Jerry Cotton - 2906 - Die Panama-Luege

gab, hatte man sich dazu etwas einfallen lassen müssen.
    »Alles verändert sich im und am Rande des Dschungels ständig, Jerry. Da kann man keine festen Adressen wie in den USA vergeben. Allein durch illegale Rodung ändert sich das Bild permanent«, antwortete Anders.
    Es war demnach für sich genommen noch keine Auffälligkeit, doch erst eine genaue Auswertung der Koordinaten würde uns wirklich Aufschluss bringen. Die gesamte Durchsuchung nahm eine knappe Stunde in Anspruch, bevor wir schließlich das Büro wieder verließen.
    Agent Meola und einer seiner Mitarbeiter überprüften den Zustand der Räumlichkeiten, bevor sie das Büro als Letzte verließen. Nachdem die Alarmanlage wieder ordnungsgemäß eingeschaltet worden war, sollte niemand etwas von unserem Besuch bemerken.
    »Sobald wir zurück im Büro sind, werten wir alle Daten aus. Vermutlich bringen uns die Koordinaten am ehesten voran«, sagte Meola.
    Obwohl ich ihm in dieser Hinsicht zustimmte, war ich auch auf die Erkenntnisse zu der merkwürdigen Fotografie mit der Frau des Botschafters gespannt. Wieso hatte ein Krimineller wie Carlos Moreno das Bild von Astrid Toble in einem elektronischen Bilderrahmen? Die Antwort erhielt ich keine halbe Stunde, nachdem wir ins Büro der DEA zurückgekehrt waren.
    »Moreno ist mit dem Botschafterehepaar befreundet. Die Aufnahme wurde auf seiner Jacht gemacht und im Computer fanden wir weitere Bilder, darunter auch einige mit Botschafter Toble und Carlos Moreno beim Hochseefischen«, sagte Agent Meola.
    Damit war diese Merkwürdigkeit erklärt, während zu den vielen Koordinaten noch nicht alle Angaben vorlagen. In Zusammenarbeit mit der NSA arbeiteten die Kollegen der DEA daran, jedes Grundstück samt Immobilie darauf auszuwerten.
    »Es befanden sich mehr als hundert solcher Koordinaten auf der Liste, Jerry. Das wird sicherlich noch viele Stunden dauern, bis die Kollegen uns eine vollständige Auswertung präsentieren können«, sagte Paul Anders.
    Da ich dabei nicht helfen konnte, nahm ich das freundliche Angebot von Anders an, der mir die Couch in seiner Wohnung als Schlafgelegenheit anbot. Wir verließen das Büro und saßen später beim Abendessen zusammen auf seinem Balkon. Obwohl es bereits auf Mitternacht zuging, herrschte immer noch eine feuchte Hitze. Wir befanden uns zwar nicht unmittelbar in der Regenzeit, dennoch empfand ich das Klima als sehr drückend.
    »Im Juni kann es auch schon einmal zu einem Tropensturm kommen, aber eigentlich geht die gefährliche Jahreszeit erst etwa Ende August los«, klärte mich Anders auf.
    Der Kollege der DEA hielt sich schon so lange in dieser Klimazone auf, dass er sich bestens akklimatisiert hatte. Mir fiel es weitaus schwerer, mit diesen Wetterverhältnissen zu leben.
    »Vor dem Schlafengehen solltest du noch eine erfrischende Dusche nehmen, dann fällt das Einschlafen leichter«, sagte Paul Anders.
    Am nächsten Tag würden wir hoffentlich bessere Informationen in Händen halten, die uns bei den Ermittlungen voranbringen konnten. Ich befolgte seinen Rat und schaffte es tatsächlich, in einen traumlosen Schlaf zu fallen.
    ***
    Für June und Blair wurde es eine kurze Nacht. Am Tag darauf sollte eine umfassende Untersuchung gegen die RalKat Security beginnen. Darüber wurden sie durch einen Anruf ihres Chefs informiert, der am späten Abend einging.
    »Die Ermittler kommen aus sechs verschiedenen Bundesstaaten, damit niemand den Gouverneur vorzeitig warnen kann«, hatte Mr High gesagt.
    Nach seinem Anruf am späten Abend waren June und ihr Partner zeitig zu Bett gegangen, damit sie am nächsten Tag ausgeruht bei der Besprechung der Einsatzteams dabei sein konnten. Der Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt, und aus den leisen Gesprächen konnte June ableiten, wie überrascht die meisten Kollegen von dieser Operation waren. Der leitende Ermittler teilte den jeweiligen Agents die Aufgaben zu.
    »Agent Clark wird den Zugriff im Büro des Unternehmens führen. Sie kennt die Gesichter der leitenden Angestellten, wobei uns besonders Stan Oldman interessiert«, sagte Ashton Parks.
    Der Special Agent in Charge kam aus dem Hauptquartier und galt als sehr erfahrener Ermittler. Insgesamt bestand die Sondereinheit aus achtundzwanzig Agents, die an mehreren Orten gleichzeitig zuschlagen sollten. Als herausragende Ziele waren das Büro sowie das hermetisch abgeriegelte Trainingszentrum der RalKat Security ausgemacht worden.
    Während Special Agent Parks dort den größten Trupp