Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
nach.
Allerdings war seine Antwort alles andere als positiv. »Agent Cotton, natürlich ist es wichtig zu leben. Und wenn mehrere Männer mit Waffen auf einen zielen, ist es sinnvoll, sich zu ergeben, nicht wahr? Das bedeutet aber nicht, dass ich alles tun würde, schon gar nicht alles, was Sie von mir verlangen, um meine Haut zu retten. Ich bleibe bei der Wahrheit, und die ist, dass ich Ihnen nichts zu sagen habe. Weder habe ich irgendwelche Morde in Auftrag gegeben, noch hat mich jemand dazu angestiftet.«
»So, so«, sagte ich. »Es ist also weder das eine noch das andere geschehen. Was aber, wenn wir beweisen können, dass Sie die Morde an William Gebers, Laura Fulborn, Dennis Stratham und Pete Downing in Auftrag gegeben haben? Bedeutet das dann nicht auch, dass Ihre Behauptung, dass niemand Sie angestiftet habe, ebenfalls falsch ist?«
Er lächelte. »Das können Sie sehen, wie Sie wollen, mir ist das völlig egal. Auch wenn Sie diesen Kerl – wie hieß er gleich noch, Heker – dazu bringen konnten, mich zu belasten, sollten Sie nicht hoffen, dass ich das Gleiche tue. Ich bin ein ehrbarer Mann, ich lüge nicht und ich werde niemanden verpfeifen!«
»Hui, harte Worte«, sagte Phil mit sarkastischem Unterton in der Stimme. »Sie sollten Schauspieler werden.«
»Spotten Sie nur, ich kann das ertragen«, sagte Apalacho.
Wir setzten das Verhör fort, zwei Stunden lang, kamen aber keinen Millimeter weiter. Umberto Apalacho verweigerte die Kooperation.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Phil. »Spielen wir Phoen und Apalacho gegeneinander aus?«
»Das wäre eine Möglichkeit«, sagte ich nachdenklich. »Vorher sollten wir uns den Background von Apalacho genauer anschauen. Er scheint ziemlich loyal zu sein. Dafür muss es einen Grund geben. Ein normaler Krimineller verpfeift andere gewöhnlich, wenn es ihm hilft. Bei Apalacho ist das nicht der Fall.«
»Gut, krempeln wir sein Leben um«, stimmte Phil zu.
***
Wir erstatteten Mr High Bericht und erzählten ihm von dem nächsten Schritt, den wir geplant hatten, um Apalacho zur Kooperation zu bewegen.
»Gute Idee«, sagte Mr High. »Aber das müssen Sie nicht allein erledigen. Ich werde ein paar Mitglieder der Task Force darauf ansetzen. Wir haben einige ziemlich fähige Analytiker dabei, die sich mit solchen Recherchen auskennen.«
»Wir sind für jede Hilfe dankbar, Sir«, sagte Phil.
Kurz darauf verließen wir das Büro unseres Chefs. Anschließend fanden wir uns bei den Räumlichkeiten der Task Force ein und teilten ihnen mit, was wir wollten.
»Ich hatte schon mit Recherchen über Apalacho begonnen«, sagte ein junger Mann mit kurzen Haaren und einer rahmenlosen Brille auf der Nase.
»Gut, schauen Sie, was Sie sonst noch ausgraben können«, sagte ich. »Ich will alles über Umberto Apalacho wissen, wer ihm etwas bedeutet, zu wem er seit seiner Geburt Kontakt hatte, welches Mädchen er zuerst geküsst hat, einfach alles!«
»Das mit dem Küssen könnte schwierig sein«, meinte einer der Analytiker grinsend. »Aber alles andere finden wir schon heraus.«
Gut eine halbe Stunde später hatten wir eine umfassende Darstellung von Umberto Apalachos Leben vor uns liegen: von seiner Geburt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Palermo bis hin zu all den Frauen, an die er Alimente bezahlte. Interessant war dabei für mich vor allem seine Beziehung zur Quantiniano-Familie. Er war als junger Mann zusammen mit Ronaldo und dessen Eltern in die Vereinigten Staaten gekommen, Pedro Quantiniano wurde erst später geboren.
Apalacho stand gemäß den Unterlagen zuerst in den Diensten von Vito Quantiniano, dem Ehemann von Anna Quantiniano und dem ersten Oberhaupt der Familie. Nach Vitos Tod hatte sein Sohn Ronaldo die Familiengeschäfte übernommen. Dennoch bestand auch ein ziemlich enger Kontakt zwischen Apalacho und Anna Quantiniano. Sie trafen sich oft.
Ich schaute mir die gesamten Unterlagen über Apalacho und Anna Quantiniano an, denn plötzlich hatte ich einen Verdacht.
»Ronaldo Quantiniano ist doch das Oberhaupt der Familie gewesen und wurde nach seiner Verhaftung von Pedro Quantiniano ersetzt, nicht wahr?«, fragte ich Phil.
Der nickte. »Ja, so ist es.«
»Demnach hätten Umberto Apalacho und Calvin Phoen nach dem Tod von Vito Quantiniano erst für Ronaldo und dann für Pedro gearbeitet, nicht wahr?«, fragte ich weiter.
Phil schaute mich misstrauisch an. »Das ist richtig. Worauf willst du hinaus?«
»Ich frage mich nur, wieso Apalacho dann so
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