Jerry Cotton - Folge 2860 - Cotton, J: Jerry Cotton - Folge 2860
verdächtige Gebäude.
»Übles Crack-House ist eine passende Beschreibung«, murmelte Phil. Ich konnte meinem Freund nur zustimmen. Die Fenster des Gemäuers waren teils mit Brettern, teils mit verrosteten Blechstücken verrammelt. Rund um die mit Graffiti bemalten Mauern lag Müll und Abfall herum. Die umstehenden Häuser waren in keinem besseren Zustand. Aber es gab in dem ganzen Block keinen größeren Schandfleck als Jamie Hacketts Versteck.
Ich parkte neben June. Dann stiegen Phil und ich zu unserer blonden Kollegin in den Wagen.
»Es ist gut, euch zu sehen«, sagte June. »Hört euch das an.«
Das Funkgerät war eingeschaltet und übertrug den Wortwechsel, der soeben in dem Crack-House stattfand. Die Stimme, die nun ertönte, gehörte nicht Abasi. Und es war auch nicht Blair, der das Wort ergriffen hatte.
»Abasi, du musst verrückt sein. Hat das Crack dir dein verfluchtes Hirn aufgeweicht? Wie kommst du dazu, einen Fremden hierherzuschleppen? Ich will das nicht, verdammt. Ich suche mir meine Freunde selbst aus. Du musst jedem misstrauen, sonst kannst du im Handumdrehen einpacken.«
Der Mann sprach mit einem Akzent, obwohl man sein Englisch gut verstehen konnte. Er schien nicht ganz nüchtern zu sein, und er hörte sich unterschwellig aggressiv an. War dieser Kerl wirklich Jamie Hackett? Wir hörten weiterhin konzentriert zu, befanden uns innerlich in Alarmbereitschaft. Die Stimme, die nun das Wort ergriff, kam uns sehr bekannt vor.
»Hey, bleib cool, Mann. Ich stehe auch auf Kath, genau wie du. Und ich dachte, vielleicht weißt du, wo ich was kaufen kann.«
»Halt dein Maul, Blair! So heißt du doch, oder? Das hat Abasi jedenfalls vorhin gesagt. Aber Abasi ist ein Volltrottel, der auf einen Cop hereinfällt. Ich erkenne nämlich einen Schnüffler, wenn ich ihn sehe. Du willst Kath-Kauer sein? Das bist du nie im Leben. Du wirst es noch bereuen, dass du mich verschaukeln wolltest!«
Jamie Hacketts Stimme war immer lauter geworden. Zuletzt hörte man Geräusche, die auf ein Handgemenge schließen ließen. Dann wurde eine Waffe abgefeuert.
Blair brauchte dringend unsere Unterstützung. In seinem Undercover-Einsatz hatte er natürlich weder Pistole noch Dienstmarke bei sich. June, Phil und ich sprangen aus dem Auto, zogen unsere Waffen und rannten über die Fahrbahn. Unsere FBI-Marken hatten wir bereits an unseren Jacketts befestigt.
Jetzt mussten wir eingreifen. Es kam auf jede Sekunde an. Wir wussten nicht, mit wie vielen Gegnern es June Clarks Partner zu tun hatte.
Im Crack-House wurde abermals geschossen. Ich schaute mir die massive Stahltür an, die vor unangenehmen Besuchen durch Polizei oder verfeindete Ganoven schützen sollte. Wertvolle Zeit konnte vergehen, wenn uns diese Tür zu viel Widerstand leistete. Doch wir hatten Glück im Unglück.
Als wir das Crack-House erreicht hatten, wurde die Tür von innen aufgestoßen. Einige Elendsgestalten, die unter Drogeneinfluss standen, kamen herausgetorkelt. Sie hatten die Schüsse natürlich ebenfalls gehört und wollten sich in Sicherheit bringen. Wenigstens schien sie ihr Überlebensinstinkt noch nicht völlig im Stich gelassen zu haben.
Wir stürmten durch die nun offenstehende Tür ins Haus. Bestialischer Gestank empfing uns. Ich war schon oft genug in solchen Bruchbuden gewesen und konnte mich immer wieder nur wundern, wie Menschen dort ihr Dasein fristen konnten. Vermutlich musste man wirklich drogenabhängig sein, um dieses Elend ertragen zu können.
Wieder wurde eine Waffe abgefeuert. Aber wo befand sich der Schütze? Ich versuchte, mich in dem Halbdunkel zu orientieren. Sämtliche Fenster waren mit Brettern vernagelt worden. Elektrizität schien es nicht zu geben, denn in mehreren Räumen waren Petroleumlampen und Kerzen in Gebrauch. Es grenzte an ein Wunder, dass hier noch kein Feuer ausgebrochen war.
Links neben mir bewegte sich etwas. Ich sah einen Schwarzgekleideten, der eine Pistole auf mich richtete. Der Mann stieß ein Keuchen aus, er krächzte einige Worte in einer fremden Sprache. Stand er unter Drogeneinfluss? Das war in diesem Gemäuer mehr als wahrscheinlich.
»FBI! Waffe weg! Hände hinter den Kopf! Auf den Boden!«
Mein lauter Ruf reichte, um ihn einzuschüchtern. Vielleicht spürte er auch nur meine Entschlossenheit. Auf jeden Fall ließ der Kerl seine Pistole fallen und hob die Hände. Es war das Beste, was er tun konnte.
Wieder wurde geschossen.
Der Festgenommene begann zu zittern, ging in die Knie und kroch in eine
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