Jerry Cotton - Folge 2862 - Cotton, J: Jerry Cotton - Folge 2862
Familie?«
Ihr Blick richtete sich für einen Moment auf mich, dann wieder zu Boden. »Ich bin mir ziemlich sicher. Mister Roth hat mir das klargemacht und gesagt, dass das eine Sache zwischen ihm und mir sei, unser großes Geheimnis. Und ich habe mich daran gehalten und es niemandem erzählt.«
»Gab es vielleicht irgendwelche Leute, denen Sie zusammen begegnet sind?«, fragte ich weiter.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, glaube ich nicht. Wenn wir uns hier getroffen haben, war höchstens Mister Eppstein in der Nähe. Ab und zu haben wir uns in einem Apartment getroffen, zu dem wir aber getrennt gegangen sind. Aus Sicherheitsgründen. In einem Café oder Restaurant sind wir nie zusammen gewesen.«
»Und Sie haben Ihren Freunden gegenüber auch nie eine Andeutung gemacht, dass Sie eine Beziehung hätten?«, hakte ich nach.
»Nein, wirklich nicht«, antwortete sie. »Mir war von Anfang an klar, dass es eine Affäre war, nichts für die Ewigkeit, wobei Mister Roth so ein charmanter Mann war. Manchmal hatte ich gehofft, dass es nie enden würde, aber mir war klar, dass das nur ein Wunschtraum war. Aber dass es auf diese Weise aufhören würde, hätte ich nicht erwartet. Ich meine ja, er war schon recht alt, aber immer noch ziemlich rüstig. Verdammt, was mache ich denn jetzt? Das ist alles so schrecklich!«
Sie fing an zu weinen und es war so, als ließe sie mit einem Mal die ganzen angestauten Emotionen heraus.
Als sie wieder ansprechbar war, stellten wir ihr noch ein paar Fragen zum Ablauf der Beziehung und ob ihr aufgefallen war, dass Roth beobachtet wurde. Ihre Antworten ergaben aber nichts, das uns weiterhalf. Schließlich beendeten wir die Vernehmung und baten sie, das Büro zu verlassen.
Eppstein kam wieder herein und schaute uns neugierig an. »Und? Konnte sie Ihnen weiterhelfen?«
»Nein, nicht wirklich«, antwortete ich.
Er nickte. »Dann werde ich eben die Liste ergänzen.«
Er ging zu einem an der Wand befindlichen Bild, klappte es zur Seite und öffnete die Tür eines dahinter befindlichen Tresors, aus dem er etwas herausholte. Anschließend ergänzte er die fehlenden Informationen der Liste.
»Hier, bitte!«, sagte er und reichte mir die Liste.
Ich warf einen Blick darauf. Sie sah komplett aus.
»Wenn Sie sonst irgendwelche Informationen dieser Art wünschen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung«, sagte Eppstein.
Anschließend führte er uns auf dem gleichen Weg, auf dem wir zu seinem Büro gelangt waren, wieder aus der Bank hinaus.
Noch am selben Abend überprüften wir die Namen von der Liste, die Eppstein für uns zusammengestellt hatte. Ohne Erfolg. Zwei der Frauen waren zur Tatzeit im Ausland gewesen und auch die anderen hatten ein Alibi. Wieder waren wir in einer Sackgasse angelangt.
Als ich Phil an diesem Abend in der Nähe seiner Wohnung absetzte, war unsere Stimmung auf den Nullpunkt gesunken.
»Morgen sieht die Sache wieder besser aus«, sagte ich.
»Ja, bestimmt«, antwortete er. »Gute Nacht!«
Ich fuhr zu meinem Apartment und verbrachte dort eine kurze und wenig erholsame Nacht.
***
»Wir sollten eine Liste potenzieller Feinde von Roth erstellen«, sagte ich am nächsten Morgen zu Phil, als wir auf dem Weg ins Büro waren. »Ich kann mir vorstellen, dass es eine Menge Leute gab, die etwas gegen Roth hatten, von denen Roth selbst vielleicht gar nichts wusste.«
»Bei einem Mann in seiner Position ist das nicht abwegig«, bestätigte Phil. »Er war ein ziemlich bekannter Banker. Quasi ein Topstar in seiner Zunft.«
»Ich schlage vor, dass wir zuerst im Internet recherchieren und alle Personen finden, die in irgendeiner Form gegen ihn waren oder etwas Negatives über ihn haben verlauten lassen. Bei all den Blogs, die es gibt, finden wir da bestimmt ein paar Zeitgenossen, die als Täter in Frage kommen. Sollte das nichts bringen, kontaktieren wir ein paar Informanten aus der Szene.«
»Guter Vorschlag«, sagte Phil. »Allerdings könnte das eine ganze Zeit dauern. Ich hoffe, dass Mister High nicht zu sehr unter Druck steht.«
»Das werden wir sicher gleich beim Briefing erfahren«, sagte ich.
Nachdem wir das FBI Field Office erreicht hatten, machten wir uns direkt auf den Weg zu Mr Highs Büro. Helen empfing uns etwas weniger gut gelaunt als sonst.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich nach einer kurzen Begrüßung.
»Dicke Luft«, sagte sie.
»Was ist denn passiert?«, fragte Phil.
Helen kam nicht dazu zu antworten, denn Mr High kam aus seinem Büro.
»Jerry, Phil,
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