Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
der Königliche Eber die Juden 617 aus Jerusalem. Nehemia leistete Widerstand, wurde aber besiegt und in Emmaus bei Jerusalem hingerichtet.
Die Stadt gelangte wieder in die Hand der Christen. Nun war es erneut an den Juden, zu leiden. Sie verließen Jerusalem wie zuvor die Christen durch ein Osttor und zogen nach Jericho. Die Christen fanden die Heilige Stadt verwüstet vor: Der Priester Modestos, der in Abwesenheit des Patriarchen die Gemeinde leitete, restaurierte energisch die zertrümmerte Grabeskirche, aber die Stadt wurde nie wieder so prachtvoll wie zu Zeiten Konstantins und Justinians.
Seit Titus hatten die Juden dreimal die Gelegenheit zu ungehinderten Gebeten zwischen den Trümmern des Tempels genutzt – wahrscheinlich unter bar Kochba, mit Sicherheit aber unter Julian und Chosrau –, aber nun sollten sie 1350 Jahre lang nicht mehr über die Tempelstätte bestimmen dürfen. Was den Triumph der Perser angeht, so sahen sie sich einem dynamischen jungen Kaiser des Byzantinischen Reiches gegenüber, der den Namen Herkules verdient zu haben schien. [74]
Heraklius: Der erste Kreuzritter
Groß und blond, wie er war, füllte er die Rolle eines Erlösers des Kaiserreichs voll und ganz aus. Heraklius, der Sohn des Statthalters von Afrika mit armenischen Wurzeln, hatte 610 die Macht ergriffen, als der Osten bereits zum großen Teil in persischer Hand war und alles so aussah, als könne es gar nicht mehr schlimmer kommen – aber es kam noch schlimmer. Heraklius unternahm einen Gegenangriff, wurde aber vom Königlichen Eber besiegt, der anschließend Syrien und Ägypten eroberte und Konstantinopel angriff. Heraklius bot einen demütigenden Frieden an, der ihm Zeit gab, die byzantinischen Kräfte zu sammeln und seine Rache zu planen.
Am Ostermontag 622 segelte Heraklius mit seiner Armee nicht (wie erwartet) durch das Schwarze Meer zum Kaukasus, sondern an der ionischen Mittelmeerküste entlang in die Bucht von Issus, marschierte von dort landeinwärts und besiegte den Königlichen Eber. Noch während die Perser Konstantinopel bedrohten, trug Heraklius den Krieg in ihr Stammland. Ein Jahr später wiederholte er diesen Trick und marschierte mit seiner Armee durch Armenien und Aserbaidschan bis vor Chosraus Palast in Ganzak. Der Schah trat den Rückzug an. Heraklius überwinterte in Armenien und verhinderte 625 in einem virtuosen militärischen Schachzug, dass drei persische Armeen sich vereinen konnten, bevor er eine nach der anderen aufrieb.
In diesem Krieg wilder Spielchen und globaler Ambitionen konnte der Schah das Blatt erneut wenden, indem er einen General ausschickte, den Irak zu erobern, und dem Königlichen Eber befahl, sich mit dem marodierenden Nomadenstamm der Awaren zusammenzuschließen und Konstantinopel einzunehmen. Der Schah, der sich der »Edelste der Götter, König und Herr der ganzen Erde« nannte, schrieb an Heraklius: »Du sagst, du vertraust auf Gott; warum hat er mir dann nicht Caesarea, Jerusalem und Alexandria aus der Hand genommen? Könnte ich nicht auch Konstantinopel zerstören? Habe ich nicht deine Griechen vernichtet?« Heraklius entsandte eine Armee in den Irak, eine weitere zur Verteidigung der Hauptstadt und führte persönlich ein Söldnerheer mit 40 000 türkischen Reitern, den nomadischen Chasaren, an.
Die Perser und Awaren belagerten Konstantinopel zu beiden Seiten des Bosporus, aber der Schah war eifersüchtig auf den Königlichen Eber. Die überbordende Arroganz und die einfallsreichen Grausamkeiten des Herrn der ganzen Erde entfremdeten ihm bereits seine eigenen Adeligen. Der Schah befahl dem Stellvertreter des Königlichen Ebers in einem Brief, den General zu töten und das Kommando zu übernehmen. Heraklius fing diesen Brief ab und lud den Eber zu einem Treffen ein, bei dem er ihm das Schreiben zeigte; sie schlossen ein Geheimbündnis, und Konstantinopel war gerettet.
Der Königliche Eber zog sich nach Alexandria zurück und regierte Syrien, Palästina und Ägypten. Heraklius fuhr mit seiner Armee über das Schwarze Meer an den Kaukasus und fiel mit seinen chasarischen Reitern in Persien ein. Er manövrierte die persischen Truppen aus, forderte drei Perser zum Duell heraus und tötete sie; anschließend besiegte er ihre Armee und machte erst kurz vor der Hauptstadt des Schahs halt. Chosraus irregeleitete Kompromisslosigkeit vernichtete ihn. Er wurde verhaftet und in ein Verlies gebracht, in das Haus der Finsternis, wo man seinen Lieblingssohn vor seinen Augen tötete
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