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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Gott?»
    «Ich hoffe auf den gütigen, aber wenn man sich auf der Welt so umschaut   …»
    Weiter redete er nicht. Zweifel an seinem eigenen Glaubenwollte er nicht formulieren, um ihnen keine Gestalt zu geben.
    Die Faktenlage war für mich jedenfalls unangenehm klar: Jesus war auf Erden und meinte, dass man seine Aufgabe, auf die er sich nun vorbereiten musste, in der Bibel nachlesen konnte. Das mit dem Jüngsten Gericht war dann wohl seine Aufgabe. Die Welt, wie ich sie kannte, würde untergehen. Und in diesem blöden Buch des Lebens standen sicher noch mehr üble Dinge über mich drin. Würde ich also auf ewig im Feuersee landen?

31
    Unterdessen
    Gabriel hatte sich die ganze Nacht Sorgen um Jesus gemacht. Keine Sorgen, dass ihm was passiert sei, nein, sondern dass diese unselige Marie ihm den Kopf verdreht hatte und damit Gottes Pläne durcheinanderwirbelte. Er machte sich solche Vorwürfe, dass er den Messias hatte ziehen lassen und ihm danach nicht gefolgt war. Aber die Nacht mit Silvia war einfach zu wunderbar gewesen. Sein Fleisch war nun mal nicht nur alt, es war schwach und äußerst willig.
    Als Jesus dann endlich um sieben Uhr morgens ins Pfarrhaus trat, hatte Gabriel große Mühe, ihn nicht ähnlich zu behandeln wie seine Konfirmanden auf Jugendfreizeit. So ruhig wie möglich, aber dennoch einen Hauch zu streng, fragte er Jesus: «Wo bist du gewesen?»
    «Salsa tanzen» , kam die Antwort.
    Gabriel brauchte eine Weile, bis er seinen Mund wieder schließen konnte.
    «Es war sehr schön» , befand Jesus und lächelte dabei verklärt.
    Mein Gott, fragte sich Gabriel, wurde sein absurder Verdacht wahr, hatte der Messias tatsächlich Gefühle für Marie? Die, die Gabriel im Konfirmandenunterricht mit ihrem Gegreine über Liebeskummer beinahe dazu gebracht hätte, ihr einen Konfessionswechsel nahezulegen? Nur damit er sie nicht weiter ertragen musste.
    Gabriel musste einfach erfahren, was los war. Jesus hatte eine Aufgabe zu erfüllen, da durften ihm einfach keine Gefühle dazwischenkommen!
    «Du   … du empfindest etwas für diese Frau?» , fragte Gabriel vorsichtig.
    Jesus war von dieser Frage unangenehm berührt. Er wollte über seine Emotionen nicht reden, aber da er in seinem Leben auch noch nie gelogen hatte und es auch diesmal nicht tun wollte, sagte er: «Sie berührt mich, wie es lange niemand mehr getan hat.»
    Gabriel wollte schreien! Wollte durchdrehen! Mit Engelskräften in die Vergangenheit reisen und dafür sorgen, dass Marie nie geboren wurde! Aber da er ja kein Engel mehr war, sondern nur noch ein Mensch, fragte er lediglich: «Wie   … wie kann das sein?»
    «Seit ich ein kleiner Junge war, sah jeder in mir nur den Sohn Gottes» , erklärte Jesus, «aber Marie   … sie   … sie sieht in mir etwas anderes.»
    «Einen Salsa-Tänzer?» , fragte Gabriel bitter.
    «Einen ganz normalen Menschen.»
    «Du bist aber kein normaler Mensch!» , protestierte Gabriel.
    «Das hab ich ihr auch gesagt» , schmunzelte Jesus.
    «Und Marie   …?» , fragte Gabriel.
    «Wollte das nicht hören.»
    «War ja klar» , schnaubte Gabriel.
    «Für eine ganz kurze Zeit fühlte ich mich gänzlich unbeschwert» , erklärte Jesus und lächelte. Gabriel mochte es kaum glauben und schnaubte erneut.
    «Ich habe von ihr sogar etwas gelernt» , sagte Jesus.
    «Wie man die Hüften schwenkt?»
    «Auch. Aber ich habe vor allen Dingen von Marie gelernt» , fuhr Jesus fort, «dass man den Menschen beibringen kann, sich selbst zu verzeihen.»
    Gabriel hörte auf zu schnauben. Das war überraschenderweise weise. Obwohl es von Marie kam. Sie   … sie hatte   … tatsächlich den Messias was gelehrt   … unfassbar!
    «Und sie gab mir auch Trost» , sagte Jesus wehmütig.
    Gabriel kannte diesen Blick. Es war der gleiche, den Jesus stets gehabt hatte, wenn Maria Magdalena in seiner Nähe gewesen war. Es war dieser unselige «Ich brauche auch einen Menschen in meinem Leben»-Blick.
    Jesus hatte tatsächlich Liebesgefühle für Marie! Vielleicht war er sich selbst nicht ganz darüber im Klaren, ihm fehlte ja in solchen Dingen die Erfahrung, aber Marie hatte sein Herz berührt. Das war nun ganz klar!
    Die Liebe war wohl wirklich das Skurrilste, was sich Gott je ausgedacht hatte. Dass sie seinen eigenen Sohn jedoch gleich zweimal treffen würde, damit hatte der Allmächtige wohl sicher nicht gerechnet.
    Oder etwa doch? Immerhin wurde er ja der Allmächtige unter anderem auch deswegen genannt, weil er der Allwissende war. Gabriel

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