Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur
mehr mit mir ab, das hat er mir wörtlich so gesagt. McCay hat jetzt ein Apartment an der Central Park West, die Lower East Side ist nicht mehr gut genug für den feinen Herrn.«
Arturo nannte uns noch die genaue Adresse. Angeblich war er ein einziges Mal dort gewesen, um Drogen zu liefern. Aber danach hatte McCay den Kontakt endgültig abgebrochen. Phil gab per Handy den Cops Bescheid, damit sie Arturo abholten. Das FBI war nicht zuständig für einen Kriminellen wie ihn. Die Detectives des 7th Precinct würden sich über unsere Vorarbeit freuen.
Nachdem wir den eintreffenden Officers den Verdächtigen und die Beweismittel übergeben hatten, stiegen wir wieder in meinen Jaguar.
»Wenn McCay wirklich an der Central Park West residiert, dann lebt er auf großem Fuß, Jerry. Ob er schon öfter Lösegeld für Entführungsopfer kassiert hat?«
»Es ist jedenfalls kein Geheimnis, dass Julie Lonnegans Eltern vermögend sind. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie heimlich in Verhandlungen mit den Kidnappern stehen. Erpresste Familienangehörige sind doch meist sehr unruhig.«
»Das stimmt, obwohl ich gerade den Lonnegans eine sehr große Selbstbeherrschung zutraue. Jim McCay wird gewiss Licht ins Dunkel dieses Falles bringen können.«
***
Ich parkte meinen Jaguar unweit des modernisierten Luxus-Apartmenthauses, in dem der Verdächtige angeblich wohnte. Ich fragte mich, ob ein Latino-Kleindealer wie Arturo wirklich hier aufkreuzen konnte, ohne Aufsehen zu erregen. Der Doorman in seiner Fantasieuniform sah jedenfalls so aus, als ob er wild entschlossen wäre, die gediegene Atmosphäre des Hauses zu bewahren. Er eilte sofort auf uns zu, als wir den Eingangsbereich betraten.
»Womit kann ich Ihnen dienen, Gentlemen?«
Wir präsentierten unsere Dienstausweise. Der Doorman riss seine Augen auf, als er die drei blauen Buchstaben FBI erblickte.
»Wo finden wir Jim McCay?«, fragte ich.
»Er bewohnt das Apartment 3 C.«
Ich zeigte dem Mann ein Foto von Julie Lonnegan.
»Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen, vielleicht in Begleitung von Jim McCay?«
»Nein, daran würde ich mich erinnern. Ich vergesse nie ein Gesicht. – Mister McCay ist übrigens momentan daheim. Soll ich Sie anmelden, Agents?«
»Das unterlassen Sie bitte«, sagte Phil scharf. »Sonst bekommen Sie nämlich Ärger mit uns. Mister McCay liebt gewiss Überraschungen.«
Der Doorman lächelte, als ob er in eine saure Zitrone gebissen hätte. Aber er würde den Mieter nicht telefonisch vorwarnen, das sagte mir meine Erfahrung. Doormen wissen normalerweise, dass sie sich mit dem Gesetz besser gutstellen.
Phil und ich fuhren im Aufzug nach oben. Wir zogen bereits in der Liftkabine unsere Pistolen. McCay war wegen Gewaltverbrechen vorbestraft, bei ihm mussten wir mit allem rechnen. Der Korridor im dritten Stockwerk war mit teurer Auslegeware versehen. Lautlos näherten wir uns der Tür mit der Aufschrift 3 C. Phil und ich pressten uns links und rechts von der Tür gegen die Wände. Aus dem Inneren des Apartments drang leise Musik.
Ich klopfte mit der linken Faust gegen die Tür, während meine rechte Hand die SIG schussbereit hielt.
»Jim McCay? Hier ist das FBI!«
Die Reaktion kam prompt. Jemand feuerte aus der Wohnung dreimal schnell hintereinander durch die geschlossene Tür.
Ich trat mit ganzer Kraft gegen das Türschloss. Eigentlich hatte ich erwartet, in einem so teuren Apartmenthaus eine hochwertigere Wohnungstür vorzufinden. Aber das Schloss splitterte schon bei meiner ersten Attacke aus der Verankerung. Die Tür klappte auf.
Phil und ich stürmten in die Wohnung, unsere Pistolen im Beidhandanschlag. Mit einem Blick hatte ich die Lage erfasst. Ein Mann stand neben einem Designer-Sofa. Er war nur mit Boxershorts bekleidet und hielt einen Revolver in der Hand. Ob wir ihn aus dem Tiefschlaf gerissen hatten?
Jedenfalls machte er einen verwirrten Eindruck. Doch solange er den Revolver hatte, stellte er eine Bedrohung dar.
»FBI! Waffe weg! Hände hinter den Kopf!«, forderte ich ihn auf. Phil und ich näherten uns ihm von zwei Seiten, die Mündungen unserer SIGs auf ihn gerichtet. Einen Moment lag wirkte unser Widersacher unschlüssig. Doch dann ließ er seinen Revolver auf den Teppich fallen und hob langsam die Arme. Ich hielt ihn mit meiner Dienstwaffe in Schach, während Phil sich ihm näherte und den Revolver an sich nahm. Eine Leibesvisitation war in diesem Fall natürlich nicht nötig.
»Ziehen Sie sich etwas an, wir nehmen
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