Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur
Bescheid geben, sobald er das Gerät lokalisieren kann. – Die Nachricht vom Leichenfund kam über die Telefonzentrale, Jerry. Cops vom 122nd Precinct auf Staten Island haben eine tote Frau am Strand gefunden. Sie erwarten uns in der Nähe vom Seguine Point.«
»Gibt es schon Erkenntnisse zur Todesursache?«
»Negativ, Jerry. Aber ein Gerichtsmediziner und ein SRD-Team sind ebenfalls bereits auf dem Weg dorthin.«
Nach gut einer Stunde erreichten wir den breiten Sandstrand unweit von Seguine Point. Wir ließen den roten Boliden am Ende der Seguine Avenue stehen. Dort parkten bereits mehrere Streifenwagen, dazu die Fahrzeuge der Scientific Research Division und des Coroners sowie des Pathologen. Da es Herbst war und ein eiskalter Wind vom Atlantik her wehte, gab es kaum Neugierige.
Wir zeigten einem uniformierten Cop unsere FBI-Ausweise. Er brachte uns zu Detective Ross Martins und Detective Sergeant Laura Pellegrini. Sie waren von der Homicide Squad des zuständigen Reviers. Nachdem sie uns begrüßt hatten, präsentierte der untersetzte Martins die bisher bekannten Fakten.
»Ein Hundebesitzer hat die Leiche vor ungefähr zwei Stunden gefunden, Agents. Da er kein Handy besitzt, musste er erst mit seinem Auto zum Precinct fahren. Der Zeuge hielt die Frau zuerst für ein Kleiderbündel. Manchmal werden hier ja die seltsamsten Dinge angespült, die auf hoher See über Bord gehen. Doch dann bemerkte er, dass es sich um einen toten Menschen handelte.«
»Wasserleichen sind doch meist sehr schwer zu identifizieren«, meinte Phil. Laura Pellegrini nickte.
»Das stimmt, Phil. Allerdings hat dieser Körper noch nicht sehr lange im Wasser gelegen. Wollt ihr selbst einen Blick darauf werfen?«
»Deshalb sind wir hier«, sagte ich. Die NYPD-Detectives gingen mit uns zu dem eigentlichen Leichenfundort. Die tote Frau lag auf der Seite. Sie war mit Jeans, Turnschuhen und einem roten Top bekleidet.
»Von ihrem Gesicht ist kaum noch etwas zu erkennen«, stellte Phil bitter fest. Der neben der Leiche kniende Gerichtsmediziner nickte.
»Ja, die Frau wurde mit einem stumpfen Gegenstand ins Gesicht geschlagen. Das Wasser hat das verletzte Gewebe zusätzlich aufquellen lassen. Nach meiner Einschätzung hat sie mindestens zwölf Stunden im Wasser gelegen, ist also irgendwann in den frühen gestrigen Abendstunden ins Wasser geworfen worden. Zur genauen Todesursache kann ich noch nichts sagen.«
»Dann sind die Schläge ins Gesicht also nicht tödlich gewesen?«, vergewisserte ich mich.
»Nicht unbedingt, Agent«, erwiderte der Pathologe.
Phil kniete sich nun ebenfalls hin.
»Sieh mal, Jerry. Das Bauchnabel-Piercing der Big Apple Bandits .«
Das Emblem des Rockerclubs war offenbar auch als Piercing erhältlich. Eine Frau musste schon ein großer Fan der Rockerbande sein, um sich mit diesem Metallschmuck verschönern zu lassen.
»Ja, deswegen haben wir euch überhaupt verständigt«, sagte Ross Martins. »Die Beschreibung der Entführten lag uns ja vor. Okay, von ihrem Gesicht ist leider nicht mehr viel zu erkennen. Aber Größe, Alter, Haut- und Haarfarbe stimmen überein. Und die Tätowierungen sowie das Piercing sind ebenfalls identisch.«
Die Cops hatten bei der Leiche keine persönlichen Gegenstände gefunden. Die Taschen ihrer Jeans waren leer. Ich schaute auf den offenen Atlantik hinaus. Langsam näherte sich ein Containerschiff den Hafenanlagen von New York, die sich von unserem Standpunkt aus nördlich befanden.
»Ihr kennt euch doch hier aus, Laura und Ross. Was ist mit den Strömungsverhältnissen? Wo könnte die Tote ins Wasser geworfen worden sein, wenn sie hier angespült wurde?«
Der ältere Detective legte nachdenklich die Stirn in Falten.
»Entweder drüben in New Jersey, bei Port Reading beispielsweise. Von dort kommt eine starke Strömung in unsere Richtung. Oder die Leiche war auf einem Schiff und ist dann über Bord geworfen worden.«
Die zweite Möglichkeit kam mir unwahrscheinlich vor. Momentan deuteten alle Hinweise Richtung New Jersey, genauer gesagt zu den Jersey Kings . Wir mussten dringend die FBI-Kollegen aus dem Nachbarstaat über den Leichenfund informieren. Der Pathologe hatte seine erste Untersuchung beendet, die Männer des Coroners schafften die sterblichen Überreste der Entführten zur Obduktion ins gerichtsmedizinische Institut.
»Eigentlich müsste die Leiche von Julie Lonnegans Eltern identifiziert werden«, meinte Phil. »Tattoos und Piercings sind ja keine unverwechselbaren
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