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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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mit seinem ältesten Sohn, dem zukünftigen König Abdullah II., wie seine Flugzeuge zerstört wurden.
    In Jerusalem boten die Israelis eine Waffenruhe an, aber die Jordanier waren nicht interessiert. Aus den Lautsprechern der Muezzine auf dem Felsendom ertönte der Aufruf: »Zu den Waffen! Holt euer Land zurück, das die Juden gestohlen haben!« Um 12.45 Uhr besetzten die Jordanier das Government House, das als UN-Hauptquartier diente, aber Jerusalem strategisch günstig überragte. Umgehend befahl Dayan, es zu stürmen; es fiel nach vierstündigem Kampf. Im Norden beschossen die Israelis die Jordanier mit Mörsern und Artillerie.
    Dayan liebte Jerusalem, war sich aber auch darüber im Klaren, dass die komplizierten politischen Verhältnisse in der Stadt für Israel lebensbedrohlich werden könnten. Als das israelische Kabinett diskutierte, ob man die Altstadt angreifen oder lediglich die jordanischen Geschütze ausschalten sollte, sprach Dayan sich gegen die Eroberung aus, weil ihm die Verantwortung für die Herrschaft über den Tempelberg Sorgen bereitete, aber er wurde überstimmt. Allerdings zögerte er jedes militärische Vorgehen hinaus, bis der Sinai erobert war.
    »Die Nacht war die Hölle. Es war taghell. Himmel und Erde glühten von den Leuchtraketen und den Detonationen der Bomben, die aus israelischen Flugzeugen herabregneten«, schrieb Hussein. Am 6. Juni um 2.10 Uhr traten israelische Fallschirmjäger in drei Geschwadern an und wurden von General Narkiss ermuntert, die »Sünde von 1948 wiedergutzumachen«, als er selbst um Jerusalem gekämpft hatte. Das erste Geschwader überquerte das Niemandsland in Richtung Mandelbaumtor, um den Munitionshügel – auf dem sich Allenbys Arsenal befunden hatte – in heftigen Gefechten einzunehmen, die 75 jordanische und 35 israelische Todesopfer forderten. Die Fallschirmjäger rückten zügig durch Sheikh Jarrah, an der Amerikanischen Kolonie vorbei bis zum Rockefeller-Museum vor, das um 7.27 Uhr fiel.
    Die Jordanier hielten noch immer das Auguste-Viktoria-Hospital, das strategisch günstig zwischen Skopusberg und Ölberg lag, und der König versuchte verzweifelt, die Altstadt zu retten, indem er eine Waffenruhe anbot, aber es war zu spät. Nasser rief an, um Hussein vorzuschlagen, sie sollten behaupten, die USA und Großbritannien hätten die Araber besiegt, nicht allein die Israelis.
    Hussein raste in einem Geländewagen ins Jordantal und stieß dort auf seine Truppen, die sich auf dem Rückzug von Norden befanden. In der Altstadt postierten die Jordanier, die seit 1948 ihr Hauptquartier im Armenischen Kloster hatten, jeweils fünfzig Männer an jedem Tor und warteten ab. Die Israelis wollten das Auguste-Viktoria-Hospital angreifen, aber ihre Panzer bogen falsch ab ins Kidrontal und gerieten vor dem Löwentor in ein heftiges Gefecht, bei dem sie fünf Männer und vier Panzer in der Nähe des Gartens Gethsemane verloren. Sie suchten Schutz im tiefer gelegenen Hof des Mariengrabes. Nach wie vor war die Altstadt noch nicht eingekesselt.
    Dayan fuhr zu Narkiss auf den Skopusberg mit Blick auf die Altstadt. »Was für eine himmlische Aussicht«, sagte er, gab aber immer noch nicht die Genehmigung zum Angriff. Im Morgengrauen des 7.Juni bereitete der UN-Sicherheitsrat eine Resolution vor, die eine Waffenruhe forderte. Menachem Begin forderte Eshkol auf, auf einen unverzüglichen Angriff auf die Altstadt zu drängen. Plötzlich drohte Dayan die Zeit davonzulaufen. Er befahl Rabin, »das schwierigste und begehrteste Kriegsziel« einzunehmen.
    Zunächst bombardierten die Israelis den Auguste-Viktoria-Kamm mit Napalm. Die Jordanier ergriffen die Flucht. Anschließend nahmen israelische Fallschirmjäger den Ölberg ein und rückten in Richtung Garten von Gethsemane vor. »Wir besetzen die Höhen oberhalb der Altstadt«, wies der Kommandeur der Fallschirmjäger, Oberst Motta Gur, seine Männer an. »In Kürze stürmen wir. Die Altstadt von Jerusalem, von der wir seit Generationen geträumt und die wir angestrebt haben – wir werden sie als Erste betreten. Das jüdische Volk erwartet unseren Sieg. Ihr könnt stolz sein. Viel Glück!«
    Um 9.45 Uhr nahmen die israelischen Sherman-Panzer das Löwentor unter Beschuss, zerstörten den Bus, der es blockierte, und sprengten das Tor auf. Unter jordanischem Streichfeuer stürmten die Israelis das Tor. [185] Die Fallschirmjäger stürmten die Via Dolorosa, und Oberst Gur drang mit einer Gruppe auf den Tempelberg vor. »Da bist du

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