Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
nach rechts und links richtete. Der Flüchtige war nicht zu sehen – sein Vorsprung war zu groß.
»Wohin jetzt?«, fragte Officer Pennyworth.
»Seien Sie ruhig, vielleicht können wir ihn hören«, flüsterte ich. »Die Röhren leiten den Schall gut weiter.«
Wir verharrten einige Augenblicke. Dann schließlich nahm ich von links plätschernde Geräusche wahr, wie wenn jemand durch Wasser stapfen würde.
»Da entlang!«, sagte ich und zeigte in die Richtung.
Ich lief los, bis zu dem Punkt, wo die Röhre eine Biegung machte. Dort blieb ich stehen und wagte einen vorsichtigen Blick um die Ecke. Der Flüchtige war nicht zu sehen. Also rannte ich weiter, mit den beiden Officers im Schlepptau.
***
An der nächsten Biegung legte ich einen Stopp ein und wies meine Begleiter an, keinen Laut von sich zu geben. Die Schritte des Flüchtigen hörten sich lauter an. Wir holten auf.
Wir liefen weiter und erreichten ein größeres Gewölbe, in dem mehrere Kanalschächte aufeinandertrafen. Aus einem Schacht, der nach oben führte, kam ein Geräusch. Ich sprang geistesgegenwärtig zur Seite und schon hallte ein ohrenbetäubender Knall durch das Gewölbe.
Meine beiden Begleiter reagierten schnell und schossen in den Schacht. Das verschaffte mir Zeit, meine Waffe zu ziehen und sie nach oben zu richten. Von meiner Position aus konnte ich nur die Beine des Flüchtigen sehen. Ich zielte und schoss. Der Knall hallte von den Wänden wider und ich glaubte fast, dass mein Trommelfell platzen würde. Dafür erreichte die Kugel ihr Ziel. Der Flüchtige fiel herunter, etwa drei Meter, und prallte mit dem Hintern auf den harten Betonboden.
Sofort richtete ich meine Waffe auf ihn und rief: »Keine Bewegung, oder Sie sind tot!«
»Nicht schießen, nicht schießen, ich bin verletzt«, stieß der Mann aus und fasste sich ans Bein.
Mit vorgehaltener Waffe lief ich zu ihm und schob die Pistole, die er bei seinem Fall verloren hatte, zur Seite. Eine andere Waffe konnte ich nicht sehen, wobei es möglich war, dass er weitere am Körper trug.
»Hände hoch, sofort!«, sagte ich drohend.
»Hey, Mann, dann verblute ich«, sagte der Getroffene.
»Das geht nicht so schnell, wie wenn sich meine Kugel in Ihr Herz bohrt«, sagte ich.
Er hob seine blutverschmierten Hände. Als ich aus dem Augenwinkel sah, dass die beiden Officers ihn im Visier hatten, steckte ich meine Pistole weg und legte ihm Handschellen an. Dann hielt ich seine Hände fest und sagte zu Officer Drakenwood: »Durchsuchen Sie ihn nach Waffen!«
Der Officer kam heran, tastete den Mann ab und stellte eine kleine Pistole und ein Messer sicher.
»So, und jetzt kümmern wir uns um Ihre Verletzung«, sagte ich. »Wir wollen schließlich nicht, dass Sie uns verbluten.«
Eine kurze Untersuchung zeigte, dass er einen Streifschuss am Bein hatte, etwa einen Zentimeter tief. Nicht tödlich, aber äußerst schmerzhaft. Ich stoppte die Blutung mit einem behelfsmäßigen Verband.
Ein paar weitere Polizisten trafen bei uns ein und der Schütze wurde abgeführt. Seine Waffen wurden für spätere Untersuchungen sichergestellt.
Als wir wieder beim Eingang des Lagerhauses angekommen waren, sorgte ich dafür, dass sich ein Notarzt um den angeschossenen Killer kümmerte, und rief dann Mr High an.
»Wir haben ihn, Sir«, berichtete ich.
»Gute Arbeit«, sagte er. »Ist er vernehmungsfähig?«
»Wahrscheinlich ja, ich kläre das gleich mit dem Notarzt«, antwortete ich.
»Falls er nicht ins Krankenhaus muss, bringen Sie ihn direkt ins FBI Field Office«, war die Anweisung des Chefs. »Ich möchte ihn aus der Schusslinie haben und will weder, dass jemand von der Quantiniano-Familie an ihn herankommt, um ihn zum Schweigen zu bringen, noch dass einer der Cops Gelegenheit hat, sich wegen der Ermordung von Detective Downing an ihm zu rächen – wenn er derjenige war, der dafür verantwortlich ist.«
»Wird erledigt, Sir«, erwiderte ich. »Und wie geht es Phil? Hat es ihn schlimm erwischt?«
»Er hat Glück gehabt. Wäre er nicht stehen geblieben, weil Sie gehupt haben, wäre es sicher schlimmer ausgegangen«, antwortete Mr High. »Die genauen Daten liegen mir noch nicht vor, aber nach dem, was der Arzt gesagt hat, schwebt er nicht in Lebensgefahr.«
»Gut, das zu hören«, sagte ich.
»Alles Weitere besprechen wir dann hier«, sagte Mr High und legte auf.
Joe Brandenburg und Les Bedell waren auch vor der Lagerhalle erschienen, um mich zu unterstützen. Ich brachte sie kurz auf den neusten
Weitere Kostenlose Bücher