gemacht hat, indem er uns diese Informationen überhaupt gibt.«
Früher hatte Johnny Cash einen Laden mit Hehlerware betrieben und sich als Vermittler zwischen kriminellen Handlangern und Auftraggebern betätigt und auf jeden Kontakt mit staatlichen Behörden allergisch reagiert.
»Ich weiß ja, dass wir mit Informanten zusammenarbeiten müssen, aber gerne tue ich es nicht«, lenkte Phil ein und wechselte das Thema. »Fahren wir direkt zu Rothschild oder rufen wir Verstärkung?«
»Wir fahren direkt hin«, beschloss ich. »Verstärkung können wir immer noch holen.«
Unterwegs informierte Phil Mr High und bat ihn, einen Durchsuchungsbeschluss für Rothschilds Wohnung zu erwirken. Aufgrund der vorliegenden Indizien sollte das kein Problem sein.
***
Das Haus, in dem Rothschild wohnte, war moderner als das, in dem er Hausmeister gewesen war. Wir fanden seinen Namen bei den Klingelschildern, entschieden uns aber, erst zu seiner Wohnung zu gehen und dort zu klingeln. Phil wollte gerade bei jemand im Erdgeschoss klingeln, als die Tür geöffnet wurde und ein älterer Mann heraustrat. Wir nutzten die Gelegenheit und gingen ins Haus. Mit dem Aufzug fuhren wir in die dritte Etage, wo Rothschild wohnte, und horchten an der Wohnungstür. Nichts rührte sich.
Ich klingelte und wieder horchten wir, doch noch immer drang außer dem Läuten der Klingel kein Laut aus der Wohnung. Dieses Spiel wiederholten wir noch zwei Mal, dann zückte Phil sein Nachschüssel-Set.
Ich nickte ihm zu und stellte mich so, dass nicht sofort zu sehen war, was er tat, wenn jemand die Treppe heraufkam oder aus einer der anderen Wohnungstüren auf der Etage trat, und er machte sich an die Arbeit.
Nach kurzer Zeit hatte er das Schloss geknackt. Wir zogen unsere Waffen und stellten uns neben die Tür. Phil nickte mir zu und ich wusste, er würde mir Rückendeckung geben.
Er stieß die Tür auf, ich sprang in die Wohnung und erfasste mit einem Blick die Lage. Der Flur war leer, von den abgehenden Türen waren eine geöffnet und drei geschlossen. Phil betrat die Wohnung hinter mir und wir sicherten sie schnell und effizient, was nicht weiter schwierig war, da niemand zu Hause war.
Dann sahen wir uns in Ruhe um. Küche und Bad waren nicht weiter interessant, im Schlafzimmer gab es auch nichts besonders Auffälliges, aber das Wohnzimmer hatte es in sich.
»Ich glaube, wir brauchen Michael«, sagte Phil, als er den Raum betreten hatte.
Eigentlich war es mehr ein Büro als ein Wohnzimmer. Die Fenster waren verhangen, um ein Hereinblicken vom gegenüberliegenden Haus unmöglich zu machen. An drei Wänden standen Schreibtische, alle mit Computern und diversen Monitoren bestückt. Einer der Computer lief, die anderen waren ausgeschaltet.
Ich ging zu dem Computer, der aktiv war, schaltete den Monitor ein und bewegte die Maus, um den eingeschalteten Screensaver zu deaktivieren, doch leider wurde ein Passwort verlangt, um auf den Computer zugreifen zu können.
»Ja, ruf ihn her«, bat ich Phil. Mir war klar, dass wir ohne einen Computerspezialisten hier nicht weiterkamen.
Während wir auf Michael Nawrath warteten, schauten wir uns weiter um. Rothschild lebte nicht schlecht, wenn man bedachte, dass er keinen festen Job hatte. Die Anzüge in seinem Schrank
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