Jerry Cotton - 2919 - Mit 3 Millionen hat man ausgesorgt
herausgefunden, dass Butler ein Bekannter und vielleicht sogar der Partner von Claude Vermeerten war. Wissen Sie etwas darüber?«
»Nein, dazu fällt mir nichts ein«, antwortete der Bewährungshelfer. »Falls die beiden früher zusammen Dinger gedreht haben, wäre es Vermeerten auch verboten gewesen, während seiner Bewährungszeit Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
»Butler saß die letzten zwei Jahre im Gefängnis«, erklärte Phil. »Also hatten sie wahrscheinlich auch keinen Kontakt. Wir wollen Vermeerten befragen, um mehr über die Vergangenheit von Butler zu erfahren. Leider ist in unseren Unterlagen kein aktueller Wohnsitz vermerkt. Wir dachten, Sie könnten uns in dieser Sache weiterhelfen.«
»Ja, warum nicht, mal überlegen«, sagte Livingston. »Ich glaube, Vermeerten hat eine Freundin. Moment, ich schaue mal nach. Ja, genau, Olivia Duncan. Sie wohnt in Jersey City, auf der Danforth Avenue 66. Ich weiß aber nicht, ob Sie Vermeerten dort finden. Diese Information ist möglicherweise nicht mehr aktuell.«
»Wir versuchen es«, sagte Phil. »Und vielen Dank für Ihre Unterstützung.«
Er legte auf und schaute mich an. »Da haben wir unseren nächsten Ansatzpunkt – Olivia Duncan.«
***
Wir verließen Manhattan über den Holland Tunnel und erreichten unser Ziel wenig später.
Olivia Duncan hatte – wie Phil während der Fahrt herausfand – keine Vorstrafen und war tatsächlich noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Sie arbeitete in einem Multiplex-Kino in Jersey City, war nicht verheiratet, hatte keine Kinder. Mehr fand Phil in den Akten nicht.
Die Gegend der Danforth Avenue, in der sie lebte, war keine schlechte Adresse. Es gab einige Mehrfamilienhäuser, aber auch viele Einfamilienhäuser mit Vorgärten und Bäumen darin. Das Haus, in dem Miss Duncan wohnte, war schon in die Jahre gekommen.
Phil klingelte, kurz darauf ertönte der Summer und wir traten ein. Nicht weit vom Hauseingang entfernt stand eine junge, rotblonde Frau von Mitte zwanzig in einer Wohnungstür und musterte uns neugierig.
»Ja bitte?«, fragte sie, als wir das Haus betreten hatten.
»Wir sind vom FBI New York und würden gerne mit Miss Olivia Duncan sprechen – sind Sie das?«, fragte Phil.
Sie nickte. »Ja, bin ich. Kann ich Ihre Ausweise sehen?«
»Natürlich«, antwortete Phil und wir präsentierten sie.
»Sorry, aber man weiß ja nicht, wer sich heutzutage alles als Polizist oder FBI-Agent ausgibt, da gehe ich lieber auf Nummer sicher«, sagte Miss Duncan.
»Kein Problem, uns ist es auch lieber, wenn die Bürger auf ihre Sicherheit achten, dann haben wir weniger Arbeit«, sagte Phil. »Wir haben ein paar Fragen an Mister Claude Vermeerten. Ist er da?«
»Claude?«, erwiderte sie überrascht. »Nein, der ist nicht da. Worum geht es denn? Wollen Sie reinkommen?«
»Gerne«, sagte Phil.
Sie trat zur Seite und ließ uns in ihre Wohnung. Sie war recht groß, schön eingerichtet und sauber. An den Wänden hingen Drucke von Gemälden verschiedener Epochen, wobei ich nur Werke von Monet und van Gogh genau identifizieren konnte.
Im Wohnzimmer ließ sie sich auf einer breiten Ledercouch nieder und bedeutete uns, in zwei Sesseln Platz zu nehmen.
»Warum interessiert sich das FBI für Claude?«, fragte sie ohne weitere Umschweife. »Ich weiß von seiner Vergangenheit. Aber er hat mir versprochen, dass das vorbei ist. Und seine Bewährungsstrafe ist auch erledigt, nicht wahr? Oder ist ihm etwas zugestoßen?«
»Wir ermitteln im Fall des Mordes an Will Butler, einem ehemaligen Bekannten von Mister Vermeerten«, sagte ich. »Kennen Sie ihn? Oder haben Sie den Namen schon mal gehört?«
»Weder noch«, antwortete sie. »Claude redet nicht viel über seine Vergangenheit. Er hat mir gesagt, was er gemacht hat, ohne dabei in Details zu gehen. Ich wollte das auch nicht wissen. Wenn man jemanden liebt, muss man ihn so nehmen, wie er ist, und fähig sein, vieles zu tolerieren.«
»Natürlich«, sagte ich und schaute sie an.
Sie wirkte ein wenig nervös. Auch wenn oder gerade weil sie Vermeerten liebte, ahnte sie vielleicht, dass er in die Sache verwickelt war oder zumindest Schwierigkeiten bekommen könnte.
»Wir wollen auch nicht zu viel von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen«, sagte Phil. »Wo können wir Mister Vermeerten um diese Zeit antreffen?«
»Keine Ahnung«, sagte sie, und das war, soweit ich erkennen konnte, nicht gelogen. »Er ist seit drei Tagen auf Geschäftsreise, wie er mir sagte irgendwo in der Gegend von
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