Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
Apalacho direkt in die Augen. »Ich bin gespannt, wie die Familie reagieren wird, wenn sich herumspricht, dass Sie uns ein paar hilfreiche Hinweise gegeben haben.«
»Was für Hinweise?«, fragte er überrascht und hatte mich sofort durchschaut. »Netter Versuch, Agent Cotton, netter Versuch. Verbreiten Sie ruhig so viele Gerüchte, wie Sie wollen. Damit schüchtern Sie mich nicht ein.«
***
Phil und ich verließen das Gebäude. Wir überquerten die Straße vor dem Haus und gingen zu Joe und Les.
»Und? Wie ist es gelaufen?«, fragte Joe interessiert.
»Mister High hatte recht, Apalacho ist ein harter Brocken – wie es scheint, konnten wir ihn mit gar nichts einschüchtern.«
»Immerhin haben wir herausgefunden, dass seine Bindung zur Familie recht eng sein muss«, fügte Phil hinzu. »Sonst hätte er auf die Anspielung, dass wir Gerüchte über ihn in die Welt setzen würden, nicht so cool reagiert.«
»Das bedeutet natürlich auch, dass es schwer oder sogar unmöglich sein wird, zwischen ihn und die Familie einen Keil zu treiben«, sagte ich.
Phil nickte. »Ja, das ist wahr. Wenn ich als Oberhaupt der Familie jemanden damit beauftragen würde, ein paar Leute zu ermorden, dann wäre ein so loyaler Vertrauter wie Apalacho der richtige Mann dafür.«
»Stimmt, er kommt dafür definitiv in Frage«, bestätigte ich. »Das sollten wir entsprechend berücksichtigen. Und jetzt? Als Nächstes kommt Calvin Phoen an die Reihe, nicht wahr?«
»Ja, ich kontaktiere Mister High, um aktuelle Informationen über ihn zu bekommen. Er wohnt in Queens, aber ich weiß nicht, ob er sich gerade dort aufhält«, sagte Phil.
»Doch, er ist dort, aber nicht in seiner Wohnung«, informierte uns Joe. »Mister High hat uns gerade angerufen, um herauszufinden, wie es hier läuft, und uns die Peilungsergebnisse von Phoens Handy mitzuteilen.«
»Gut, dann also nach Queens«, sagte ich.
Wir stiegen in unsere Autos und fuhren los.
Unterwegs gab mir Phil noch ein paar Informationen über Calvin Phoen, die Mr High ihm geschickt hatte. »Genau wie Apalacho war Phoen viele Jahre einer der Handlanger von Ronaldo Quantiniano. Dabei war Phoen definitiv der Brutalere. Es kursieren da ziemlich wilde Gerüchte von äußerst brutalen Foltermethoden und auch von Mord. Allerdings konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden. Während Apalachos Gebiet die Bronx ist, kümmert sich Phoen um das Familiengeschäft in Queens. Ein Faktor, der für uns nützlich sein könnte, ist sein Charakter. Phoen ist ein ziemlich cholerischer Typ, ganz anders also als Apalacho. Dem können wir sicherlich eher ein paar Informationen entlocken.«
»Das wäre wünschenswert«, sagte ich.
Wir fuhren weiter. Als wir fast die Grenze von Brooklyn überschritten hatten, erreichte uns ein Anruf von Mr High.
»Gerade ging ein Anruf ein, von Mike Luther, einem der Geschworenen, und zwar einem von denen, die sich geweigert haben, sich von uns in Sicherheit bringen oder beschützen zu lassen«, sagte er. »Er ist passioniertes Mitglied der National Rifle Association und fest davon überzeugt, auf sich selbst aufpassen zu können. Aber wie dem auch sei, er rief gerade an und meinte, dass sich jemand an seinem Auto zu schaffen gemacht hätte.«
»Interessant«, sagte ich. »Dem Hinweis sollten wir auf jeden Fall nachgehen. Wo befindet sich Mister Luther jetzt?«
»In seinem Haus, auf der Harper Avenue in der Bronx«, antwortete Mr High.
»Gut, wir fahren sofort vorbei«, sagte ich.
»Ja, aber gehen Sie bitte mit Umsicht vor – es könnte sich auch um eine Falle handeln«, sagte Mr High besorgt.
»Wir passen schon auf«, sagte ich.
Wir beendeten das Gespräch und Phil informierte Joe und Les über unser neues Ziel.
»Wenn sich wirklich jemand an seinem Auto zu schaffen gemacht und er den Kerl gesehen hat, wäre das der erste konkrete Hinweis auf den Täter«, meinte Phil.
»Ja, wird auch langsam Zeit, dass er Fehler macht«, stimmte ich Phil zu. »Bin gespannt, ob dieser Luther wirklich etwas gesehen hat oder das Ganze nur Einbildung war.«
»Das werden wir gleich wissen«, sagte er.
***
Mike Luther wohnte im nördlichen Bereich der Bronx, auf einer eher ruhigen Straße mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Bei vielen davon handelte es sich um günstige Holzkonstruktionen, nur wenige – darunter auch das von Mister Luther – waren massiv gebaut.
Ich parkte den Wagen rund einhundert Meter von Luthers Haus entfernt. Wir stiegen aus und schauten uns um. Eine nette, ruhige
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