Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
können?«
Die Lockenwickler-Lady grinste grimmig.
»Diesen Nichtsnutz und Tagedieb? Wo wird er schon sein? Vermutlich im Billardsalon Acapulco in der 125th Street. Dort treibt er sich immer herum und verspielt seine Sozialhilfe, dieser Versager.«
Wir bedankten uns und machten uns auf den Weg. Der Billardsalon befand sich nur zwei Blocks weit entfernt. Natürlich war es nicht legal, Billard um Geld zu spielen. Aber so wie ich José Sanchez einschätzte, würde ihm diese Tatsache vermutlich kein Kopfzerbrechen bereiten.
Hinter den schon lange nicht mehr geputzten Panoramascheiben stand eine Handvoll junger Männer um drei Billardtische herum. In den hinteren Räumen gab es noch mehr Spielmöglichkeiten, jedenfalls hörten wir von dort aus auch das klackende Geräusch von aneinanderstoßenden Billardkugeln.
Die Kerle musterten uns misstrauisch, denn wir hatten unsere FBI-Marken an unseren Mänteln befestigt.
»Was habt ihr FBI-Bullen denn hier verloren?«, knurrte ein sommersprossiger Blondschopf unfreundlich.
»Immer mit der Ruhe«, meinte Phil und hob beschwichtigend die Hände. »Wir wollen einfach nur mit José Sanchez reden.«
»José!«, rief der Blonde nach hinten. »Hier sind ein paar Schnüffler, die dir an den Kragen wollen!«
Aus dem anderen Raum ertönte ein Fluch auf Spanisch, außerdem gab es ein knallendes Geräusch. Offenbar hatte Penelopes Verlobter dort Billard gespielt, ließ jetzt sein Queue fallen und wollte sich aus dem Staub machen.
Phil und ich rannten hinterher. Doch der Blonde und die anderen Spieler versuchten, uns daran zu hindern. Sie schwangen angriffslustig ihre Billardstöcke. Die Kerle wussten nicht, worum es ging. Sie wollten nur Ärger machen.
Aber diesmal gerieten sie an die Falschen.
Ich wich einem Queue-Schlag des Blonden aus und ließ meine rechte Gerade gegen sein Kinn knallen. Er verlor den Billardstock und fiel um wie ein gefällter Baum. Einer seiner Kumpane griff von der Seite an, aber ich brachte ihn mit einem Ellenbogenstoß ebenfalls zu Boden.
Auch Phil wurde von mehreren Gegnern gleichzeitig attackiert. Mein Partner verpasste dem bulligsten Widersacher einen Kopfstoß in die Magengrube. Als der Schläger zurücktaumelte, machten noch zwei weitere Raufbolde Bekanntschaft mit Phils Fäusten.
Wir stürmten weiter. Wir wollten uns hier nicht auf eine längere Schlägerei einlassen, sondern José Sanchez erwischen. Er hatte sich nämlich durch seine Flucht höchst verdächtig gemacht.
Im Nebenraum standen einige andere Kerle mit Queues in den Händen. Aber sie hatten durch die offen stehende Tür mitbekommen, dass man sich mit uns besser nicht anlegte. Ich musste nicht fragen, wohin Sanchez verschwunden war. Die Notausgangstür stand nämlich halb offen.
Phil und ich rannten hinter dem Verdächtigen her, der soeben mühsam über eine Mauer kletterte. Er schien nicht besonders sportlich zu sein. Eine Waffe konnte ich bei ihm nicht erkennen, aber die konnte er natürlich auch in einer seiner Jackentaschen verborgen haben.
»FBI! Stehen bleiben!«, rief ich.
Sanchez hörte nicht auf mich, sondern verschwand auf der anderen Seite der Hofmauer. Phil und ich flankten ebenfalls über das Hindernis. Der Latino lief durch eine mit Sperrmüll und Abfalltonnen gefüllte Gasse. Dabei ließ er ein zusammengefaltetes Blatt Papier fallen.
Offenbar wollte Sanchez verhindern, dass wir diesen Gegenstand später bei ihm fanden. Ich bückte mich und steckte das Papier schnell ein. Später konnte ich immer noch checken, worum es sich handelte. Jetzt kam es darauf an, den Verdächtigen einzuholen.
Phil und ich hatten die Distanz zu Sanchez bereits verkürzt. Der Flüchtende blickte sich um, warf uns über die Schulter hinweg einen panischen Blick zu. In diesem Moment trat ein gewichtiger älterer Schwarzer aus einem Diner.
Sanchez hatte ihn nicht bemerkt, konnte weder abbremsen noch ausweichen. Und auch der unbeteiligte Passant war viel zu perplex, um rechtzeitig reagieren zu können.
Die beiden Männer knallten mit voller Wucht zusammen!
Während sich der stämmige Afroamerikaner schwankend und fluchend noch auf den Beinen halten konnte, ging Sanchez stöhnend zu Boden. Er wollte sofort wieder auf die Beine kommen, aber da waren Phil und ich schon bei ihm.
»Unten bleiben!«, befahl ich und ließ Sanchez in die Mündung meiner SIG blicken. Er sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, eine Waffe ziehen zu wollen. Und wie sich zeigte, war meine Vorsicht nicht unbegründet
Weitere Kostenlose Bücher