Jerry Cotton - 2929 - Rien ne va plus
ausdrücklich loben«, sagte sie.
Easterman zeigte einen zerknirschten Gesichtsausdruck.
»Der Wahrheit halber muss ich gestehen, dass meine Assistentin die Blumen ausgesucht hat. Damit kenne ich mich überhaupt nicht aus«, erwiderte er.
Seine Ehrlichkeit gefiel June, die sich immer mehr entspannte. Ihr Entschluss, die Einladung von David Easterman anzunehmen, war von einigen Zweifeln begleitet gewesen. Sie verstieß zwar gegen keine Regeln damit, aber er blieb nun einmal Beteiligter einer laufenden Ermittlung.
»Dann geben Sie mein Lob bitte an Ihre Assistentin weiter«, bat June.
Easterman versprach es und drückte June dabei die Codekarte für die Suite in die Hand.
»Richten Sie sich bitte in aller Ruhe ein. Sobald Sie so weit sind, erwarte ich Sie im Restaurant. Wenn Sie möchten, können wir anschließend auch an einen der Spieltische gehen«, erklärte er.
June war keine Spielernatur, interessierte sich aber grundsätzlich für die Abläufe in einem Kasino.
»Ich muss nicht spielen, David. Es würde mich aber freuen, wenn Sie mir eine Führung durch Ihr Haus ermöglichen könnten«, antwortete sie.
Dieser Wunsch sagte Easterman erkennbar zu, der eifrig einwilligte. Dann zog er sich zurück und ließ June allein.
»Ein wenig Luxus hat noch keiner Frau geschadet«, dachte sie.
Nicht nur der Salon war riesig und mit exklusiven Möbeln ausgestattet, auch der Schlafbereich sowie das Badezimmer mussten den Vergleich mit ähnlichen Suiten in einem Luxushotel nicht scheuen. June ließ sich ein heißes Bad ein und wählte aus einer ganzen Batterie exquisiter Düfte den passenden aus. Sie genoss den Luxus und kam erst über eine Stunde später ins Restaurant. Als June auf die Armbanduhr schaute, spürte sie den Hauch eines schlechten Gewissens.
»Sie wirken wunderbar entspannt, June. So sollte es auch sein«, empfing sie Easterman.
Mit keiner Geste oder keinem Wort drückte er ihr gegenüber auch nur die leiseste Ungeduld aus. Stattdessen führte Easterman sie an einen isoliert stehenden Tisch, der für zwei Personen gedeckt war. Galant schob er den Stuhl für June zurecht, die sich mit einem leisen Seufzer niederließ.
»Speisen Sie etwa jeden Abend an diesem Tisch?«, fragte sie.
Easterman lächelte entschuldigend.
»Ich muss leider beichten, dass ich ein Mensch mit viel Sinn für die schönen Dinge des Lebens bin«, erwiderte er.
Während die beiden Bedienungen die Getränke servierten, schlug June neugierig die Speisekarte auf. Zu ihrer Verwunderung stand dort nur die Kurzbiografie des Küchenchefs zu lesen, die allerdings beeindruckend war.
»Charles kommt an unseren Tisch und Sie dürfen jeden Wunsch äußern, den Sie haben«, sagte Easterman.
Ein international ausgezeichneter Koch würde June ein Menü nach Wunsch zusammenstellen. Sie schaute ihren Gastgeber fassungslos an, der vergnügt vor sich hin schmunzelte. David Easterman verstand es vorzüglich, eine Frau zu verwöhnen.
»Sie treiben Scherze mit mir«, protestierte sie.
Bevor Easterman darauf eingehen konnte, erschien der Koch tatsächlich persönlich am Tisch. Der weitere Abend blieb so ungewöhnlich, wie er angefangen hatte. June bekam das Gefühl, eine Königin zu sein, deren Wünsche ohne jedes Zögern umgehend erfüllt wurden. Nachdem sie und David einen Espresso nach dem Essen getrunken hatten, schlug er den gewünschten Rundgang durchs Kasino vor.
»Eine vortreffliche Idee, David. Nach diesem köstlichen Essen muss ich mich einfach ein wenig bewegen«, willigte June ein.
Sie verschwendete keinen Gedanken mehr an die Ermittlungen oder ihren schwierigen Partner beim FBI. June war rundum entspannt und genoss jede Minute in Eastermans Gesellschaft, der sich weiterhin als perfekter Gentleman erwies. Alle Zweifel in Hinsicht auf ihren Ausflug nach Atlantic City waren verflogen.
***
Dieser Abend unterschied sich nicht von den vielen anderen, an denen die Bezirksstaatsanwältin bis spätabends noch an ihrem Schreibtisch saß. Wäre ihr Blick nicht zufällig auf die kleine Uhr im Monitor des Computers gefallen, hätte Isabel Paradez weitergearbeitet.
»So spät schon?«, entfuhr es ihr.
Sie hatte sich mit ihrem Geliebten verabredet, der die Staatsanwältin zu einem Essen ausführen wollte. Obwohl Blair selbst ein sehr passabler Koch war, sollte es heute Abend der Besuch in einem neuen Restaurant in Midtown sein.
»Das wird knapp«, murmelte sie.
Kurz entschlossen wählte Paradez Blairs Mobilfunknummer und hinterließ ihm eine
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