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Jerusalem

Titel: Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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bereit.«
    Der Schreiber des Generals wirbelte sein Pferd herum und hetzte davon. Die Reiter drängten sich aus dem Gebüsch zur Straße, bildeten eine Linie und folgten dem weißhaarigen Anführer, der den Zeltpflöcken und Spannseilen auswich und an den angepflockten Pferden eines Teils von Raimunds ritterlichem Gefolge. Das Trommeln des Hufschlags wurde lauter und warf in der Waldschneise Echos. Fahl zeichnete sich das Morgengrauen ab. Einzelne Bäume standen unbeweglich davor wie schwarze Schnitzereien. Die Reiter trabten, der nunmehr leeren Fahrspur folgend, nach rechts, dann in die Gegenrichtung, schließlich bogen sie auf das gerade Stück ein. Das schnelle Hufpoltern vor ihnen war lauter geworden, die Tiere keuchten, und die Sättel knarrten, als die Reiter aus dem Zwielicht hervorstoben. Der zweite Reiter stand in den Steigbügeln und hielt die Fahne Bohemunds, die abgehetzten Pferde schäumten und dampften.
    Berenger und Rutgar ritten den Ankömmlingen scharf entgegen, zügelten die Pferde und hoben die Arme.
    »Langsam!«, rief Berenger. »Haltet an! Ihr galoppiert in unser Lager hinein ...«
    »Die Sarazenen!«, rief der Anführer und riss am Zügel. Sein Pferd bäumte sich auf und sank mit zitternden Vorderläufen zurück. »Bohemund schickt uns. Wir sind in Not! Tausende und Abertausende! Ihr müsst uns helfen, um der Gnade Gottes willen!«
    Schrecken durchfuhr die Kundschafter. Sie ritten auseinander, bildeten zwei Reihen und ließen die Ankömmlinge weitergaloppieren. Binnen weniger Schritte fielen die keuchenden Tiere in Trab. Berenger fragte laut und aufgeregt: »Wie lange seid ihr geritten?«
    »Gut fünf Stunden, vier-, fünfmal im Galopp. Dann war's zu dunkel.«
    Berenger packte den Fahnenträger am Arm, Rutgar zog den Anführer des kleinen Trupps zur Seite, ritt an und rief:
    »Dort vorn gibt's Wasser! Wir bringen euch zu Raimund und Le Maisné. Hinter uns her, Freunde!«
    Hundertfünfzig Schritte weiter auf der ansteigenden Straße stießen sie auf Wachen, die ihnen mit gezogenen Schwertern entgegenrannten. Berenger galoppierte weiter und schrie: »Herr Bohemund und seine Vasallen brauchen Hilfe! Sattelt die Pferde! Wacht auf, legt die Rüstungen an! Trompeter! Signale blasen!«
    Boten und Kundschafter ritten lärmend an den Seiten des lang gestreckten Lagers, an Hugo von Vermandois' und Hartmann von Dillingens Zelten vorbei. Halbnackte Männer rannten herum und brüllten Befehle.
    In gewohnter Schnelligkeit waren Tatikios' übrige Kundschafter und die Männer des Butumites auf den Beinen. Berenger winkte einen Anführer heran.
    Binnen kurzer Zeit herrschte Wirrwarr. Trompetensignale weckten die Langschläfer. Die Kriegsknechte stolperten fluchend zu den Pferden, schleppten Sättel und halfen den Herren in die Kettenhemden. Aber das Chaos dauerte nur so lange, bis sich die Gepanzerten zu Gruppen zusammenfanden, bis die Fahnenträger im Sattel saßen und Berengers aufgeregtem Winken folgten.
    »Drei, vier von euch reiten zum Bischof von Le Puy!«, schrie Berenger. »Sagt ihm, dass die Christen in Not sind. Es eilt! Er soll seinen Tross zurücklassen und mit allen Bewaffneten nach Dorylaion eilen!«
    Vier Männer sattelten ihre Pferde, rafften Schild, Bogen und Köcher an sich, saßen auf und bahnten sich einen Weg durch die umherhastenden Frauen und Männer, die ihre Habe zusammenpackten. »Rutgar! Her zu mir!«, rief Berenger.
    Seite an Seite sprengten Godefroy von Bouillon und Hugo von Vermandois im Zickzack durch das Lager. Ihre Fahnenträger folgten ihnen, noch halb verschlafen; mehr und mehr Männer stiegen auf die Pferderücken und schlossen sich ihnen an. Die Zahl der Lanzenspitzen, die im Morgenlicht funkelten, wuchs an, und eine knappe halbe Stunde danach hatte Berenger alle seine Reiter um sich versammelt. Er deutete auf Chersala und sagte streng: »Wir folgen den Rittern. Du und Arkadios - sammelt den Tross und kommt uns nach. Kehrt um und verbergt euch, wenn ihr seht, dass die Seldschuken siegen.«
    Arkadios nickte heftig und lenkte sein Pferd durch die aufgeregten Menschen, Chersala und Rutgar sahen ein, dass es zwecklos war, ihrem Anführer widersprechen zu wollen. Drogo von Nesle und ein Dutzend gepanzerter Reiter trabten mit hochgereckten Lanzen an den Kundschaftern vorbei und ritten in Dreierreihen auf der Straße außer Sicht. Das Tal war erfüllt von den schrillen Trompetensignalen und vom Lärm des Ausbruchs. Die Zahl berittener Männer nahm zu, im Gewimmel bildeten sich

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