Jerry Cotton - Folge 2860 - Cotton, J: Jerry Cotton - Folge 2860
ihren Geschäften nach. Sie hielten nicht allzu auffällig nach Freiern Ausschau. Dennoch musste jedem Passanten klar sein, dass die jungen Frauen weder auf den Bus noch auf ein Yellow Cab warteten. Gelegentlich stieg eine von ihnen in einen Wagen, nachdem sie mit dem Fahrer handelseinig geworden war.
Aber an diesem Abend schien niemand Blondinen zu bevorzugen. Lizzy hatte jedenfalls schon seit einer Stunde keinen Interessenten mehr anlocken können, während ihre schwarzen oder Latina-Kolleginnen dann und wann einen Kerl betören konnten.
Phil machte mit seiner Teleobjektiv-Kamera Fotos von den Männern, die hier ein Abenteuer suchten. Seiner Stimme war seine Unzufriedenheit deutlich anzuhören.
»Jerry, das bringt doch alles nichts. Wir können hier im Auto hocken, bis wir schwarz werden. Vielleicht steht Aaron Calhoun inzwischen auf eine ganz andere Braut. Oder er vergnügt sich längst in Florida oder sonst wo mit einer anderen Schnepfe, die Lizzy zum Verwechseln ähnlich sieht.«
»Ja, vielleicht. Aber etwas anderes können wir momentan nicht tun. Selbst wenn Calhoun Einauge nicht erschossen hat, kann er uns möglicherweise ein Motiv nennen. Ich bin sicher, dass Einauges Tod mit seinen Verbrechen zusammenhängt.«
»Ich auch, Jerry. Aber was hatte dieser Erzganove mit Julie Warden zu schaffen? Glaubst du wirklich, dass sie etwas mit Geldwäsche zu tun hatte?«
»Eigentlich kann ich mir das auch nicht vorstellen. Der Mord an Julie Warden passt überhaupt nicht zu unseren bisherigen Ermittlungen. Es kommt mir so vor, als ob wir etwas Entscheidendes übersehen hätten.«
Während wir miteinander sprachen, tat sich etwas auf der Avenue C. Ein nachtschwarzer SUV mit getönten Scheiben fuhr an die Bordsteinkante. Die Bremslichter leuchteten auf.
»Wenn Aaron Calhoun in der Karre sitzt, dann lässt sich sein Gesicht unmöglich erkennen«, schimpfte Phil. Da hatte mein Freund recht. Wir konnten sehen, dass die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite gesenkt wurde. Lizzy näherte sich hüftenschwenkend dem schweren Fahrzeug und beugte sich zu dem Fahrer hinunter. Wir konnten nicht hören, was gesprochen wurde. Aber an Lizzys Körpersprache sah man, dass sie kein Interesse mehr hatte. Sie wollte sich wieder von dem SUV entfernen. Da packte der Mann sie am Handgelenk.
Sie kreischte und schlug mit ihrer freien Hand auf ihn ein. Doch der Mann war stärker. Er stieß nun die Beifahrertür auf. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er die Frau überwältigt und in den Wagen gezerrt hatte.
Das ließen wir natürlich nicht zu.
Unsere unauffällige Observation konnten wir natürlich vergessen, als wir aus dem Chevrolet sprangen und der Prostituierten zu Hilfe eilten. Aber wir als G-men würden gewiss nicht tatenlos zusehen, während eine Frau gekidnappt wurde.
»FBI!«, rief ich gellend. »Lassen Sie die Lady los!«
Durch die offenstehende Beifahrertür konnte ich nun einen Blick auf den Fahrer werfen. Er war ein bulliger Kerl in einem schwarzen T-Shirt und mit rasiertem Schädel. Unser Auftauchen hatte ihn offenbar aus dem Konzept gebracht.
Aber nur für einen Moment.
Dann griff er unter seinen Fahrersitz. Gleich darauf hatte der Glatzkopf eine.357er-Magnum in der Hand. Lizzy schrie erneut, sie war nun völlig panisch. Mit seiner Linken hielt der Verbrecher immer noch ihr Handgelenk umklammert. Es war verflucht eng, weil Lizzy halb in der Tür und halb bereits auf dem Beifahrersitz hing.
Trotzdem schaffte ich es irgendwie, an ihr vorbeizukommen. Ich schnellte vorwärts und ließ meine Faust in das Gesicht des Mannes krachen. Außerdem drückte ich mit der linken Hand seinen Waffenarm so hart wie möglich nach unten. Mir platzte beinahe das Trommelfell, als der Glatzkopf die Waffe abfeuerte. Hatte die Kugel Lizzy getroffen? Ich wusste es nicht. Mich hatte sie jedenfalls verfehlt. Ich schlug erneut zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich der Griff des Mannes um Lizzys Handgelenk lockerte. Das nutzte Phil aus. Er packte die Prostituierte und brachte sie aus der Schusslinie.
Der Mann trat nun aufs Gaspedal, wollte offenbar fliehen. Aber er hatte die Rechnung ohne mich gemacht. Ich lag quer auf dem Beifahrersitz, meine Beine hingen noch aus der offenstehenden Tür.
Der SUV setzte sich schlingernd in Bewegung. Andere Autofahrer hupten empört. Ich schaffte es jetzt, dem Täter seine Waffe zu entwinden. Dann ließ ich ihn in die Mündung seiner eigenen Waffe blicken.
»Halten Sie sofort an. Sie sind
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