Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
wir ihn auf unsere Seite ziehen.«
»Und einen Deal mit dem Teufel machen«, sagte Phil grimmig. »Passt mir zwar gar nicht, aber manchmal muss man eben die kleinen oder mittelgroßen Fische wieder ins Wasser werfen, um die großen zu erwischen.«
***
Als wir Apalachos Loft erreichten, waren Joe und Les bereits da. Wir trafen uns mit ihnen in sicherem Abstand zum Gebäude.
»Wir sollen euch Rückendeckung geben«, sagte Joe.
»Ja, der Plan ist, dass wir reingehen und uns Apalacho vornehmen«, sagte ich. »Ihr bleibt draußen und passt auf. Wenn etwas Auffälliges geschieht oder wir in einer halben Stunde nicht wieder auftauchen, dann ruft ihr Verstärkung und stürmt den Laden.«
»Liebend gern«, sagte Les und lächelte. »Apalacho und seine Männer aus dem Verkehr zu ziehen würde mir richtig Spaß machen.«
»Wobei es mir lieber wäre, wenn wir da drinnen keine Komplikationen kriegen«, sagte Phil und schaute mich an. »Und diesmal geben wir unsere Waffen nicht ab!«
»Nein, bei einem Typ wie Apalacho ist mit allem zu rechnen«, stimmte ich Phil zu. »Da ist es mir auch lieber, wenn sich meine Pistole griffbereit im Schulterholster befindet.«
»Dann gute Jagd«, sagte Joe.
Er und Les gingen in Position und ich machte mich mit Phil auf zu Apalachos Loft.
Das Gebäude war nur zwei Stockwerke hoch, aber ziemlich breit und tief. Ich schätzte die Gesamtfläche auf rund achthundert Quadratmeter. Wie ich aus den Unterlagen wusste, handelte es sich bei dem Gebäude um eine ehemalige Lagerhalle der Familie, die Ronaldo Quantiniano Apalacho geschenkt hatte. Der hatte darin für sich selbst und einige seiner Leute Wohnungen eingerichtet.
Auch wenn es von außen nicht den Anschein erweckte, war das Gebäude eine kleine Festung mit kugelsicheren Scheiben und besonders dicken Türen. Dort gewaltsam einzudringen war nicht einfach, vor allem, wenn man nicht richtig vorbereitet war.
Da Phil und ich nicht vorhatten, Gewalt anzuwenden, war das für uns kein Problem. Wir gingen zur stählernen Eingangstür, stellten uns vor die Kamera und klingelten.
»Ja?«, fragte eine dunkle Bassstimme aus der Gegensprechanlage.
Phil hielt seine Dienstmarke in die Kamera. »Special Agents Cotton und Decker, wir möchten mit Umberto Apalacho sprechen.«
»Einen Moment«, sagte die Stimme und verstummte.
Erst eine Minute später war sie wieder zu hören. »Kommen Sie rein.«
Das Tor bewegte sich zur Seite und wir traten ein. Als wir uns drinnen im Flur befanden, schloss sich das Tor hinter uns. Der Flur war rund sechs Meter lang und am gegenüberliegenden Ende befand sich ein weiteres Tor, das geschlossen war.
»Kein Empfangskomitee?«, fragte Phil. »Ob wir sie verschreckt haben?«
»Die kommen schon, keine Sorge«, sagte ich.
Es dauerte gut fünf Minuten, dann öffnete sich das vor uns gelegene Tor und drei breitschultrige Männer mit finsterem Gesichtsausdruck kamen auf uns zu.
»Sie wollen zu Apalacho?«, fragte der Mittlere und sah aus, als würde er uns jeden Augenblick anspringen.
»So ist es«, erwiderte Phil.
»Ich will Ihre Ausweise sehen«, sagte der Mann.
Wir griffen langsam in unsere Sakkos, um keine Reaktion beim Empfangskomitee auszulösen, und zeigten sie ihm.
Er musterte sie fast eine Minute lang. »Sieht okay aus.«
»Sind ja auch echt«, meinte Phil locker.
Der Mann ignorierte seine Worte. »Folgen Sie mir.«
Er ging los, wir hinter ihm her. Die anderen beiden Männer folgten uns im Abstand von etwa zwei Yards. Über eine breite Treppe gelangten wir in die erste Etage. Dort, in einem schätzungsweise fünfzig Quadratmeter großen Raum, trafen wir auf Umberto Apalacho. Er saß hinter einem breiten Schreibtisch und schaute auf, als wir eintraten.
»Ihre Ausweise sehen echt aus«, sagte der Mann, der uns geführt hatte, zu Apalacho.
Der lächelte wissend. »Natürlich sind sie das – bei zwei der bekanntesten Agents der Stadt hätte ich nichts anderes erwartet.«
Er bedeutete uns, auf Sesseln neben seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Wir kamen der Aufforderung nach, während die drei Männer neben der Tür stehen blieben und uns nicht aus den Augen ließen.
»Ich habe recht selten Besuch vom FBI«, sagte Apalacho. »Als ehrbarer Geschäftsmann ist das nicht anders zu erwarten.«
»Sie haben recht, bei einem ehrbaren Geschäftsmann würde man das nicht erwarten«, erwiderte Phil betont.
Apalacho überhörte die Anspielung. »Ja, ja, ich weiß, dass in Ihren Kreisen viele Gerüchte und
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