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Jesus von Nazareth - Band II

Jesus von Nazareth - Band II

Titel: Jesus von Nazareth - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt XVI
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Priesterweihe der Söhne Aarons durch Einkleidung in die heiligen Gewänder und durch Salbung (29,1   –   9); beim Ritual des Versöhnungstages ist auch von einem Vollbad vor dem Anlegen der kultischen Bekleidung die Rede (Lev 16,4). Die Jünger Jesu werden geheiligt, geweiht „in der Wahrheit“. Die Wahrheit ist das Bad, das sie reinigt; die Wahrheit ist das Gewand und die Salbung, derer sie bedürfen.
    Diese reinigende und heiligende „Wahrheit“ ist letztlich Christus selbst. In ihn müssen sie eingetaucht sein, mit ihm gleichsam „umkleidet“ werden, und so sind sie an seiner Heiligung beteiligt, an seinem priesterlichen Auftrag, an seinem Opfer.
    Das Judentum hat nach dem Ende des Tempels auch seinerseits eine neue Deutung der kultischen Vorschriften suchen müssen. Es sah nun die „Heiligung“ im Erfüllen der Gebote – im Eintauchen in Gottes heiliges Wort und in den Willen Gottes, der sich darin ausdrückt (vgl. Schnackenburg,
Johannesevangelium
III, S.   211).
    Jesus ist im Glauben der Christen die Tora in Person, und so geschieht Heiligung in der Gemeinsamkeit des Wollens und des Seins mit ihm. Wenn es bei der Heiligung der Jünger in der Wahrheit letztlich um die Beteiligung an Jesu priesterlicher Sendung geht, dann dürfen wir in diesen Worten des Johannes-Evangeliums die Einsetzung des Priestertums der Apostel, des neutestamentlichen Priestertums erblicken, das im Tiefsten Dienst an der Wahrheit ist.

„Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht   …“
     
    E in weiteres grundlegendes Thema des Hohepriesterlichen Gebets ist die Offenbarung von Gottes Namen: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast“ (Joh 17,6). „Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin“ (17,26).
    Es ist klar, dass Jesus sich mit diesen Worten als der neue Mose vorstellt, der das zu Ende führt, was mit Mose am brennenden Dornbusch begonnen hat. Gott hatte dem Mose seinen „Namen“ offenbart. Dieser „Name“ war mehr als ein Wort. Er bedeutete, dass Gott sich anrufen ließ, in Gemeinschaft mit Israel getreten war. So wurdeim Laufe der Glaubensgeschichte Israels immer deutlicher, dass mit „Name Gottes“ seine „Immanenz“ gemeint war: seine Gegenwärtigkeit mitten unter den Menschen, in der er ganz da ist und doch alles Menschliche und Weltliche unendlich überschreitet.
    „Name Gottes“ bedeutet: Gott als unter den Menschen Gegenwärtiger. So wird vom Tempel zu Jerusalem gesagt, dass Gott dort „seinen Namen wohnen lässt“ (Dtn 12,11 u. ö.). Israel hätte nie gewagt, schlichtweg zu sagen: Da wohnt Gott. Es wusste, dass Gott unendlich groß war, alle Welt überragte und umfasste. Und doch war er wirklich da: Er selbst. Dies ist gemeint, wenn gesagt wird: „Er lässt dort seinen Namen wohnen.“ Er ist wirklich gegenwärtig und bleibt doch immer unendlich größer und unfassbar. Der „Name Gottes“ ist Gott selbst als der sich uns Schenkende; bei aller Gewissheit seiner Nähe und in aller Freude darüber bleibt er immer unendlich größer.
    Aus diesem Verstehen von Gottes Namen heraus spricht Jesus. Wenn er sagt, dass er den Namen Gottes offenbart habe und weiter offenbaren werde, so meint er damit nicht irgendein neues Wort, das er den Menschen als besonders angemessene Benennung für Gott mitgeteilt hätte. Die Offenbarung des Namens ist eine neue Weise der Gegenwärtigkeit Gottes unter den Menschen, eine neue radikale Weise, in der Gott bei den Menschen anwesend wird. In Jesus gibt Gott sich ganz in die Menschenwelt hinein: Wer Jesus sieht, sieht den Vater (Joh 14,9).
    Wenn wir sagen dürfen, dass die Immanenz Gottes im Alten Testament in der Weise des Wortes und der liturgischen Begehung gegeben war, so ist diese Immanenz nun ontologisch geworden: In Jesus ist Gott Mensch geworden. Gott ist in unser Sein selbst eingetreten. In ihmist Gott wirklich „Gott mit uns“. Die Inkarnation, durch die dieses neue Sein Gottes als Mensch Wirklichkeit geworden ist, wird durch sein Opfer zum Ereignis für die ganze Menschheit: Als Auferstandener kommt er neu, um alle zu seinem Leib, zum neuen Tempel zu machen. Die „Namensoffenbarung“ zielt darauf, dass „die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen“ (17,26). Sie zielt auf die Verwandlung des Kosmos, so dass er in Einheit mit Christus ganz neu Gottes wirkliche

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