Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
zwischen den beiden Opfern? Das ist immer noch nicht klar.«
***
Wir konzentrierten unsere Ermittlungen auf Prestons direktes Umfeld. Dabei stießen wir auf einen Polizeieinsatz an seiner Wohnadresse. Phil hatte in unserem gemeinsamen Büro mit seinem PC die NYSIIS-Datenbank aufgerufen.
»Schau mal, Jerry. Vor drei Wochen mussten die Cops wegen einer Schlägerei vor dem Gebäude 1002 West 83rd Street anrücken. Dort befindet sich doch Prestons Penthouse.«
»Ja, genau. Mit wem hat er sich denn geprügelt?«
»Greg Preston war selbst offenbar nicht an der Schlägerei beteiligt. Aber hier wird als Zeugin eine gewisse Penelope Garcia erwähnt. Sie ist Hausangestellte bei der Familie Preston, jedenfalls laut Polizeiprotokoll. Das ist doch diese schüchterne junge Latina, die wir schon kennengelernt haben.«
Ich ging zu meinem Freund hinüber und schaute ihm über die Schulter. An der Schlägerei waren ein gewisser José Sanchez und sein Widersacher Don Lewis beteiligt gewesen. Sanchez hatte bei den Cops ausgesagt, dass Don Lewis seine Verlobte Penelope Garcia belästigt hätte. Lewis hingegen behauptete, die Frau nur wegen harmloser Fotoaufnahmen angesprochen zu haben.
»Harmlos?« Phil schnaubte ironisch. »Wer weiß, was hinter dieser Geschichte steckt. Es ist auffallend, dass keiner der Beteiligten seinen Gegner angezeigt hat. Und auch Penelope Garcia hat ausgesagt, dass alles nur ein Missverständnis gewesen sei. Wir sollten alle drei Personen gründlich unter die Lupe nehmen.«
Ich nickte. Mir war soeben ein Einfall gekommen. Ich ging hinüber zu der Straßenkarte von Manhattan, die an einer Wand unseres Büros hing.
»Wonach suchst du, Jerry?«
»In dem Protokoll ist auch Penelope Garcias Adresse angegeben, Phil. Sie wohnt in der Henry Street und nicht etwa bei ihren Arbeitgebern in der West 83rd Street.«
Phil zuckte mit den Schultern.
»Na und? Das ist nicht ungewöhnlich. Du weißt auch, dass noch nicht einmal die Superreichen ihr Personal unbedingt bei sich wohnen lassen. – Ah, denkst du an eine Affäre zwischen Preston und seinem Dienstmädchen?«
»Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, dass Preston nachts durch die Elizabeth Street gefahren ist. Es gibt viele Routen, um von Midtown Manhattan zur Henry Street zu gelangen. Aber einer dieser Wege führt durch die Elizabeth Street.«
Phil nickte.
»Falls Preston öfter nachts in diese Richtung gedüst ist, hat er vielleicht immer dieselbe Wegstrecke gewählt. Wenn jemand seine Gewohnheiten gekannt hat, könnte er dem späteren Mordopfer in der Elizabeth Street aufgelauert haben.«
»Genau, Phil. Außerdem gehen wir davon aus, dass Preston nicht für einen Fremden das Wagenfenster seiner kugelsicheren Limousine geöffnet hätte. Er muss die Person also gekannt haben, die ihn erschossen hat.«
»Und bei dem Verlobten seiner Angestellten wäre es zumindest denkbar, dass er schon öfter mit ihm zu tun hatte. Ich bin gespannt, was Penelope Garcia uns über das Verhältnis ihres Bosses zu José Sanchez erzählt.«
Wir stiegen in meinen Jaguar-E und fuhren noch einmal in die West 83rd Street. Der Doorman nickte uns zu. Doch als die Hausangestellte uns wenig später die Tür zum Penthouse öffnete, wirkte sie noch furchtsamer als bei unserem ersten Besuch.
»M-Mistress Preston ist nicht anwesend.«
»Das macht nichts, Miss Garcia«, sagte ich freundlich. »Wir möchten ohnehin mit Ihnen sprechen.«
Phil und ich folgten der jungen Frau in die Küche. Ihre ganze Körpersprache drückte große Unsicherheit aus. Penelope Garcia spielte pausenlos mit ihrem Schürzenband.
»Wenn Sie die Wahrheit sagen, haben Sie vom FBI nichts zu befürchten«, stellte Phil fest.
»Aber ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen. Ich kann Ihnen kaum etwas über Mister Preston mitteilen, Agents. Er ist … war mein Arbeitgeber, doch ich bekam ihn kaum zu Gesicht. Er arbeitete viel und war meist in seinem Büro. Oft kehrte Mister Preston erst spät nach Hause zurück, wenn ich schon Feierabend hatte.«
Ich hakte nach.
»Wirklich, Miss Garcia? Und woher wussten Sie dann, dass er dann heimkam?«
Die Latina riss ihre schönen Augen noch weiter auf.
»D-das habe ich angenommen, denn ein Mann sollte doch abends zu seiner Frau zurückkehren, oder etwa nicht?«
»Gewiss, das sollte er. Und hat Greg Preston Sie auch einmal in Ihrem Apartment in der Henry Street besucht?«
»Nein, weshalb hätte er das tun sollen?«
Phil wandte sich an die Hausangestellte, bevor ich
Weitere Kostenlose Bücher