Jerry Cotton - 2927 - Ueberfahrt ins Grab
hielt sein Etui mit dem Einbrecherwerkzeug in der Hand, während ich mehrfach gegen die Wohnungstür des Steuermanns hämmerte. Die einzige Reaktion bestand in besorgten Blicken der anderen Bewohner. Als sie aber die Dienstmarken sahen, zogen sie sich eilig zurück in ihre Wohnungen.
»Mach auf. Hier stimmt etwas überhaupt nicht«, sagte ich.
Mit der SIG in der Hand betrat ich Sekunden später die Wohnung des Steuermanns. Phil sicherte mich. Wir mussten Herbert Monroe nicht lange suchen. Er lag auf der Couch und starrte uns aus weit geöffneten Augen an.
»Zwei Kugeln. Genau wie bei Darabont. Der Killer beseitigt gefährliche Zeugen«, sagte ich.
Die Untersuchung von Schlaf- und Badezimmer brachte keinen Schützen zum Vorschein. Da keiner der Nachbarn auf die Schüsse reagiert hatte, musste der Mörder eine Waffe mit Schalldämpfer eingesetzt haben.
»Welch glückliche Fügung«, murmelte ich.
Phil erledigte den Anruf auf dem Revier, damit die Cops anrückten und ein Arzt sich den Toten anschaute. Doc Hamilton würde sicherlich sehr entzückt über diese Aufgabe sein, aber er war nun einmal der einzige Arzt in Bar Harbor mit der erforderlichen Qualifikation.
»Du gehst davon aus, dass Monroe wegen unserer Ermittlungen sterben musste?«, fragte mein Partner.
Ich erkannte ein Muster, und dazu passte auch der seltsame Angriff auf meine Person.
»Vermutlich wird jeder unserer Schritte sorgfältig verfolgt. Der Angreifer auf dem Balkon wollte wahrscheinlich nur herausfinden, ob wir bereits auf der richtigen Spur waren. Als ich überraschend wach wurde, musste er improvisieren«, erklärte ich.
Wenn der Angreifer mich erschossen hätte, wären die Ermittlungen erheblich ausgeweitet worden. Das lag ganz bestimmt nicht in seinen Absichten, daher begnügte er sich mit dem Wurf über den Balkonrand. Es verschaffte ihm die nötige Zeit, um unbemerkt aus dem Hotel verschwinden zu können.
»Agent Cotton?«
In der Tür erschienen zwei Cops. Zu meiner Verwunderung kam nicht Chief Townsend, womit ich felsenfest gerechnet hatte. Was konnte ihn mehr beschäftigen als ein neuer Mordfall?
***
Blake Townsend blieb unvermittelt stehen. Er schaute hinüber zum Anleger, über die soeben eine Reihe von Passagieren die Fähre verließ.
»Wusste ich es doch«, knurrte der Chief.
Zwei seiner Leute prüften die Papiere der Fahrgäste. Auf einmal trat einer der Agents der ICE zu den Cops und deutete auf drei Männer. Es folgte ein kurzer Disput und dann konnten die Reisenden ohne weitere Kontrolle an Land gehen. Chief Townsend reimte sich natürlich sofort die Hintergründe zusammen und fand sein Misstrauen gegenüber den Ermittlern der ICE bestätigt.
Einen der Männer hatte er nach kurzem Nachdenken identifizieren können. Das Gesicht erinnerte sehr stark an einen bekannten Schauspieler. Es war ein Terrorist, der von Interpol auf die weltweite Fahndungsliste gesetzt worden war. Er stand unter dem Verdacht, auf das Haus eines bekannten kurdischen Politikers in Istanbul einen Anschlag verübt zu haben. Warum verhalf die ICE ausgerechnet ihm und seinen Kumpanen zur ungehinderten Einreise in die USA?
Er eilte zurück zu seinem Jeep und wartete zwei Minuten später in einer Nebenstraße. Schon bald fuhr der Wagen mit dem Agent der ICE und den drei Fahrgästen mit hoher Geschwindigkeit an seiner Position vorbei. Townsend erwog einen Augenblick, ob er mit seinem Verhalten möglicherweise eine verdeckte Operation der Bundesbehörde gefährdete. Doch sein Instinkt sagte ihm etwas anderes, weshalb er über Funk das Revier verständigte.
»Ich verfolge das Fahrzeug. Schickt mir zwei Streifenwagen zur Verstärkung«, befahl er.
Anschließend lenkte er den Jeep auf die Hauptstraße, die vom Hafen wegführte. Die Fahrt ging nicht ins Zentrum von Bar Harbor, sondern hinaus ins Innere von Mount Desert Island. Dort gab es viele Ferienhäuser, die sich als ideale Verstecke für Illegale anboten. Besonders in den Wintermonaten gab es kaum Touristen, die eines der Häuser mieteten.
Er starrte auf die Rücklichter des vorausfahrenden Fahrzeugs. Nach wenigen Meilen ließ der Chief sich weiter zurückfallen, da es keinen Verkehr auf der Strecke gab.
»Wo bleiben die Streifenwagen?«, fragte er nach.
Der Desk-Sergeant erklärte das Problem. Ein Fahrzeug war zu einem Haus unterwegs, in dem Agent Cotton und sein Partner den toten Steuermann gefunden hatten. Die andere Streifenbesatzung musste einen Familienstreit schlichten.
»Mach ihnen Dampf,
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