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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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»Simon, Erbauer des Tempels«), zeugte von einem hervorragenden Sinn für Raumgliederung und Dramaturgie. Herodes’ Tempel war atemberaubend und ehrfurchtgebietend: »Auf allen Seiten mit schweren goldenen Platten bekleidet, schimmerte er bei Sonnenaufgang im hellsten Feuerglanz und blendete das Auge.« Kam man vom Ölberg nach Jerusalem, ragte er auf »wie ein schneebedeckter Hügel«. Das war der Tempel, den Jesus kannte und Titus zerstörte. Herodes’ künstliches Plateau ist als der islamische Haram al-Sharif erhalten geblieben und ruht an drei Seiten auf Herodes’ Steinquadern, die auch heute noch in der Sonne strahlen, vor allem in der von Juden verehrten Westmauer.
    Sobald das Heiligtum und das künstliche Plateau fertig waren – angeblich regnete es tagsüber nie, so dass die Arbeiten nicht in Verzug kamen –, opferte Herodes, der das Allerheiligste nicht betreten durfte, da er kein Priester war, zur Feier der Fertigstellung 300 Ochsen. [49] Er hatte den Höhepunkt seines Lebens erreicht. Aber seine unbestreitbare Größe sollte von seinen eigenen Kindern in Frage gestellt werden, als sich die Verbrechen der Vergangenheit wiederholten und die Erben der Zukunft verfolgten.
    Herodes’ Prinzen: Die Familientragödie
    Mittlerweile hatte Herodes mindestens zwölf Kinder von seinen zehn Ehefrauen. Die meisten von ihnen ignorierte er offenbar, bis auf seine beiden Söhne von Mariamne, Alexander und Aristobulos. Sie waren halb Makkabäer, halb Herodier und sollten seine Nachfolge antreten. Er schickte sie nach Rom, wo Augustus persönlich ihre Erziehung überwachte. Nach fünf Jahren holte Herodes die beiden halbwüchsigen Prinzen in die Heimat, um sie zu verheiraten: Alexander heiratete die Tochter des Königs von Kappadokien, Aristobulos eine Nichte von Herodes. [54]
    Marcus Agrippa kam 15 v.Chr. mit seiner neuen Frau Julia, Augustus’ nymphomanischer Tochter, nach Jerusalem, um Herodes’ Stadt zu inspizieren. Agrippa war Augustus’ Partner, Sieger der Schlacht von Actium und bereits mit Herodes befreundet, der ihm nun stolz Jerusalem zeigte. Er wohnte in den nach ihm benannten Gemächern in der Zitadelle und gab dort Festbankette zu Ehren von Herodes. Augustus bezahlte bereits ein tägliches Opfer an Jahwe im Tempel, dennoch opferte Agrippa nun hundert Ochsen. Es gelang ihm, mit so viel Taktgefühl aufzutreten, dass selbst die heiklen Juden ihm Anerkennung zollten, indem sie seinen Weg mit Palmzweigen schmückten und ihre Kinder nach ihm benannten. Anschließend tourten beide mit ihren Flotten durch Griechenland. Als dort ansässige Juden sich über Repressionen der Griechen beschwerten, unterstützte Agrippa die jüdischen Rechte, worauf Herodes sich bei ihm bedankte und die beiden sich als Ebenbürtige umarmten. [50] Als Herodes jedoch von seiner freundschaftlichen Tour mit dem römischen Potentaten zurückkam, sah er sich Angriffen seiner eigenen Kinder ausgesetzt.
    Die Prinzen Alexander und Aristobulos, die den Schliff einer römischen Erziehung genossen und das gute Aussehen und die Arroganz beider Elternteile geerbt hatten, warfen ihrem Vater bald das Schicksal ihrer Mutter vor und verachteten die Herodier wegen ihrer gemischten Abstammung ebenso wie Mariamne. Besonders snobistisch war Alexander, der mit einer Königstochter verheiratet war; die beiden jungen Männer mokierten sich über Aristobulos’ herodische Frau, womit sie deren Mutter, ihre gefährliche Tante Salome, beleidigten. Sie prahlten, wenn sie erst Könige wären, wollten sie Herodes’ Ehefrauen mit den Sklaven arbeiten lassen und Herodes’ andere Söhne als Diener einsetzen.
    Alles das berichtete Salome nun Herodes, der wütend und beunruhigt über die Undankbarkeit und den Verrat dieser verwöhnten Prinzen war. Antipater, seinen ältesten Sohn von seiner ersten Ehefrau, Doris, hatte Herodes lange links liegenlassen. Nun, 13 v.Chr., erinnerte er sich an ihn und bat Agrippa, Antipater und ein versiegeltes Dokument mit nach Rom zu nehmen: Es war sein Testament, mit dem er die beiden Jungen enterbte und das Königreich Antipater vermachte. Aber die Vernachlässigung durch den Vater und der Neid auf die Brüder hatten den neuen Erben, der vermutlich Mitte der zwanziger Jahre war, verbittert. Gemeinsam mit seiner Mutter beschloss er, die enterbten Prinzen zu vernichten und bezichtigte sie des Verrats.
    Herodes bat Augustus, der damals in Aquilea an der Adria war, über die drei Prinzen zu urteilen. Augustus versöhnte Vater und Söhne

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