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Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Titel: Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
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nehmen. Den Aufseher, der uns hergebracht hatte, scheuchte er mit einer weiteren Handbewegung in die Ecke. Vielmehr versuchte er es. Der schwarz Uniformierte reagierte allerdings nicht darauf.
    »Willkommen auf Rikers Island«, sagte Rojas mit der Freundlichkeit des Machtbewussten. Es klang, als würde ihm nicht nur die Insel, sondern auch alle darauf befindlichen Gefängnisse gehören. »Ich hoffe, Ihr Begleiter war freundlich und hilfsbereit zu Ihnen – wie es in seiner Dienstanweisung steht.«
    Phil und ich verkniffen uns ein Grinsen. Statt in der ihm zugewiesenen Ecke zu verharren, schlenderte der Aufseher an uns vorbei und schlug einen Bogen um Rojas und seinen Thron herum. Der Mann war ein breitschultriger Hüne; die schwarze Uniform saß wie angegossen und unterstrich seine Respekt gebietende Statur. Sich von einem Gefangenen einschüchtern zu lassen, lag für ihn außerhalb jeder Vorstellungskraft.
    Er baute sich links hinter Rojas auf und überprüfte die Fußketten des Gefangenen, indem er mit der Schuhspitze daran zog. Anschließend ergriff er Rojas’ rechten Unterarm und zog, bis dessen Hand an der Stahlkante der Schelle hängen blieb. Die Miene des Kubaners blieb unbewegt. Er blickte durch uns hindurch.
    »Sie sehen schon, Rojas«, sagte Officer Mulligan mit dröhnender Bassstimme, »ich achte bei solchen notwendigen Überprüfungen sehr darauf, Ihnen nicht wehzutun. So steht es ja auch in der Dienstanweisung. Bloß keinem Gefängnisinsassen Schmerzen zufügen! In der Praxis fällt das natürlich manchmal schwer. Vor allem wenn man es mit so blasierten Strolchen wie Ihnen zu tun hat, Rojas. Da könnte es durchaus passieren, dass man so einem mal aus Versehen den einen oder anderen Knochen bricht.«
    »Ich habe die besten Zeugen der Welt für diese Aussage«, zischte Rojas. »Zwei ausgewachsene FBI-Agenten.«
    Mulligan richtete sich auf, kam in unsere Richtung und grinste im Vorbeigehen. »Meinen letzten Satz streichen Sie bitte, Agents. Den habe ich in Wirklichkeit gar nicht gesagt.« Er zwinkerte uns zu, und wir zwinkerten zurück. Er hatte es nicht nur nicht gesagt, er würde es auch niemals tun. Strafgefangene nicht zu misshandeln, bedeutete keineswegs, es ihnen nicht scherzhaft androhen zu dürfen. Wir hörten Mulligan hinter uns, wie er sich bei der Tür aufstellte.
    Rojas hatte inzwischen seine Fassade wieder aufgebaut; die alte spöttische Überlegenheit war zurückgekehrt. Wir ließen ihn gewähren. Denn nur wenn er sich in seiner Haut sicher fühlte, so kalkulierten wir, würde er so gesprächig sein, wie wir es uns wünschten.
    ***
    »Nun, Agents, was kann ich für Sie tun?«, sagte er gedehnt. »Allerdings – mehr als aufrichtige Antworten auf Ihre Fragen habe ich leider nicht parat. Ich kann Ihnen keinen Kaffee anbieten, keinen Whisky. Auf all die angenehmen Dinge müssen wir hier leider verzichten.«
    Ich lächelte. »Nicht so schlimm, Mister Rojas. Außerdem haben wir es uns selbst eingebrockt. Wir waren es schließlich, die Sie hierhergebracht haben.«
    »O nein, nein!«, rief er und rollte mit den Augen. »Das müssen Sie sich nicht vorwerfen. Die Wurzel allen Übels bin ich selbst, dessen bin ich mir bewusst. Ich hatte genug Zeit, darüber nachzudenken, das können Sie mir glauben. Hätte ich nicht gegen die Gesetze verstoßen, hätten Sie keinen Grund gehabt, mich festzunehmen. Mit anderen Worten: Sie haben sich überhaupt nichts vorzuwerfen, Gentlemen. Bitte – Sie müssen mir gegenüber keinerlei Schuldgefühle entwickeln.«
    Ich nickte mit gespielter Dankbarkeit und imitierte seinen salbungsvollen Stil: »Umso mehr freut es uns, Mister Rojas, dass Sie zu diesem Gespräch mit uns bereit sind.«
    »Aber das ist doch selbstverständlich, Gentlemen!« Wenn er gekonnt hätte, hätte er beide Arme ausgebreitet. So beließ er es bei dem linken und sprach weiter: »Fragen Sie, fragen Sie.«
    »Goran Shames wurde ermordet«, sagte Phil. »Haben Sie davon gehört?«
    »Aber natürlich.« Rojas schloss die Augen, als müsste er in sich gehen. Dann öffnete er sie wieder und erklärte: »Wir sind hier nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten, Agent Decker. Ich will damit sagen, ich habe einen Fernsehapparat und ein Radio, und ich bekomme die wichtigsten Zeitungen. Neuigkeiten entgehen mir also nicht.«
    »Ich denke eher an andere Informationsquellen«, wandte Phil ein. »Zum Beispiel Besucher.«
    »Ach, das meinen Sie!«, rief Rojas, als würde ihm ein Licht aufgehen. »Aber

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