Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
über die beiden herausfindet und wo sie sich aufhalten. Dann können Jerry und Phil sie morgen als Erstes aufsuchen, vernehmen und gegebenenfalls verhaften.«
Keiner hatte etwas an dem Plan auszusetzen.
Phil und ich verließen das Field Office um kurz nach neun. Nachdem wir von der Federal Plaza auf die Upper West Side gefahren waren, hielt ich an der üblichen Ecke.
»Das war wieder ein langer Tag«, meinte Phil, als er sich anschickte, den Wagen zu verlassen.
»Ja, und ein recht arbeitsintensiver«, stimmte ich ihm zu. »Erhol dich gut, ich glaube, morgen wird es nicht weniger turbulent.«
»Solange nicht auf uns geschossen wird und wir die Mordserie beenden, habe ich nichts dagegen einzuwenden«, meinte Phil und verließ den Jaguar.
Ich fuhr nach Hause, parkte den Wagen in der Tiefgarage, holte meine Post und fuhr dann mit dem Fahrstuhl nach oben in mein Apartment.
***
»Guten Morgen, gut geschlafen?«, fragte mich Phil, als er am nächsten Morgen ins Auto stieg.
»Es geht«, antwortete ich. »Hätte besser sein können.«
Phil nickte. »Ja, mir ging der Fall auch nicht aus dem Kopf. Bei dieser Sache haben wir es mit einem mächtigen Gegner zu tun, den wir nicht unterschätzen sollten, weder was seine Ressourcen noch was seine Brutalität angeht. Dieser Quantiniano-Klan ist eiskalt. Und da die Verhaftung von Ronaldo offenbar nicht ausgereicht hat, um die Organisation zu zerschlagen, müssen wir das jetzt tun!«
»Hat sich Mister High schon wegen Apalacho und Phoen bei dir gemeldet?«, fragte ich Phil.
»Nein, noch nicht«, antwortete er. »Kann aber nicht mehr lange dauern. Er weiß ja, um welche Zeit wir uns treffen. Wahrscheinlich will er uns zusammen briefen.«
Kurz darauf erreichte uns tatsächlich der erwartete Anruf von Mr High. Er hörte sich an, als hätte er nicht viel geschlafen und sich mit Kaffee wach gehalten – typisch für unseren Chef.
»Guten Morgen«, begrüßte er uns kurz. »Wie geplant ist Ihre erste Station heute Morgen Umberto Apalacho, einer der Handlanger der Quantiniano-Familie. Er wohnt in einem Loft in der Bronx, und gemäß der Ortung seines Handys ist er jetzt dort.«
»Der wird sich freuen, uns zu sehen«, sagte Phil mit grimmigem Unterton.
»Apalacho ist seit rund zwanzig Jahren für die Familie tätig und mit allen Wassern gewaschen«, fuhr Mr High fort. »Ein harter Brocken, den Sie nicht unterschätzen sollten. Daher habe ich bereits Joe Brandenburg und Les Bedell als Rückendeckung losgeschickt. Apalacho befindet sich nicht allein in dem Gebäudekomplex, sondern ist von einer ganzen Reihe von Schlägern umgeben. Und da bereits ein Anschlag auf Sie verübt wurde, ist es mir lieber, wenn Sie vor Ort nicht allein agieren müssen.«
»Danke, Sir, wir werden auf der Hut sein«, sagte ich.
»Gut«, bestätigte Mr High. »Es ist unwahrscheinlich, aber dennoch möglich, dass Apalacho die Morde eigenhändig verübt hat. Wahrscheinlicher ist gemäß unseren Analytikern, dass er einen oder mehrere externe Spezialisten engagiert hat. Bis jetzt konnten wir keine derartige Verbindung nachweisen, weder aufgrund von telefonischen Kontakten noch von Geldflüssen. Apalacho weiß, über welche Möglichkeiten die Ermittlungsbehörden verfügen, und wird bei der Vorbereitung der Aktion entsprechend vorsichtig vorgegangen sein.«
»Gut, wir prüfen offiziell seine Alibis und klopfen etwas auf den Busch – vielleicht macht er einen Fehler und gibt uns einen Hinweis«, sagte Phil.
»Das ist auch meine Hoffnung«, sagte Mr High. »Melden Sie sich, wenn Sie vor Ort sind – und viel Erfolg.«
Er beendete das Gespräch.
»Ein harter Brocken«, wiederholte Phil. »Wenn schon Mister High den Mann so bezeichnet, dann können wir uns auf was gefasst machen.«
Ich nickte. »Aber selbst der härteste Brocken hat eine Schwachstelle. Er hat viele Jahre für Ronaldo Quantiniano gearbeitet. Kann mir vorstellen, dass es ihn getroffen hat, dass der jetzt im Knast sitzt und dahinsiecht. Das könnte ein Ansatzpunkt sein.«
»Ja, und vielleicht ist das Verhältnis zwischen Apalacho und Pedro Quantiniano nicht gut und es gelingt uns, einen Keil zwischen die beiden zu treiben«, meinte Phil.
»Dann hätten wir es einfacher, Apalacho umzudrehen«, sagte ich. »Aber dafür müssen wir zuerst etwas Handfestes gegen ihn in der Hand haben. Solange er sich unangreifbar fühlt, wird er zu den Quantinianos halten. Wenn es ihm aber an den Kragen geht, etwa durch eine drohende Gefängnisstrafe, könnten
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