Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
immerhin haben wir eine Reaktion provozieren können. Wie läuft es mit den Schutzmaßnahmen für die Geschworenen?«
»Insgesamt recht gut«, erwiderte Mr High. »Wir haben fast alle Personen von der Liste erreicht und über die Gefahr, in der sie schweben, informiert. Die meisten haben den angebotenen Schutz gern angenommen. Es gab aber auch ein paar Sturköpfe, die sich geweigert haben, die Warnung ernst zu nehmen. Das verkompliziert die Situation, aber immerhin konnten wir einen großen Teil der Gefährdeten aus der Schusslinie bringen.«
»Wir sind in etwa einer Stunde wieder im Büro, dann wollen wir die Familie Quantiniano genauer unter die Lupe nehmen. Dabei könnten wir Hilfe gebrauchen«, sagte ich.
»Ich stelle gerade eine spezielle Task Force zusammen, die sich um die Situation kümmert«, antwortete Mr High. »Dabei werden wir wahrscheinlich auch Unterstützung aus Washington erhalten. Der Schutz der gefährdeten Personen strapaziert unsere Ressourcen enorm, aber wir bekommen das schon hin.«
»Vielleicht sollten wir bei der Angelegenheit enger mit dem NYPD zusammenarbeiten«, schlug Phil vor.
»Grundsätzlich ist das eine gute Idee«, erwiderte Mr High. »Es gibt aber Hinweise darauf, dass die Familie Quantiniano innerhalb des NYPD gute Kontakte hat. Daher ist damit zu rechnen, dass Informationen, die wir an das NYPD geben, der Familie zu Ohren kommen können. Aus diesem Grund wird der Personenschutz nur von FBI-Personal übernommen.«
»Dann verstehe ich, dass das unsere Ressourcen arg in Anspruch nimmt, bei den vielen Personen, für deren Sicherheit wir zu sorgen haben«, meinte Phil.
Wir beendeten das Gespräch und setzten unsere Fahrt fort.
Als wir noch etwa zwei Meilen von unserem Ziel entfernt waren, erreichte uns ein Anruf von Mr High.
»Offenbar war die Liste der gefährdeten Personen, die wir erstellt haben, nicht vollständig«, teilte er uns mit. »Gerade ist ein toter Detective vom NYPD in seiner Wohnung aufgefunden worden. Es stellte sich heraus, dass er beim Quantiniano-Prozess als Zeuge ausgesagt hat. Ich möchte, dass Sie zum Tatort fahren und sich dort umschauen. Vielleicht hat der Täter Spuren hinterlassen oder ist gesehen worden.«
»Wir kümmern uns darum, Sir«, sagte ich.
Mr High gab uns die Adresse und legte auf.
***
Die Morris Avenue in der Bronx, auf der sich Pete Downings Wohnung befand, hatten wir nach einer guten Stunde Fahrt erreicht. Polizisten des NYPD und Mitarbeiter der Crime Scene Unit waren bereits vor Ort.
Es war nicht schwer, an den Gesichtern der Cops abzulesen, was sie dachten. Wenn es einen der ihren traf, war das immer ein ziemlicher Schock. Ich konnte das nachempfinden, denn mir ging es genauso, wenn es um einen FBI-Agent ging. In ihren Gesichtern war neben der Trauer und Verbitterung aber auch der feste Entschluss zu erkennen, den Copkiller zu fassen und seiner gerechten Strafe zuzuführen.
Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass Mörder von Polizisten mit unnachgiebiger Härte verfolgt und bestraft wurden. Das war als abschreckende Maßnahme gedacht, um zu verhindern, dass Cops getötet wurden. Leider funktionierte es nur teilweise. Jedes Jahr fielen immer wieder Männer und Frauen des NYPD Verbrechern zum Opfer. Es war ein harter, schlecht bezahlter Job, für den man sich berufen fühlen musste – genau wie für den des FBI-Agent.
Ein Cop an der Absperrung verlangte unsere Dienstmarken zu sehen, wollte uns aber auch dann nicht passieren lassen. Er rief einen Vorgesetzten dazu, der mit uns sprach.
»Ich bin Detective Miller, kann ich Ihnen helfen?«, fragte er uns.
»Wir sind hier, um uns den Tatort anzusehen«, sagte ich.
Detective Miller schaute mich mit ablehnendem Gesichtsausdruck an. »Sorry, hier ist ein Cop gestorben, einer von uns, nicht vom FBI. Wir kümmern uns selbst um die Angelegenheit.«
»Ich kann Sie gut verstehen«, sagte ich. »Und wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich wahrscheinlich genauso reagieren. Aber alles deutet darauf hin, dass es sich bei dem Täter um einen Auftragsmörder handelt, der bereits drei Menschen auf dem Gewissen hat und auf dessen Liste noch weitere stehen. Entsprechend fällt der Fall in unsere Zuständigkeit.«
»Das schmeckt mir gar nicht«, grummelte Detective Miller.
»Uns auch nicht, aber jede Minute, die wir mit Diskussionen vergeuden, gibt dem Täter einen Vorteil«, meinte Phil.
»Wie auch immer«, sagte Detective Miller nachdenklich. »Ich werde das mit meinem Vorgesetzten
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