Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
FBI-Ausweise.
»Sie sind Don Lewis?«
»Der bin ich, Agent Cotton. – Maria, du darfst Pause machen!«
Sein letzter Satz bezog sich auf die junge Frau, die nun aufstand und sich mit ihrem Handy in einen anderen Raum zurückzog. Sie war vollständig bekleidet, mit Jeans und Rollkragenpullover. Offenbar machte Lewis keine pornografischen Aufnahmen.
»Wie kann ich dem FBI weiterhelfen, Agents?«
Ich sagte es ihm. Lewis zuckte mit den Schultern.
»Ja, das war eine sehr unerfreuliche Begegnung. Dabei hatte ich nur ehrbare Absichten. Aber das konnte ich dem jungen Mann nicht deutlich machen. Er schlug sofort zu, verpasste mir einen Schwinger in die Magengegend. Ich bin kein Feigling, obwohl ich Gewalt verabscheue. Mit Worten konnte man gegen diesen Hitzkopf nicht ankommen. Also verteidigte ich mich, so gut ich konnte. Zum Glück gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio, bin also nicht so schwach. Trotzdem eigne ich mich nicht zum Straßenschläger. Es hätte für mich übel ausgehen können, doch zum Glück sind die Cops rechtzeitig eingetroffen und haben uns getrennt.«
Der Zwischenfall hatte sich aus Penelope Garcias Mund komplett anders angehört, aber das wunderte mich nicht.
»Wir fragen uns jetzt natürlich, weshalb Sie José Sanchez nicht angezeigt haben, Mister Lewis.«
Der Fotograf seufzte.
»Was hätte das gebracht? Dann wäre ich vor Gericht gezerrt worden und hätte als Zeuge oder Nebenkläger aussagen müssen. Das hätte mich Zeit gekostet. Zeit, die ich nicht habe. – Ich zeige Ihnen etwas.«
Mit diesen Worten ging Lewis zu dem Sofa, auf dem zuvor sein Modell gesessen hatte. Wir folgten ihm. Er hielt mir die Cornflakes-Packung unter die Nase.
»Wussten Sie, dass Südamerikaner einen etwas anderen Geschmack haben als wir Yankees, Agent Cotton? Frühstücksflocken können ihnen gar nicht süß genug sein, und daher ist diese neue Cornflakes-Marke ganz auf Latino-Bedürfnisse abgestimmt. Wie Sie sehen, ist sogar die Packung auf Spanisch beschriftet. Ich soll Werbeaufnahmen für dieses Produkt machen. – Der Auftrag ist sehr umfangreich, deshalb kann ich mich nicht stundenlang auf Gerichtsfluren herumdrücken.«
»Ah, ich verstehe. Sie haben also wirklich nach einer jungen Latina Ausschau gehalten, die sich mit diesen Cornflakes fotografieren lässt?«
»Genau, Agent Cotton. Ich hätte problemlos eine Model-Agentur anrufen können, die haben genug Latinas. Aber das wollte ich nicht. Mir ging es um eine hübsche Frau, aber kein Profi-Model. Also habe ich diese Penelope Garcia angesprochen und mir dadurch eine gewaltige Abreibung geholt. Na, wenigstens hat mich dieser eifersüchtige Freund nicht krankenhausreif geschlagen.«
Ich zeigte dem Fotografen eine Aufnahme von Greg Preston.
»Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
»Nur in den TV-Nachrichten, Agent Cotton. Das ist doch dieser Investmentberater, dem Anlagebetrug in großem Stil vorgeworfen wird, nicht wahr? Persönlich bin ich ihm jedenfalls nie begegnet. Um meine Finanzen kümmert sich zum Glück mein Lebensgefährte, er arbeitet bei einer Bank.«
Ich hatte schon vermutet, dass Lewis homosexuell war. Nun wurde es durch seine eigene Aussage bestätigt. Wir bedankten uns bei dem Zeugen und verabschiedeten uns.
»Lewis ist stockschwul«, bemerkte Phil trocken, als wir wieder in meinem roten Flitzer saßen. »Das sieht doch wirklich jeder. Wie kann José Sanchez nur annehmen, dass so ein Mann seine Verlobte anbaggern will?«
»Sanchez ist blind vor Eifersucht, Phil. Und ich finde, das macht ihn sehr verdächtig.«
***
Wir fuhren nach Spanish Harlem, wo laut Polizeiprotokoll José Sanchez lebte. Doch hinter der Tür seines Apartments in einem schäbigen Brownstone-Haus war es totenstill.
»Der Vogel ist ausgeflogen«, knurrte Phil. »Womöglich hat seine Herzallerliebste ihn telefonisch vorgewarnt.«
Das war natürlich möglich, aber wir hatten keine Handhabe gehabt, um Penelope Garcia am Telefonieren zu hindern. Außerdem konnte es viele andere Gründe für Sanchez’ Abwesenheit geben.
Ich klopfte an der Tür des Apartments links neben seiner Behausung. Eine ältere Frau mit Lockenwicklern auf dem Kopf öffnete. Auch sie stammte offenbar aus Süd- oder Mittelamerika.
»Dios mio!«, sagte die Nachbarin, als sie meine FBI-Marke erblickte. »Was ist geschehen? Gibt es ein Verbrechen hier im Haus?«
»Nein, Ma’am«, erwiderte ich beruhigend. »Wir möchten nur mit José Sanchez sprechen. Wissen Sie, wo wir ihn finden
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