Jesus liebt mich
apokalyptischen Reiterspiele aufmerksam machte: «Wir werden doch die Endschlacht garantiert verlieren, Gott ist doch stärker als du, oder?»
«Wir werden sie nicht verlieren» , entgegnete Satan.
«Es steht aber geschrieben, dass wir gegen Jesus verlieren werden und dass wir bei lebendigem Leibe in den Feuersee geworfen werden» , gab nun auch der Turnschuhpfarrer ängstlich zu bedenken, während Sven bei dieser Aussicht begann, nervös an seinen Fingernägeln zu knabbern.
«Das wird nicht passieren» , erklärte Satan streng und wollte nun die letzten Stufen der Gangway nehmen.
«Aber vielleicht bist du ein Werkzeug Gottes, so wie wir Reiter deine sind» , ließ Kata nicht locker. Satans schwarze, weibliche Stirn legte sich daraufhin in Falten. Die ihn so faszinierende Frau hatte einen Nerv getroffen, hegte er diesen Zweifel doch schon selber seit langem, genauer gesagt, seit seiner Zeit als Schlange im Paradies bei Adam und Eva. Schon damals bei der Apfelaffäre war Satan das Gefühl nicht ganz losgeworden, dass er von dem Herrn da oben im Himmel irgendwie nur benutzt wurde.
«Du spielst doch Gott mit allem, was du tust, in die Hände» , erklärte Kata.
Satan blieb stehen, die wunderschöne Zeichnerin hatte recht: Er bereitete alles genau nach Fahrplan vor, und wenn er so weitermachte, würde er wohl auch genau nach Fahrplan verlieren.
«Das ist wohl wahr» , räumte er nach langem Grübeln ein.
Kata konnte es kaum glauben, sie hatte tatsächlich Zweifel bei Satan gesät.
«Wir werden nicht nach Jerusalem fliegen» , verkündete er.
Katas Hoffnung wuchs, konnte es wirklich so einfach sein?
«Und wir werden auch nicht nächste Woche Dienstag die Endschlacht beginnen.»
Kata jubelte innerlich, es war so einfach! Sie hatte Satan von seinen Plänen abgehalten. Doch mitten in ihrem inneren Jubel
verkündete der: «Wir beginnen den Krieg gegen das Gute schon heute! In Malente!»
Und Kata dachte bei sich: Das läuft nicht ganz so wie erhofft.
«Ihr bekommt sofort eure Pferde!» , kündigte Satan an.
«Pferde?» , fragte Kata, die Pferde schon gehasst hatte, als ihre Klassenkameradinnen noch ihre Zimmer mit Wendy-Pferde-Postern tapezierten.
«Ihr heißt ja nicht die apokalyptischen Fußgänger» , scherzte Satan, wie Kata fand, eher mau, und erklärte ihr: «Ich habe dich zur zweitmächtigsten Reiterin gemacht.»
Eine Tatsache, die Sven und den Turnschuhpfarrer schwer eifersüchtig machte.
«Nur zur zweitmächtigsten, ich bin nicht deine Favoritin?» , fragte Kata bissig.
«Doch, das bist du. Aber der Platz des mächtigsten Reiters ist schon vergeben. Darauf habe ich keinen Einfluss. Es ist jemand, der schon seit Anbeginn der Zeiten auf der Erde wandelt» , erklärte Satan mit einer Stimme, die Kata erschauern ließ.
«Ich möchte dir dieses Wesen gerne vorstellen» , sagte er und zeigte auf Marie, die zu Katas Erstaunen aus dem Learjet heraus auf die Gangway trat.
«Das hier ist der Reiter namens Tod» , verkündete Satan.
«Das ist meine Schwester» , erwiderte Kata verblüfft.
Satan aber grinste nur: «Der Tod nimmt gerne die Gestalt eines Menschen an, den er bald zu sich nehmen wird.»
50
Ich heulte lange auf meinem Bett, irgendwo zwischen einer halben und einer Zweidrittelewigkeit. Wenn ich nicht wegen Joshua weinte, dann wegen Kata, wenn ich nicht wegen Kata weinte, dann wegen Joshua. Es war eine Heulkarussellfahrt des Grauens. Von mir aus hätte die dusselige Welt sofort untergehen können, und mir war mittlerweile auch völlig egal, ob ich ins Himmelreich kam oder auf ewig im Feuersee verbrannte. Hauptsache, das hier hatte ein Ende.
«Marie?», sagte eine tiefe Stimme.
Im Türrahmen stand Pastor Gabriel, den ich gerade brauchte wie die
Titanic
einen zweiten Eisberg.
«Dein Vater hat mich reingelassen», erklärte er und fragte dann: «Weinst du?»
«Nein, ich wässere die Zimmerpflanzen», erwiderte ich.
Ich merkte, dass Gabriels Anwesenheit doch etwas Gutes hatte. Vor ihm wollte ich nicht länger flennen und fand daher die Kraft aufzuhören.
«Ist es wegen Jesus?», fragte Gabriel und setzte sich zu mir auf das Bett, obwohl ich ihn nicht dazu aufgefordert hatte. «Er hat mir erzählt, dass du ihn abgewiesen hast.»
Hatte Joshua den Pastor vielleicht zu mir geschickt, um mich nochmal umzustimmen? Vielleicht akzeptierte er ja mein Schlussmachen nicht und wollte nochmal um mich kämpfen. Es soll ja Männer geben, die sich von Frauen, die schwer zu kriegen sind, herausgefordert
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