Jerry Cotton - 2922 - Der lange Arm der Rache
intensiv mit Anna Quantiniano zu tun hatte«, erwiderte ich. »Besteht zwischen den beiden ein besonders starkes Band der Freundschaft? Oder steckt vielleicht mehr dahinter?«
»Moment mal«, meinte Phil. »Du meinst, dass Anna Quantiniano nach ihrem Mann die Leitung der Familie übernommen hat und hinter ihren Söhnen quasi im Schatten agiert?«
»Wäre gut möglich«, sagte ich. »Und wenn ich recht habe, wäre sie es auch, die die Morde über Apalacho in Auftrag gegeben hat.«
Phil lächelte. »Das wäre ein Punkt, an dem wir bei ihm ansetzen könnten. Also: Versuchen wir es!«
Wir gingen zurück zu den Verhörzimmern. Apalacho befand sich nach wie vor unter Aufsicht in einem der Räume.
»Na, haben Sie sich inzwischen entschieden, mit uns zu kooperieren?«, fragte ich ihn, nachdem Phil und ich das Zimmer betreten hatten.
Apalacho lächelte. »Sie hätten Komiker werden sollen, Agent Cotton.«
»Und Sie ein ehrlicher Geschäftsmann«, erwiderte ich. »Aber wir sind, was wir sind. Wobei sich uns manchmal im Leben die Möglichkeit bietet, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und etwas zu ändern.«
»Oh, versuchen Sie es jetzt als Philosoph?«, fragte Apalacho bissig.
»Nein, wir sind hier, um Ihnen eine Geschichte zu erzählen«, sagte ich. »Sie handelt von der Familie Quantiniano, mit der Sie starke Bande verbinden. Sie sind zusammen mit Vito, Anna und Ronaldo in die USA gekommen. Zunächst haben Sie für Vito Quantiniano gearbeitet und sind in der Organisation aufgestiegen. Dann starb der alte Mann irgendwann und jemand anders übernahm die Führung. Stimmt das so weit?«
»Wenn Sie meinen«, antwortete Apalacho unbekümmert.
»Es ist ja nur eine Geschichte«, erzählte ich weiter. »Der Clou kommt aber noch. Nachdem Vito gestorben war, übernahm Ronaldo die Führung – offiziell zumindest. Im Hintergrund agiert aber jemand anders, von dem niemand je vermutet hat, dass er der Kopf der Organisation ist, nämlich Anna Quantiniano, die Frau, die Ihnen den Auftrag gegeben hat, all jene zu töten, die an der Verurteilung ihres Sohnes beteiligt waren.«
Bei den letzten Worten wurde meine Stimme eindringlicher. Und tatsächlich erzeugten meine Worte bei Apalacho eine Reaktion. Seine rechte Hand zitterte bei der Erwähnung von Anna Quantiniano plötzlich und seine Augen bewegten sich nervös hin und her. Das war keine großartige Reaktion, aber genug, um mir zu bestätigen, dass ich recht hatte.
»Ich weiß, dass Sie große Stücke auf diese Frau halten«, fuhr ich fort. »Wahrscheinlich ist sie für Sie eine Art Mutter. Und Sie würden alles für Sie tun, nicht wahr?«
Er versuchte das Ganze lächelnd abzutun und sagte: »Sorry, damit sind Sie völlig auf dem Holzweg.«
Aber seine Körpersprache gab mir eine ganz andere Antwort.
Ich hatte endlich einen Zugang gefunden – dachte ich zumindest. Aber trotz allem, was ich versuchte, hielt Apalacho dicht. Er weiterte sich nach wie vor zu kooperieren, tatsächlich hatte sich sein Widerwille sogar noch gesteigert.
»Das hat auch nicht hingehauen«, meinte Phil, als wir das Verhörzimmer verlassen hatten.
»Aber mit meiner Vermutung bezüglich Anna Quantiniano hatte ich recht«, sagte ich und überlegte. »Jetzt fragte sich nur, wie wir das nutzbringend einsetzen können.«
»Wir könnten uns die Aufzeichnungen aller Gespräche zwischen Anna Quantiniano und Apalacho anhören«, schlug Phil vor. »Ich bin mir sicher, dass wir zumindest einige davon von der National Security Agency erhalten könnten.«
»Guter Ansatz«, stimmte ich ihm zu. »Reden wir mit Mister High.«
***
»Das ist eine interessante Information«, sagte Mr High. »Das erklärt auch, wie sich die Organisation nach der Verurteilung von Ronaldo Quantiniano so schnell erholen konnte. Zwar wurden einige ihrer Mitglieder aus dem Verkehr gezogen, der Kopf war aber noch da – verborgen und unerkannt.«
»So ist es, Sir«, sagte ich.
Mr High nickte. »Gut, ich werde mich mit der entsprechenden Stelle bei der NSA kurzschließen. Das sind zwar ziemliche Geheimniskrämer, aber ich denke, dass wir beim vorliegenden Fall keine Probleme haben werden, die benötigten Aufzeichnungen zu erhalten.«
Er führte ein paar Telefonate und musste ein paar Dinge klären und schließlich eine offizielle Anfrage stellen. Dann wurden uns die Aufzeichnungen zugeschickt.
»Das sind insgesamt über vierzehn Stunden Material«, sagte Phil erstaunt. »Apalacho und Anna Quantiniano hatten wohl eine Menge zu
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