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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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schließlich abzog, um die Festung Kerak jenseits des Jordan anzugreifen. Balduin ließ umgehend auf dem Davidsturm Signalfeuer anzünden, um Kerak zu zeigen, dass Hilfe unterwegs war. Dann führte der aussätzige König mit herzzerreißender Tapferkeit – in einer Sänfte getragen, blind, grotesk und verfaulend – seine Armee an, um Kerak zu retten.
    Nach seiner Rückkehr entließ der König Guido, betraute Raimund mit der Regentschaft und ließ seinen achtjährigen Neffen, Sibyllas Sohn, als Balduin V. krönen. Nach der Krönung trug der größte Magnat, Balian von Ibelin, das Kind auf den Schultern von der Grabeskirche zum Tempel des Herrn. Am 16. Mai 1185 starb Balduin IV. im Alter von 23 Jahren. Aber der neue König Balduin V., ein Kind, regierte nur ein Jahr; er starb und wurde in einem Sarkophag begraben, den das Bild eines von Engeln flankierten Christus und Akanthusblätter zierten. [108]
    Jerusalem brauchte einen erfahrenen Oberbefehlshaber. Raimund von Tripolis und die Barone kamen in Nablus zusammen, um Guidos Rückkehr zu verhindern, aber in Jerusalem saß nun Sibylla als Regentin auf dem Thron – und sie war mit dem verachteten Guido verheiratet. Sibylla überredete den Patriarchen Heraklius, sie zu krönen, und versprach, sich von Guido zu trennen und einen anderen König zu nominieren. Während der Krönung rief sie jedoch Guido auf, um ihn als Mitregenten krönen zu lassen, und manövrierte damit alle aus. Aber der neue König und die Königin waren nicht imstande, Rainald von Kerak und den Großmeister der Tempelritter im Zaum zu halten, die beide auf einen Kampf gegen Saladin brannten. Trotz der Waffenruhe überfiel Rainald eine Pilgerkarawane auf dem Weg von Damaskus nach Mekka, nahm Saladins Schwester gefangen, machte sich über Mohammed lustig und folterte seine Gefangenen. Saladin verlangte von König Guido eine Entschädigung, aber Rainald weigerte sich zu zahlen.
    Im Mai überfiel Saladins Sohn Galiläa. Die Templer und die Hospitaliter griffen ihn tollkühn an, wurden aber bei den Quellen von Cresson niedergemetzelt; lediglich der Großmeister der Templer entkam mit drei Rittern. Dieses Desaster sorgte vorübergehend für Einheit in Jerusalem.
    König Guido und der Köder
    Am 27. Juli 1187 rückte Saladin an der Spitze eines 30 000 Mann starken Heeres gegen Tiberias vor in der Hoffnung, die Franken herauszulocken und ihnen »einen gewaltigen Schlag im Dschihad« zu versetzen.
    König Guido sammelte 12 000 Ritter und 15 000 Fußsoldaten bei Sephoria in Galiläa, aber bei einer Beratung im roten Zelt der Könige von Jerusalem haderte er mit den unangenehmen Alternativen, vor die er sich gestellt sah. Raimund von Tripolis drängte zur Zurückhaltung, obwohl seine Frau sich in der belagerten Stadt Tiberias befand. Rainald und der Großmeister der Templer warfen Raimund Verrat vor und forderten den Kampf. Schließlich schluckte Guido den Köder. Er führte das Heer einen Tag lang durch das brütend heiße Bergland Galiläas und schlug schließlich, bedrängt von Saladins Truppen, ausgelaugt von der sengenden Hitze und von Durst geplagt, sein Lager auf dem Vulkanplateau des Doppelgipfels der Hörner von Hattin auf. Dann machten sie sich auf die Suche nach Wasser – aber der Brunnen war ausgetrocknet. »O allmächtiger Gott und Herr, der Krieg ist aus; wir sind todgeweihte Leute; das Königreich ist am Ende«, rief Raimund.
    Als die Kreuzritter am nächsten Morgen, am Samstag, dem 4. Juli, aufwachten, hörten sie die Muslime im Lager unterhalb beten. In der Sommerhitze hatten sie bereits quälenden Durst. Die Muslime zündeten das Buschland an. Bald brannte es rund um das Kreuzfahrerlager. [109]

26
    Saladin
    1187 – 1189
    Saladin: die Schlacht
    Saladin schlief nicht, sondern organisierte die ganze Nacht lang seine Truppen, den Nachschub und die Aufstellung seiner beiden Flügel. Er hatte die Franken umstellt. Der Sultan von Ägypten und Syrien war fest entschlossen, diese Gelegenheit nicht ungenutzt zu lassen. Seine Vielvölkerarmee mit kurdischen, arabischen, türkischen, armenischen und sudanesischen Kontingenten bot einen ehrfurchtgebietenden Anblick, in dem Saladins schwärmerischer Sekretär, Imad ad-Din, schwelgte:
Al-Uqhuwana verwandelte sich in sprossende Auen, blühende Gärten mit braunen Rossen und Reitern wie wilden Löwen, mit Sichelschwertern wie Bögen von Myrthe, mit jemenitischen Klingen wie Bäume im Park, mit gelben Fahnen wehend wie Wimpel von Jasmin und Bannern rot wie

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