Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
besprechen.«
»Bin gespannt, ob sie so unvorsichtig waren, über die Mordaufträge am Telefon zu reden«, sagte ich. »Wir machen uns gleich an die Arbeit, das Material zu sichten.«
»Mit der entsprechenden Manpower sollte das schnell gehen«, sagte Mr High.
Ich nickte. Wir griffen auch diesmal auf die Mitglieder der Task Force zurück. So brauchten wir nur etwa eine Stunde, um das gesamte Material anzuhören.
»Also ich habe rein gar nichts, was wir vor Gericht gegen die beiden verwenden können«, meinte Phil. »Wie sieht es bei dir aus?«
»Es gibt ein paar Gespräche, wo ich mir sicher bin, dass es um die Morde geht. Aber die Aussagen sind zu allgemein, als dass sie vor Gericht standhalten würden.«
»Das war also auch eine Sackgasse, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete ich und überlegte. »Wobei mir eine Idee gekommen ist. Wenn man Apalacho dazu bekommen könnte, mit Anna Quantiniano am Telefon über die Morde zu sprechen, dann hätten wir etwas gegen sie in der Hand und sie könnte verurteilt werden.«
Phil lächelte. »Ja, aber dazu werden wir Apalacho wohl nicht überreden können.«
»Das müssen wir vielleicht gar nicht«, sagte ich. »Wir kennen die geheime Telefonnummer von Anna Quantinianos Handy, wir wissen, wie sich Apalacho ausdrückt, wenn er mit ihr redet. Jetzt benötigen wir nur noch seine Stimme. Gab es da nicht eine Information über eine experimentelle Software, um Stimmen zu simulieren?«
»Davon habe ich auch gehört«, meinte Phil. »War die nicht von der NSA?«
»Ja, und das bedeutet, dass wir wieder zu Mister High müssen.«
Als der von unserem Plan hörte, war er zuerst skeptisch. »Anna Quantiniano hat bisher keine belastende Aussage am Telefon gemacht, warum sollte sie das jetzt tun?«
»Wie ich aus den Gesprächen zwischen ihr und Apalacho heraushören konnte, will sie, dass der Job erledigt wird, solange Ronaldo noch lebt«, antwortete ich. »Und der hat nicht mehr als ein paar Wochen. Die Zeit drängt also, was wir uns zunutze machen können. Außerdem kann ich sie mit der Stimme ihres Vertrauten in die von uns gewünschte Richtung lenken. Die größte Schwachstelle des Plans ist, dass wir nicht wissen, ob Anna Quantiniano schon von Apalachos Verhaftung erfahren hat.«
»Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert«, sagte Mr High. »Ich regele das mit der NSA und der Software, bereiten Sie sich auf das Gespräch vor.«
Phil und ich verließen sein Büro und gingen zusammen die Gesprächsaufzeichnungen durch. Im Detail probten wir das bevorstehende Telefonat, ich in der Rolle von Apalacho, Phil übernahm den Part von Anna Quantiniano.
Als schließlich alle technischen Voraussetzungen geschaffen worden waren, legten wir los. Ich rief Anna Quantiniano an. Auf ihrem Handy würde es so aussehen, als wenn Apalacho von seinem Handy, das er nur für Gespräche mit ihr nutzte, anrufen würde.
»Hallo, Umberto, was ist passiert?«, ertönte die raue Stimme der alten Frau.
»Ich glaube, das FBI ist mir auf den Fersen«, sagte ich. »Der Spezialist, den ich für die Beseitigung des Abschaums angeheuert hatte, ist verhaftet worden. Ich weiß nicht, ob er dichthält. Es kann sein, dass sie über ihn auf mich kommen. Von der Liste sind jetzt noch zwölf Personen übrig. Soll ich mich darum kümmern, einen anderen Spezialisten zu finden, der sie beseitigt, oder willst du das anders regeln?«
Einen Augenblick lang war es auf der anderen Seite still. Hatte Anna Quantiniano Verdacht geschöpft? Oder brauchte sie die Zeit, um über eine Entscheidung nachzudenken?
»Du hast bisher gute Arbeit geleistet, ich habe davon gehört, dass bis jetzt vier tot sind. Kümmere dich um einen neuen Spezialisten, der die Restlichen erledigt«, sagte sie. »Ronaldo bleibt nicht mehr viel Zeit. Das ist alles, was ich noch für meinen Sohn tun kann.«
»Ich werde mich darum kümmern«, sagte ich und legte auf.
»Das hörte sich gut an«, meinte Phil. »Das war sehr viel konkreter als bei den anderen Gesprächen.«
»Gut, dann machen wir uns jetzt auf den Weg nach Long Island, um die ehrenwerte Anna Quantiniano, das Oberhaupt der berüchtigten Quantiniano-Familie, für immer aus dem Verkehr zu ziehen.«
***
Wir rückten mit einem großen Aufgebot an Personal an. Neben FBI-Agents und SWAT-Teams waren diesmal auch Mitglieder des NYPD dabei. Insgesamt waren siebenundvierzig Männer und Frauen im Einsatz, um der Quantiniano-Familie endgültig das Handwerk zu legen.
Als auf mein Klingeln nicht reagiert
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