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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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denken!
    Jetzt gab es nur noch eins, ich musste an Marc denken. Immerhin hatten die Restgefühle für ihn dazu geführt, dass ich Sven am Altar stehengelassen hatte. Ich dachte an Marc   … an sein Aussehen   … sein Charisma   … das aber nicht mit dem von Joshua zu vergleichen war   … denn Joshua hatte eine tollere Aura   … und er war ein gütigerer Mensch   … und hatte eine tollere Stimme   … und diese Augen   … diese Augen   … Augen   … Augen   … Augen   …
    O nein! Joshua war zwar verrückt, aber selbst Marc konnte ihn nicht aus meinen Gedanken verdrängen. Meine Schwester hatte recht: Wenn sich jemand in die falschen Männer verlieben konnte, dann war ich das.

17
    «Jesus?!?» Kata bekam am Frühstückstisch einen tierischen Lachanfall, und ich ärgerte mich, dass ich ihr überhaupt von dem gestrigen Date erzählt hatte. Nach einer ziemlich langen Minute hörte sie endlich auf zu lachen und sah mich plötzlich bierernst an: «Hast du schon einen Schwangerschaftstest gemacht?»
    «Ich war nicht mit ihm im Bett!», antwortete ich empört.
    «Aber es gibt doch die Unbefleckte Empfängnis», sagte Kata und lachte sich wieder schlapp.
    Ich bewarf sie mit einem Brötchen. Und einem Löffel. Und einem Eierbecher. Sie hörte erst auf zu lachen, als ich das Marmeladenglas in die Hand nahm.
    «Das ist nicht lustig», motzte ich.
    «Nein, natürlich nicht», prustete Kata und lachte wieder los.
    Als sie sich endlich beruhigt hatte, griff sie nach einem Brötchen, um es zu schmieren, und verzog dabei das Gesicht. Sie hatte wieder einen stechenden Kopfschmerz.
    «Das liegt jetzt aber nicht am Rotwein», stellte ich besorgt fest.
    «Doch», wiegelte Kata eine leichte Spur zu heftig ab.
    «Wann hast du deine nächste Routineuntersuchung?», fragte ich.
    «In drei Wochen.»
    «Kannst du die nicht vorziehen?»
    «Es ist nichts.»
    «Und wenn doch?» Ich hatte echt Angst um sie.
    «Dann», grinste Kata, «kann dein Jesus mich ja wunderheilen.»
    Ich warf Kata noch ein Brötchen an den Kopf.
    Da klingelte es. Wir sahen durch das Küchenfenster: Vor der Tür stand Joshua mit seinem Handwerkskoffer.
    «Wenn man vom Messias spricht   …», witzelte Kata und schlürfte ihren Kaffee.
    «Muss ich mir jetzt den Rest des Tages Jesus-Jokes anhören?», wollte ich wissen.
    «Einige kannst du auch in den nächsten Comicstrips lesen», erwiderte Kata.
    Es klingelte nochmal.
    «Willst du Gottes Sohn nicht die Tür öffnen?», fragte sie mich.
    «Nein, ich will Urologens Tochter hauen», lächelte ich, mehr sauer als süß.
    «So viel Wut würde Jesus aber gar nicht gefallen», tadelte Kata. Sie schnappte sich den «Malenter Kurier», bei dem ich nur noch fünf Tage Urlaub hatte, und überließ es mir, an die Tür zu gehen. Papa konnte dem Zimmermann ja nicht öffnen. Er holte gerade mit Swetlana deren Blag vom Hamburger Flughafen ab. Seufzend stand ich auf, ging zur Haustür, öffnete sie und war von dem Anblick erstaunt: Joshua war vollkommen unversehrt: kein blaues Auge mehr, keine Kratzer, keine dicke Lippe.
    «Guten Morgen, Marie», begrüßte er mich. Er freute sich sichtlich, mich wiederzusehen. Und sein freudiges Lächeln ließ meine Knie wieder ganz weich werden.
    «Ich bin nun bereit, mit dir zu hobeln», sagte er feierlich.
    Aus der Küche hörte ich Katas Lachanfall.
    Ich schloss die Küchentür und sagte zu Joshua: «Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.»
    «Du glaubst mir nicht, dass ich Jesus bin», stellte er fest.
    Warum konnte er nicht einfach sagen: Du, die ganze Jesus-Nummer war ein ziemlich dummer Scherz. Den habe ich nur gemacht, weil ich ein oller Kiffer bin?
    Damit hätte ich sehr gut leben können. Darauf hätte man eine gemeinsame Zukunft aufbauen können.
    «Dir fehlt der Glaube», merkte Joshua sachlich an.
    Und dir eine Zwangsjacke, dachte ich.
    «Hör zu, wenn du wirklich Jesus bist», sagte ich gereizt, «dann spring doch von einer Garage.»
    «Wie bitte?» Joshua war doch mild erstaunt.
    «Oder verwandele Wasser in Wein oder geh über einenSee, oder verwandele den See in Wein und mach die Menschen damit glücklich. Oder sorg dafür, dass es Süßstoff gibt, der schmeckt», forderte ich ihn auf.
    «Ich glaube, du missverstehst, warum Wunder geschehen», antwortete er streng. Dann ging er mit unterdrücktem Zorn an mir vorbei die Treppe in den ersten Stock hinauf.
    Was bildete der sich ein, mich einfach so abzukanzeln? Am liebsten hätte ich auch ihm ein Marmeladenglas

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