Jerry Cotton - Folge 2862 - Cotton, J: Jerry Cotton - Folge 2862
Ich hatte mich für eine hellbraune Lederjacke entschieden und eine Jeans. Mein Schuhwerk bestand aus sportlichen schwarzen Sneakers. Für uns ein eher ungewöhnlicher Stil, der aber zum geplanten Treffen passte.
***
Wir fuhren mit dem Jaguar quer durch Manhattan und erreichten schließlich die South Bronx. Den Jaguar parkte ich einen Block vom Treffpunkt entfernt.
»Wir haben noch zwanzig Minuten«, sagte Phil, als wir ausgestiegen waren. »Da mein Magen langsam ein unangenehmes Gefühl der Leere wahrnimmt, sollten wir besser nicht warten.«
»Kein Problem«, sagte ich. »Wir schauen uns den Laden an und suchen einen guten Platz. McCormick wird uns schon finden.«
Wir gingen los, überquerten eine Straße und standen dann vor dem Happy Meal . Ein wenig auffälliger Laden, dessen Front nicht sehr breit war, vielleicht acht oder zehn Meter.
Wir traten ein und schauten uns um. Der Andrang hielt sich in Grenzen. Etwa ein Drittel der Tische waren besetzt. McCormick war nicht zu sehen. Einen Kellner konnte ich nicht ausmachen – das Happy Meal war auch eher eine bessere Imbissstube als ein Restaurant.
Wir bewegten uns in den hinteren Teil, der von draußen und vom Eingangsbereich nicht eingesehen werden konnte. Auch dort keine Spur von unserem Kontaktmann. Dafür gab es zwei abseits stehende freie Tische in einem Nischenbereich, ideal für unsere Zwecke.
»Das sieht doch gut aus«, sagte Phil und setzte sich an den ersten der beiden Tische.
Ich nahm ihm gegenüber Platz.
»Wenn du dir was zu essen holen willst, halte ich hier die Stellung«, schlug ich vor.
»Bin schon weg«, sagte Phil. »Was möchtest du? Ich glaube, bei denen stehen Hamburger hoch im Kurs.«
»Hört sich gut an.«
Gut zehn Minuten später kam er mit einem vollen Tablett zurück. Ich zählte drei Hamburger und eine Menge Fritten und zwei große Getränkebecher.
»Dir reicht doch ein Burger?«, fragte Phil.
»Denke schon«, sagte ich. »Außerdem will ich dir nicht dein Essen streitig machen.«
Er machte ein zufriedenes Gesicht und langte zu.
Der Hamburger schmeckte besser als erwartet und auch die Fritten waren genießbar – zumindest mit einer gehörigen Portion Ketchup.
Wir hatten gerade angefangen zu essen, als McCormick auftauchte.
Er sah uns, grüßte wie erwartet nicht, besorgte sich etwas zu essen und nahm am Tisch direkt neben uns Platz.
»Gutes Essen hier«, sagte er zu uns.
»Ist genießbar«, erwiderte Phil. »Und man wird satt.«
Ich schaute mich im Restaurant um. Es saß niemand in Hörweite.
»Guter Treffpunkt«, sagte ich zu McCormick.
»Ja, stimmt. Hier wird man von draußen nicht gesehen und im Notfall kann man über den Hinterausgang verschwinden«, erwiderte er und fragte dann: »Robert sagte mir, dass ihr in einem Mordfall ermittelt, der etwas mit Occupy Wall Street zu tun haben könnte. Worum geht es genau?«
»Um Levi Abraham Roth«, antwortete ich. »Ein alter jüdischer Privatbankier. War ziemlich reich und hatte eine Menge Verbindungen. Da die International Chase Bank , die seiner Familie gehört, ein paar wenig nette Drohbriefe von der Protestbewegung bekommen hat, geht Roths Familie davon aus, dass die Occupy -Leute hinter dem Mord stecken.«
McCormick blieb das Essen im Hals stecken und er musste husten. »Das wäre natürlich ein Hammer. Aber ganz ehrlich: Das passt ganz und gar nicht zu der Bewegung. Zumindest was die Gruppe im Allgemeinen betrifft. Die meisten Typen sind eher von der Gandhi-Sorte, die friedlich protestieren. Auch wenn es im Laufe der Zeit eine Menge Verhaftungen gab, wurden nur ein paar der Leute angeklagt.«
»Und warum der Undercover-Einsatz?«, fragte ich ihn.
»Vorbeugend«, antwortete er. »Nachdem es ein paar Mal Zusammenstöße zwischen Occupy Wall Street und den Cops vom NYPD gegeben hatte, wollte man sicherstellen, dass die Sache nicht eskaliert. Meine Aufgabe ist es, eine solche Eskalation im Voraus zu erkennen, sodass Maßnahmen zu ihrer Eindämmung eingeleitet werden können. Ich bin also quasi als Frühwarnsystem aktiv.«
»Falls der Mörder aus den Reihen der Bewegung stammt, hättest du allerdings versagt«, meinte Phil und machte sich über seinen zweiten Hamburger her.
McCormick nickte. »Das ist richtig. Wenn es so ist. Wann genau wurde dieser Banker denn ermordet?«
»Gestern gegen acht im Central Park«, antwortete ich.
»Zu der Zeit war gerade ein Meeting der Bewegung. Fing um sechs an und dauerte bis halb neun. Die haben ziemlich viel geredet und
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