Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
uns loszuwerden. Wie sich kurz darauf herausstellte, waren sie in Ordnung.
Schließlich tauchte auch noch ihr Mann, Walter Fraser, auf. Er war ein hellblonder, hochgewachsener Typ, der sicherlich eine gute Figur in einem Wikingerfilm gemacht hätte. Auch er hatte uns nichts Verwertbares zu sagen, verfügte ebenfalls über Alibis und versuchte während des Gesprächs mehr, den Beschützer seiner Frau heraushängen zu lassen als unsere Fragen zu beantworten.
»Hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie als High-Society-Girl jemanden umbringt«, meinte Phil, nachdem wir das Haus verlassen hatten. »Aber ein paar Hinweise hatte ich mir schon erhofft.«
»Von ihrem Mann haben wir auch nicht mehr erfahren«, sagte ich. »Na ja, es war zumindest einen Versuch wert. Immerhin haben wir jetzt einen tieferen Einblick in die Familie Quantiniano gewonnen. Vielleicht kommt uns das später zugute.«
»Ja, vielleicht«, bestätigte Phil. »Ich informiere eben Mister High, dann können wir uns auf den Rückweg machen und etwas essen. Mein Magen knurrt schon. Die viele Fragerei hat mich hungrig gemacht.«
***
Während Phil das Gespräch führte, schaute ich mich in der Gegend um. Es war ruhig und die Gärten und Häuser sahen ziemlich gepflegt aus. Ein paar Minuten später, als Phil sein Gespräch beendet hatte, fuhr ich los. Dabei fiel mir ein schwarzer Geländewagen auf, der in die gleiche Richtung fuhr wie wir.
»Kannst du das Nummernschild erkennen?«, fragte ich Phil, nachdem wir rund eine Meile hinter uns gebracht hatten und der Geländewagen immer noch zu sehen war.
Er schaute in den Seitenspiegel. »Nein, die sind zu weit weg. Wieso? Verfolgen sie uns?«
»Möglich«, sagte ich. »Auf jeden Fall sind sie hinter uns, seit wir vom Haus der Frasers losgefahren sind.«
»Fahr doch langsamer, dann kommen sie näher heran und ich kann das Nummernschild erkennen«, schlug Phil vor.
»Da drüben ist eine Tankstelle, da können wir reinfahren«, erwiderte ich. »Ich besorge was zu trinken und du schaust dir den Wagen an.«
»Gute Idee, vor allem, wenn du ein paar Snacks mitbringst«, sagte Phil.
Ich lächelte. »Das kann ich einrichten.«
Als ich die Tankstelle fast erreicht hatte, drosselte ich die Geschwindigkeit des Jaguar und bog dann ab. Auf dem Gelände der Tankstelle hielt ich an.
»Na, dann!«, sagte Phil und stieg aus.
Ich öffnete die Fahrertür, stieg ebenfalls aus und ging zum Hauptgebäude der Tankstelle. Unterwegs warf ich dem Wagen, der uns verfolgt hatte, einen kurzen Blick zu.
Da fiel mir auf, dass das Fenster auf der Beifahrerseite offen war. Viel mehr sehen konnte ich nicht, da er noch zu weit weg und das Innere des Wagens aufgrund der getönten Scheiben dunkel war. Ich wollte weitergehen, aber als der Wagen uns fast erreicht hatte, läuteten meine inneren Alarmglocken.
»Phil, pass auf!«, rief ich meinem Partner zu und suchte mir Deckung.
Keine Sekunde zu spät, denn da hörte ich schon, dass geschossen wurde. Bevor ich ganz in Deckung war, sah ich Mündungsfeuer aus dem Wagen kommen.
Offenbar hatte der Schütze mehr auf Phil als auf mich gezielt, denn ich blieb von den Kugeln verschont.
Das Ganze dauerte nur Sekunden, dann beschleunigte der schwarze Wagen.
Ich sprang aus meiner Deckung, legte an und schoss. Doch meine Kugeln zeigten keine allzu große Wirkung, denn der Wagen fuhr weiter.
Aber wo war Phil? Warum hatte er nicht geschossen? War er getroffen worden?
Ich lief los, in Richtung von Phils letzter Position. Er war nicht zu sehen.
»Phil!«, rief ich laut.
»Ist ja gut, ich bin hier«, hörte ich seine Stimme.
Er kam hinter einer Mülltonne hervor und verzog das Gesicht. »Mann, der Typ bezahlt mir aber die Reinigung für meinen Anzug, das ist sicher!«
Jetzt sah ich, dass der Anzug und teilweise auch sein Gesicht voller Öl waren. Offenbar war er hinter dem Container in Deckung gegangen und in eine Ölpfütze gefallen.
»Oh ja, das wird er, und noch viel mehr«, sagte ich ernst und steckte meine Waffe wieder ein. »Konntest du das Nummernschild erkennen?«
Phil nickte zustimmend.
»Und den Schützen?«, fragte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich war zu sehr damit beschäftigt, mein Leben zu retten.«
»Komm, wir schnappen ihn uns«, sagte ich und eilte zum Wagen. Phil kam hinter mir her und zog sein verdrecktes Sakko aus.
Ich war gerade um den Wagen herumgelaufen und wollte einsteigen, als ich sah, dass der vordere Reifen zerschossen worden war.
»Verdammt!«,
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