Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
Vorsicht – der Mann, hinter dem wir her sind, ist ein Profi, der wahrscheinlich schon vier Menschen getötet hat, mindestens. Ich hätte ihn zwar gerne lebend, setzen Sie sich deswegen aber keiner unnötigen Gefahr aus. Im Zweifelsfall sollten wir ihn zuerst treffen.«
»Verstanden, Agent«, sagte Officer Drakenwood.
***
Wir liefen los, zu der Tür, durch die der Flüchtige in das Gebäude eingedrungen war. Die Glasscheibe war zerbrochen. Er hatte sich gewaltsam Zutritt verschafft. Vorsichtig betraten wir das Innere des Gebäudes. Es war dunkel. Das Licht der Straßenlaternen erhellte den vor uns liegenden Flur nur spärlich. Ich versuchte etwas zu erkennen und sah ein paar Abdrücke im Staub, der auf dem Boden lag. Offenbar stand das Gebäude schon längere Zeit leer.
Die Fußabdrücke führten nach hinten, wo sich ein Treppenhaus befand.
»Wie gesagt, wir gehen vorsichtig vor«, flüsterte ich den beiden Officers zu.
Sie nickten stumm und umklammerten ihre Waffen.
Schritt um Schritt näherten wir uns dem Treppenhaus, ich ging voran. Gleichzeitig spitzte ich meine Ohren und versuchte den Flüchtigen zu hören. Aber die einzigen Geräusche, die es gab, kamen von draußen, wo sich die anderen Cops daranmachten, das Gebäude zu umstellen. Die Geräusche von bremsenden Autos waren ebenfalls zu vernehmen. Offenbar trafen immer mehr Cops ein. Somit fielen die Chancen des Schützen zu entkommen von Minute zu Minute. Auf der einen Seite war das positiv, auf der anderen konnte es aber auch dazu führen, dass sich der Flüchtige wie ein in die Enge gedrängtes Raubtier verhalten würde.
Mit vorgehaltenen Waffen schauten wir uns im Treppenhaus um. Dabei bewegten wir uns langsam und vorsichtig, um keinen Lärm zu verursachen und unsere Position nicht zu verraten, denn wir rechneten damit, dass uns der Flüchtige irgendwo auflauern könnte.
Ich deutete nach oben, einer der Officers richtete seine Waffe nach oben, um mir im Notfall Feuerschutz zu geben, und ich ging vor. Da hörten wir plötzlich ein krachendes Geräusch. Es kam von unten.
Einer der Officers deutete dort hin, ich nickte. Offenbar versuchte der Flüchtige durch den Keller zu entkommen.
Wir folgten ihm und gelangten in eine Tiefgarage. Es war dunkel, durch ein paar Kellerfenster drang nur wenig Licht in den Raum, in dem es nach Öl und abgestandener Luft roch. Der Lichtschalter funktionierte nicht, wahrscheinlich war im Gebäude der Strom abgestellt. Das erhöhte das Risiko. Der Killer konnte irgendwo im Dunkeln sitzen und auf uns warten.
Ich wies die beiden Officers an, sich zu verteilen und Deckung zu suchen. Dann ging ich ebenfalls hinter einem Betonpfeiler in Deckung und machte meine Taschenlampe an. So war ich zwar als Ziel auszumachen, aber die beiden anderen waren in der Lage zu schießen, falls der Lichtkegel meiner Lampe auf den Gesuchten traf.
Ich gab mir Mühe, jeden Winkel mit dem Lichtkegel zu erfassen.
»Es ist niemand zu sehen«, sagte einer der Officers.
»Aber er muss hier irgendwo sein, bleiben Sie in Deckung!«, sagte ich und schaltete die Taschenlampe aus.
Im Dunkeln arbeitete ich mich zu einem anderen Pfeiler vor und leuchtete den Raum von dort ab.
»Nein, hier ist niemand«, sagte der Officer. »Es gibt hier auch nichts, wo er sich verstecken kann, keine Autos, keine Kartons, nichts.«
»Aber er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben«, sagte ich. »Und es ist sicher, dass das Geräusch von hier kam. Es muss irgendwo einen Ausgang geben. Suchen wir danach.«
Wir schwärmten aus, und diesmal schalteten auch die beiden Officers ihre Taschenlampen an.
»Hier, hier drüben«, rief kurz darauf einer der beiden, Officer Pennyworth.
Wir liefen zu ihm und er zeigte uns eine Öffnung, die zu einem Schacht führte.
»Da geht es zur Kanalisation«, sagte Officer Drakenwood.
»Sagen Sie Ihren Leuten über Funk Bescheid, wo wir sind und dass wir die Verfolgung des Flüchtenden aufnehmen. Ein paar Mann sollen uns folgen, das Gebäude sollte aber sicherheitshalber abgeriegelt bleiben.«
Officer Drakenwood erledigte das. Dann ging ich los. Durch einen niedrigen Gang gelangte ich in eine Betonröhre, von der aus ich über in der Wand eingelassene Eisenstufen weiter nach unten gelangte, in eine rund zwei Meter hohe Kanalisationsröhre, die etwa zwanzig Zentimeter hoch mit Wasser und unidentifizierbaren Feststoffen gefüllt war. Es stank bestialisch.
Von oben kamen die Officers nach, während ich mich umschaute und meine Taschenlampe
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